Ein dummer August wird zum tragischen Helden
Das Dramalution-Ensemble inszeniert Pavel Kohouts Drama „August August August“. Ein besonderes Theaterstück, bei der die Turnhalle in eine Zirkusmanege verwandelt wird
Für die Regisseurin Angi Klecker des Dramalution-Ensembles war die Wahl des Stückes „August August August“eine Herzenssache. „Dieses Stück ist absolut zeitlos, nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch“, sagte sie. Am Wochenende feierte die Theatergruppe ihre Premiere im Gymnasium Königsbrunn. Dafür wurde die Turnhalle in eine Manege verwandelt und das Publikum konnte, anders als in den meisten üblichen Theaterstücken, die Bühne von drei Seiten aus einsehen.
Die Geschichte des tragischen Helden August – gespielt von Felix Bönigk – konnte somit unmittelbar miterlebt werden und das Theaterpublikum wurde kurzerhand in ein Zirkuspublikum umgewandelt, sodass es ein Teil der Aufführung werden konnte. Der Kulturreferent von Königsbrunn, Christian Toth, bedauerte allerdings, dass trotz dieses „besonders sehenswerten Stückes“, einige Ränge frei blieben. Das Stück orientiert sich teilweise an einer echten Zirkusaufführung und bietet dem Publikum zwischen zwei Szenenabschnitten ab und an kleinere Darbietungen, wie zum Beispiel eine regelmäßige Tanzeinlage der Tochter des Direktors, Evelyn (gespielt von Sophia Planckh).
Angi Klecker wählte mit „August August August“eine Tragikomödie aus, die von ungleichmäßigen Macht- und Hierarchieverhältnissen erzählt und diese auch hinterfragt, aber gleichzeitig auch das Scheitern von Kritikern und Visionären zeigt. Die Zirkusmanege gibt dieser Thematik eine hervorragende Bühne: Der naive und gutmütige Clown August wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal die acht weißen Lipizzaner zu dressieren. Dies darf allerdings lediglich der Direktor des Zirkus Holzknecht (gespielt von Dieter Ungelehrt). Also beschließt August selbst Direktor zu werden.
Um dies zu erreichen gilt es jedoch drei Bedingungen zu erfüllen. Zunächst muss sich August eine Visitenkarte zulegen, dann eine Frau und ein Kind und zuletzt muss er noch einen Zirkus kaufen. Während er die ersten zwei Aufgaben ohne größere Probleme meistert, wird er stets von den anderen Zirkusmitgliedern verspottet.
Als aber Augusts Frau Lulu (gespielt von Laura Bolz und Erika Elke) und ihr gemeinsamer Sohn August Junior (gespielt von Julia Berchtold und Janina Horn) den Wunsch Augusts, Direktor zu werden, ebenfalls teilen, schwingt die Stimmung im Zirkus um. Die Stallmeister (gespielt von Georg Noll und Deniz Özdedeoglu beziehungsweise Fabian Heißerer und Julia Berchtold), die August mit stets bösartigen Kommentaren herabsetzen, werden bald selbst Opfer der hinterfragten Hierarchie, als sie gefragt werden, warum sie nicht Direktor werden möchten, wenn sie sich ja für viel fähiger als August hielten.
Der Direktor, der zu Beginn meist vermeintlich gönnerhaft auftrat, gewährt August schließlich einen Wunsch, denn er zeigt sich von dessen Ehrgeiz äußerst beeindruckt. Als dieser dann aber darauf pocht, die weißen Lipizzaner dressieren zu dürfen, sieht sich der Direktor vor die Entscheidung gestellt, entweder August gewähren zu lassen und somit seine Autorität zu verlieren, oder sein Wort zu brechen und so- mit nicht mehr als unantastbare Führerfigur aufzutreten. Um diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen, lockt er August und seine Familie schließlich unter dem Vorwand, die Pferde dressieren zu dürfen, in einen Käfig, in welchen August schließlich unwissend mit einem Pfiff einige Löwen einlässt, die die junge Familie im Dunkel der Manege tötet.
Die restliche Zirkusbesetzung wohnt dieser Hinrichtung wissend bei, ohnmächtig für die Gerechtigkeit zu handeln. Das DramalutionEnsemble unter der Leitung von Angi Klecker hat ein hervorragendes Stück brillant umgesetzt. Die Darsteller spielen in ihren verschiedenen Rollen geschickt mit den Gefühlen der Zuschauer und reißen sie von herzlichstem Lachen bis in die tiefsten Abgründe des Mitgefühls.
Klecker zeigte sich nach der Premiere stolz: „Wir haben zwei Jahre geübt, bis dieses Stück heute so auf der Bühne stehen konnte. Mir liegt es deswegen besonders am Herzen, dass man nicht vergisst, wie viel Arbeit für die Schauspieler dahinter steckt.“