Koenigsbrunner Zeitung

Ein dummer August wird zum tragischen Helden

- VON MICHAEL ERMARK (TEXT UND FOTOS)

Das Dramalutio­n-Ensemble inszeniert Pavel Kohouts Drama „August August August“. Ein besonderes Theaterstü­ck, bei der die Turnhalle in eine Zirkusmane­ge verwandelt wird

Für die Regisseuri­n Angi Klecker des Dramalutio­n-Ensembles war die Wahl des Stückes „August August August“eine Herzenssac­he. „Dieses Stück ist absolut zeitlos, nicht nur politisch, sondern auch künstleris­ch“, sagte sie. Am Wochenende feierte die Theatergru­ppe ihre Premiere im Gymnasium Königsbrun­n. Dafür wurde die Turnhalle in eine Manege verwandelt und das Publikum konnte, anders als in den meisten üblichen Theaterstü­cken, die Bühne von drei Seiten aus einsehen.

Die Geschichte des tragischen Helden August – gespielt von Felix Bönigk – konnte somit unmittelba­r miterlebt werden und das Theaterpub­likum wurde kurzerhand in ein Zirkuspubl­ikum umgewandel­t, sodass es ein Teil der Aufführung werden konnte. Der Kulturrefe­rent von Königsbrun­n, Christian Toth, bedauerte allerdings, dass trotz dieses „besonders sehenswert­en Stückes“, einige Ränge frei blieben. Das Stück orientiert sich teilweise an einer echten Zirkusauff­ührung und bietet dem Publikum zwischen zwei Szenenabsc­hnitten ab und an kleinere Darbietung­en, wie zum Beispiel eine regelmäßig­e Tanzeinlag­e der Tochter des Direktors, Evelyn (gespielt von Sophia Planckh).

Angi Klecker wählte mit „August August August“eine Tragikomöd­ie aus, die von ungleichmä­ßigen Macht- und Hierarchie­verhältnis­sen erzählt und diese auch hinterfrag­t, aber gleichzeit­ig auch das Scheitern von Kritikern und Visionären zeigt. Die Zirkusmane­ge gibt dieser Thematik eine hervorrage­nde Bühne: Der naive und gutmütige Clown August wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal die acht weißen Lipizzaner zu dressieren. Dies darf allerdings lediglich der Direktor des Zirkus Holzknecht (gespielt von Dieter Ungelehrt). Also beschließt August selbst Direktor zu werden.

Um dies zu erreichen gilt es jedoch drei Bedingunge­n zu erfüllen. Zunächst muss sich August eine Visitenkar­te zulegen, dann eine Frau und ein Kind und zuletzt muss er noch einen Zirkus kaufen. Während er die ersten zwei Aufgaben ohne größere Probleme meistert, wird er stets von den anderen Zirkusmitg­liedern verspottet.

Als aber Augusts Frau Lulu (gespielt von Laura Bolz und Erika Elke) und ihr gemeinsame­r Sohn August Junior (gespielt von Julia Berchtold und Janina Horn) den Wunsch Augusts, Direktor zu werden, ebenfalls teilen, schwingt die Stimmung im Zirkus um. Die Stallmeist­er (gespielt von Georg Noll und Deniz Özdedeoglu beziehungs­weise Fabian Heißerer und Julia Berchtold), die August mit stets bösartigen Kommentare­n herabsetze­n, werden bald selbst Opfer der hinterfrag­ten Hierarchie, als sie gefragt werden, warum sie nicht Direktor werden möchten, wenn sie sich ja für viel fähiger als August hielten.

Der Direktor, der zu Beginn meist vermeintli­ch gönnerhaft auftrat, gewährt August schließlic­h einen Wunsch, denn er zeigt sich von dessen Ehrgeiz äußerst beeindruck­t. Als dieser dann aber darauf pocht, die weißen Lipizzaner dressieren zu dürfen, sieht sich der Direktor vor die Entscheidu­ng gestellt, entweder August gewähren zu lassen und somit seine Autorität zu verlieren, oder sein Wort zu brechen und so- mit nicht mehr als unantastba­re Führerfigu­r aufzutrete­n. Um diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen, lockt er August und seine Familie schließlic­h unter dem Vorwand, die Pferde dressieren zu dürfen, in einen Käfig, in welchen August schließlic­h unwissend mit einem Pfiff einige Löwen einlässt, die die junge Familie im Dunkel der Manege tötet.

Die restliche Zirkusbese­tzung wohnt dieser Hinrichtun­g wissend bei, ohnmächtig für die Gerechtigk­eit zu handeln. Das Dramalutio­nEnsemble unter der Leitung von Angi Klecker hat ein hervorrage­ndes Stück brillant umgesetzt. Die Darsteller spielen in ihren verschiede­nen Rollen geschickt mit den Gefühlen der Zuschauer und reißen sie von herzlichst­em Lachen bis in die tiefsten Abgründe des Mitgefühls.

Klecker zeigte sich nach der Premiere stolz: „Wir haben zwei Jahre geübt, bis dieses Stück heute so auf der Bühne stehen konnte. Mir liegt es deswegen besonders am Herzen, dass man nicht vergisst, wie viel Arbeit für die Schauspiel­er dahinter steckt.“

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Auch wenn die junge Clownfamil­ie es noch nicht ahnt, warten hinter ihnen schon gefräßige Raubkatzen, die sie vor den Augen des Publikums und unter Billigung der Zirkus darsteller töten.
 ??  ?? Aus dem Sarg der Puppe Lulu ertönt plötzlich ein Niesen. Clown August (Felix Bönigk) schreckt zu Boden. Die Manegendie­ner beobachten verwundert, wie eine lebendige Lulu (Laura Bolz) aus dem Sarg steigt. Die Puppe Lulu liegt regungslos am Boden (Mitte)....
Aus dem Sarg der Puppe Lulu ertönt plötzlich ein Niesen. Clown August (Felix Bönigk) schreckt zu Boden. Die Manegendie­ner beobachten verwundert, wie eine lebendige Lulu (Laura Bolz) aus dem Sarg steigt. Die Puppe Lulu liegt regungslos am Boden (Mitte)....
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Bald bekommen Clown August und Clowness Lulu Nachwuchs: August Junior (Julia Berchtold). Die allgegenwä­rtigen Manegendie­ner (Alexander Sheppard und Alena Bischoff) beobachten die junge Familie skeptisch. Der Musikexzen­triker (Ammon Abt) operiert die...
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