Wird die Gaststätte zum Sitzungssaal?
Gemeinde und VfL Kaufering machen sich Gedanken über die künftige Nutzung. Sie sind sich einig: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Die Geschichte eines Projekts, das von Anfang an kritisch gesehen wurde
Kaufering Das Vereinsheim an der Bayernstraße sollte eigentlich die Visitenkarte des VfL Kaufering werden. Doch nach der Fertigstellung des als „Lechau“bekannten Gebäudes mit Sporthalle im Jahr 2002 lief es vor allem finanziell nicht nach Plan. Bereits im Mai 2005 übernahm die Gemeinde den Schuldendienst für die Halle. Jetzt springt sie erneut ein, weil wegen fehlender Mieteinnahmen für Gaststätte und Pächterwohnung im Vereinsheim auf lange Sicht die Insolvenz des Vereins droht. Wie geht es weiter? Wir haben nachgefragt.
Bereits 2002 wurde mit der Gemeinde vereinbart, dass diese die Gebäude übernimmt, sollte es der VfL nicht mehr unterhalten können. Im Mai 2005 trat dieser Fall ein. Für die Sporthalle übernahm die Gemeinde aus dem Vereinsdarlehen einen Anteil von rund 600000 Euro. Mit dieser Umfinanzierung, so die Meinung der damaligen Vereinsführung und der Mehrheit des Gemeinderates mit Bürgermeister Klaus Bühler, sollte es dem Verein möglich sein, die verbleibende Immobilie finanziell aus eigener Kraft schultern zu können. Die Kritiker im Gemeinderat sprachen von einem Projekt, das von Beginn an auf tönernen Füßen gestanden habe. Auch innerhalb des Vereins wurde die Konstellation als problematisch angesehen. Im April 2012 sagte Schatzmeister Gerhard Himmelstoß: „Dass sich der ehemalige Vorstand vorgestellt hat, dass er mit den Einnahmen von der Gaststätte auch die Halle finanziert, ist sehr euphorisch gewesen.“
Die Tilgung der beiden Darlehen über die Pacht der Gaststätte gestaltete sich in den folgenden Jahren immer schwieriger. Wie berichtet, fehlen dem Verein seit September die Pacht- und Mieteinnahmen für die Gaststätte und die Pächterwohnung. Weil auch noch notwendige Ausgaben für Brandschutz und Renovierungen anstehen, zog der Vorstand um Vorsitzenden Bernhard Mödl die Reißleine und bat die Mitglieder darum, mit der Marktgemeinde in Verhandlungen über eine Übernahme treten zu dürfen.
Aktuell ist der Verein noch Eigentümer der Gaststätte Lechau, eines Nebenraums, der Pächterwohnung und eines Gymnastikraums. Auf der Ausgabenseite stehen die Raten für die Baudarlehen (190 000 Euro). Für die anstehenden Maßnahmen müsste ein Kredit von über 100000 Euro aufgenommen werden, sagt Vorsitzender Mödl. Auf der Habenseite stünden neben den Mitgliedsbeiträgen unter anderem die Rücklagen in Höhe von 120000 Euro. Es sei also eine Frage der Zeit, wie lange der Verein seinen Verpflichtungen nachkommen kann.
Müssen die Sportler befürchten, sich bald einen neuen Verein suchen zu müssen? Nein, sagt Markus Hunger, Abteilungsleiter der Fußballer und damit automatisch auch Mitglied im Beirat des Hauptvereins. „Aber es könnte zur Insolvenz kommen, wenn die Gemeinde das Gebäude nicht übernimmt.“Dass nicht alle Mitglieder mit dem Verkauf des Gebäudes einverstanden waren, als dies bei der Mitgliederversammlung bekannt gegeben wurde, hatte Hunger nicht überrascht. „Aber die Abstimmung, dass der Vorstand mit der Gemeinde in Verhandlung tritt, war ja dann doch einstimmig.“Auch für Hunger ist es „ärgerlich, dass wir uns von dem Gebäude, das wir ja eigentlich für uns gebaut haben, trennen müssen“. Wichtig sei aber nun, Entscheidungen zu treffen, „wie wir die Zukunft gestalten“. Im Übrigen könne es nicht sein, dass „wir uns mehr damit beschäftigen, wie wir die Immobilie halten als mit dem Sport“.
Dass die Abteilungen und Sportler aufgrund dieser Maßnahme nun mit finanziellen Einschnitten rechnen müssen, sieht Markus Hunger nicht: „Es ist möglich, dass der Bei- angepasst wird, aber das wurde schon immer so gehandhabt.“Der weitere Sportbetrieb sei, so Hunger, jedenfalls gesichert: „Dafür sind wir mit dieser Thematik rechtzeitig dran.“Auch Vorsitzender Bernhard Mödl sagt, dass die Mitgliedsbeiträge deswegen nicht erhöht werden.
Doch wie geht es mit der Immobilie weiter? Verein und Gemeinde werden jetzt gemeinsam einen Gutachter beauftragen, der den Zeitwert des Gebäudes schätzen wird. Und die weitere Nutzung? Bürgermeister Erich Püttner will das Thema „Gaststätte“auf jeden Fall weiterbehandeln. Es stelle sich aber die Frage der Größe. „Die Sportler brauchen einen Treffpunkt“, sagt er. Das hört auch Bernhard Mödl gerne, der auf ein „kleines Stüberl“in Ergänzung zur bereits bestehenden Geschäftsstelle hofft. Auch für die restliche Fläche der Gaststätte gibt es durchaus Überlegungen. Püttner und Mödl bringen eine Nutzung als Sitzungssaal für die Gemeinde ins Spiel. Doch das sei nur eine Option, die der Marktgemeinderat diskutieren müsse.
Vorsitzender Mödl ist froh, dass ihm die Mitglieder den Auftrag für Verhandlungen mit der Gemeinde gegeben haben. Seiner Meinung nach wurde die Gaststätte von Antragsrückfluss fang an zu groß konzipiert. „Wir haben allein neun Zapfanlagen, Standard sind vier oder fünf.“Auch die Küche sei viel zu aufwendig eingerichtet worden. Die Immobile binde mittlerweile zu viele Kräfte. Daher hofft er auch, dass diese Verantwortung wegfällt.
Dann sei es vielleicht auch einfacher, einen Nachfolger für das Amt des Vorsitzenden zu finden. Als Stellvertreter führte Mödl seit April 2015 kommissarisch den Verein, seit einem Jahr ist er offiziell Vorsitzender. Eigentlich sollte heuer neu gewählt werden, doch Mödl entschied sich, für die volle Periode bis 2019 zur Verfügung zu stehen. »Kommentar