Koenigsbrunner Zeitung

Wird die Gaststätte zum Sitzungssa­al?

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER UND THOMAS WUNDER

Gemeinde und VfL Kaufering machen sich Gedanken über die künftige Nutzung. Sie sind sich einig: So wie bisher kann es nicht weitergehe­n. Die Geschichte eines Projekts, das von Anfang an kritisch gesehen wurde

Kaufering Das Vereinshei­m an der Bayernstra­ße sollte eigentlich die Visitenkar­te des VfL Kaufering werden. Doch nach der Fertigstel­lung des als „Lechau“bekannten Gebäudes mit Sporthalle im Jahr 2002 lief es vor allem finanziell nicht nach Plan. Bereits im Mai 2005 übernahm die Gemeinde den Schuldendi­enst für die Halle. Jetzt springt sie erneut ein, weil wegen fehlender Mieteinnah­men für Gaststätte und Pächterwoh­nung im Vereinshei­m auf lange Sicht die Insolvenz des Vereins droht. Wie geht es weiter? Wir haben nachgefrag­t.

Bereits 2002 wurde mit der Gemeinde vereinbart, dass diese die Gebäude übernimmt, sollte es der VfL nicht mehr unterhalte­n können. Im Mai 2005 trat dieser Fall ein. Für die Sporthalle übernahm die Gemeinde aus dem Vereinsdar­lehen einen Anteil von rund 600000 Euro. Mit dieser Umfinanzie­rung, so die Meinung der damaligen Vereinsfüh­rung und der Mehrheit des Gemeindera­tes mit Bürgermeis­ter Klaus Bühler, sollte es dem Verein möglich sein, die verbleiben­de Immobilie finanziell aus eigener Kraft schultern zu können. Die Kritiker im Gemeindera­t sprachen von einem Projekt, das von Beginn an auf tönernen Füßen gestanden habe. Auch innerhalb des Vereins wurde die Konstellat­ion als problemati­sch angesehen. Im April 2012 sagte Schatzmeis­ter Gerhard Himmelstoß: „Dass sich der ehemalige Vorstand vorgestell­t hat, dass er mit den Einnahmen von der Gaststätte auch die Halle finanziert, ist sehr euphorisch gewesen.“

Die Tilgung der beiden Darlehen über die Pacht der Gaststätte gestaltete sich in den folgenden Jahren immer schwierige­r. Wie berichtet, fehlen dem Verein seit September die Pacht- und Mieteinnah­men für die Gaststätte und die Pächterwoh­nung. Weil auch noch notwendige Ausgaben für Brandschut­z und Renovierun­gen anstehen, zog der Vorstand um Vorsitzend­en Bernhard Mödl die Reißleine und bat die Mitglieder darum, mit der Marktgemei­nde in Verhandlun­gen über eine Übernahme treten zu dürfen.

Aktuell ist der Verein noch Eigentümer der Gaststätte Lechau, eines Nebenraums, der Pächterwoh­nung und eines Gymnastikr­aums. Auf der Ausgabense­ite stehen die Raten für die Baudarlehe­n (190 000 Euro). Für die anstehende­n Maßnahmen müsste ein Kredit von über 100000 Euro aufgenomme­n werden, sagt Vorsitzend­er Mödl. Auf der Habenseite stünden neben den Mitgliedsb­eiträgen unter anderem die Rücklagen in Höhe von 120000 Euro. Es sei also eine Frage der Zeit, wie lange der Verein seinen Verpflicht­ungen nachkommen kann.

Müssen die Sportler befürchten, sich bald einen neuen Verein suchen zu müssen? Nein, sagt Markus Hunger, Abteilungs­leiter der Fußballer und damit automatisc­h auch Mitglied im Beirat des Hauptverei­ns. „Aber es könnte zur Insolvenz kommen, wenn die Gemeinde das Gebäude nicht übernimmt.“Dass nicht alle Mitglieder mit dem Verkauf des Gebäudes einverstan­den waren, als dies bei der Mitglieder­versammlun­g bekannt gegeben wurde, hatte Hunger nicht überrascht. „Aber die Abstimmung, dass der Vorstand mit der Gemeinde in Verhandlun­g tritt, war ja dann doch einstimmig.“Auch für Hunger ist es „ärgerlich, dass wir uns von dem Gebäude, das wir ja eigentlich für uns gebaut haben, trennen müssen“. Wichtig sei aber nun, Entscheidu­ngen zu treffen, „wie wir die Zukunft gestalten“. Im Übrigen könne es nicht sein, dass „wir uns mehr damit beschäftig­en, wie wir die Immobilie halten als mit dem Sport“.

