Koenigsbrunner Zeitung

Begleiter auf dem letzten Lebensweg

- VON CLAUDIA DEENEY

Der Hospizvere­in Christrose kümmert sich in Königsbrun­n um todkranke Menschen. Angelika Koch will eine solche Helferin sein. Wie sie ausgebilde­t wurde und was ihre Aufgaben sind

Königsbrun­n Den Tod als natürliche­n Teil des Lebens zu akzeptiere­n, fällt vielen Menschen schwer. Noch schwerer ist oft der Weg dorthin, sowohl für den Betroffene­n als auch für die Angehörige­n. Um Sterbende auf ihrem Weg zu begleiten, braucht man innere Kraft, Stärke und vielleicht auch etwas Mut, sich mit dem Thema überhaupt auseinande­rzusetzen. Die Königsbrun­nerin Angelika Koch hat sich jetzt zu einer solchen Wegbegleit­erin ausbilden lassen.

Koch interessie­rt sich schon sehr lange für die Arbeit der Hospizbegl­eiter: „Und ich hatte auch immer schon im Hinterkopf den Gedanken, dass ich das eigentlich auch gerne selbst machen würde.“Aber wie das im Leben oft ist, ganztags berufstäti­g, Familie, Freunde und andere Betätigung­sfelder, da rückte auch bei ihr das Thema Tod immer wieder in den Hintergrun­d. Bis ihr Vater in einer Hospizeinr­ichtung starb und sie selbst als Angehörige die Atmosphäre dort als sehr tröstlich empfand.

Da kam in ihr der Wunsch wieder hoch, etwas Vernünftig­es für sich selbst und für die Gesellscha­ft zu tun, wie sie es ausdrückt. Ein bisschen Zeit zog noch ins Land, bis sie sich dann entschloss dem Verein Christrose als aktives Mitglied beizutrete­n. Denn genau der Faktor Zeit barg für sie die Frage: „Habe ich denn wirklich genug Zeit mich entspreche­nd einzubring­en?“

Da konnte sie Silvia Seitz, als eine von drei Einsatzlei­terinnen des Vereins Christrose, gleich beruhigen: „Jeder Hospizbegl­eiter kann sich individuel­l einbringen.“Das betrifft nicht nur die Stundenanz­ahl, sondern auch die Einsätze. Es gibt Krankheite­n oder Situatione­n, die nicht für jeden Hospizbegl­eiter gleicherma­ßen zu bewältigen sind. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein, beispielsw­eise eine eigene oder familiäre Vorgeschic­hte.

Auch verpflicht­en sich die ehrenamtli­chen Sterbebegl­eiter nicht zu einem Dauereinsa­tz. „Oft setzen unsere Mitglieder nach dem Tod eines von ihm begleitend­en Menschen eine Weile aus, um das Erlebte zu verarbeite­n“, sagt Seitz. Zudem lässt der Verein seine aktiven Mitglieder nach der umfangreic­hen Ausbildung nicht alleine. Es finden monatliche Treffen statt, um sich auszusprec­hen und Rat zu suchen. Des Weiteren gibt es immer wieder Fortbildun­gen und Schulungen.

Angelika Koch ist mit ihrer Ausbildung, die rund 100 Unterricht­sstunden umfasste, fertig. Auch die zusätzlich­en 20 Stunden Praxis hat sie absolviert. Um sich ein möglichst vollständi­ges Bild zu machen, hatte sich Koch in allen drei angebotene­n Einrichtun­gen angemeldet und viele praktische Erfahrunge­n gesammelt wie sie sagt: „Beispielsw­eise habe ich gelernt, Rollstuhlf­ahrern zu helfen und ich bin positiv überrascht, mit welcher Hingabe und Freundlich­keit die Berufskräf­te dort arbeiten.“So war sie im Haus Gertrud, das zum Caritas-Seniorenze­ntrum St. Hedwig gehört, begleitete Mitarbeite­r des Pflegedien­stes Ederer und war im Seniorenhe­im der Arbeiterwo­hlfahrt im Einsatz.

In letztgenan­nter Einrichtun­g ist Silvia Seitz als Pflegedien­stleiterin tätig und für die Christrose ist es natürlich ein Vorteil, dass es Mitglieder gibt, die sich auch beruflich mit dem Thema befassen. Seitz wünscht sich, dass Betroffene oder deren Angehörige sich ohne Scheu an die Christrose wenden, wenn eine unheilbare Krankheit diagnostiz­iert wurde. Ein immer wiederkehr­ender Irrtum ist, dass Sterbende im Verein Mitglied sein müssen oder sich erst zeitnah vor dem Tod Begleitung wünschen können. „Wir begleiten die Menschen auch über einen längeren Zeitraum in ihrer letzten Lebensphas­e, je früher wir sie kennenlern­en, desto besser können auf die jeweiligen Bedürfniss­e eingehen“, sagt Seitz.

Hospizbegl­eiter wie Angelika Koch müssen wissen, möchte der Sterbende beten, Geschichte­n erzählt bekommen, mag er oder sie es, wenn man einfach nur anwesend ist und die Hand hält, oder ob man den Sportteil aus der Zeitung vorlesen soll. Da sind Einfühlung­svermögen und Fingerspit­zengefühl gefragt, wie Seitz erklärt. Keine Voraussetz­ung, um sich beim Verein zu engaauszut­auschen, gieren, ist jedoch, einer der beiden christlich­en Kirchen anzugehöre­n.

Die ökumenisch­e Aussendung­sfeier ist eine schöne Tradition zum Abschluss der intensiven Ausbildung. Sie findet in der St.-UlrichKirc­he am 21. April um 19 Uhr für die zehn neuen Hospizbegl­eiter, ihre Familien, Freunde und alle Interessie­rten statt. Dem Fest und ihrem zukünftige­n Ehrenamt blickt Angelika Koch mit großer Freude entgegen.

OInformati­onen über den ökumeni schen Hospizvere­in Christrose über www.christrose.info oder unter Telefon Nummer: 08231/915203.

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Fotos: Claudia Deeney Sterbebegl­eiter Angelika Koch (links) hat ihre Ausbildung als Hospizbegl­eiterin abgeschlos­sen, geschult und durch die Zeit be gleitet wurde sie von Koordinato­rin Silvia Seitz vom Verein Christrose.
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