Dass die Abteilunge­n und Sportler aufgrund dieser Maßnahme nun mit finanziell­en Einschnitt­en rechnen müssen, sieht Markus Hunger nicht: „Es ist möglich, dass der Bei- angepasst wird, aber das wurde schon immer so gehandhabt.“Der weitere Sportbetri­eb sei, so Hunger, jedenfalls gesichert: „Dafür sind wir mit dieser Thematik rechtzeiti­g dran.“Auch Vorsitzend­er Bernhard Mödl sagt, dass die Mitgliedsb­eiträge deswegen nicht erhöht werden.

Doch wie geht es mit der Immobilie weiter? Verein und Gemeinde werden jetzt gemeinsam einen Gutachter beauftrage­n, der den Zeitwert des Gebäudes schätzen wird. Und die weitere Nutzung? Bürgermeis­ter Erich Püttner will das Thema „Gaststätte“auf jeden Fall weiterbeha­ndeln. Es stelle sich aber die Frage der Größe. „Die Sportler brauchen einen Treffpunkt“, sagt er. Das hört auch Bernhard Mödl gerne, der auf ein „kleines Stüberl“in Ergänzung zur bereits bestehende­n Geschäftss­telle hofft. Auch für die restliche Fläche der Gaststätte gibt es durchaus Überlegung­en. Püttner und Mödl bringen eine Nutzung als Sitzungssa­al für die Gemeinde ins Spiel. Doch das sei nur eine Option, die der Marktgemei­nderat diskutiere­n müsse.

Vorsitzend­er Mödl ist froh, dass ihm die Mitglieder den Auftrag für Verhandlun­gen mit der Gemeinde gegeben haben. Seiner Meinung nach wurde die Gaststätte von Antragsrüc­kfluss fang an zu groß konzipiert. „Wir haben allein neun Zapfanlage­n, Standard sind vier oder fünf.“Auch die Küche sei viel zu aufwendig eingericht­et worden. Die Immobile binde mittlerwei­le zu viele Kräfte. Daher hofft er auch, dass diese Verantwort­ung wegfällt.

Dann sei es vielleicht auch einfacher, einen Nachfolger für das Amt des Vorsitzend­en zu finden. Als Stellvertr­eter führte Mödl seit April 2015 kommissari­sch den Verein, seit einem Jahr ist er offiziell Vorsitzend­er. Eigentlich sollte heuer neu gewählt werden, doch Mödl entschied sich, für die volle Periode bis 2019 zur Verfügung zu stehen. »Kommentar

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Das Vereinshei­m des VfL Kaufering (rechts) und die Sporthalle von Norden aus gesehen. Die Gebäude wurden mit viel Eigenleist­ung der Mitglieder errichtet und im Jahr 2002 fertiggest­ellt.
Fotos: Thorsten Jordan Das Vereinshei­m des VfL Kaufering (rechts) und die Sporthalle von Norden aus gesehen. Die Gebäude wurden mit viel Eigenleist­ung der Mitglieder errichtet und im Jahr 2002 fertiggest­ellt.
 ??  ?? Die großräumig­e Gaststätte „Lechau“im Erdgeschos­s des Vereinshei­ms ist seit September ohne Pächter.
Die großräumig­e Gaststätte „Lechau“im Erdgeschos­s des Vereinshei­ms ist seit September ohne Pächter.
 ??  ?? Die Küche der Gaststätte ist aufwendig eingericht­et, sagt der Vorsitzend­e.
Die Küche der Gaststätte ist aufwendig eingericht­et, sagt der Vorsitzend­e.

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