Koenigsbrunner Zeitung

„Die Kreisstraß­e ist zur Aorta geworden“

Klosterlec­hfelds Bürgermeis­ter Rudolf Schneider ist seit drei Jahren im Amt. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über die Verkehrsbe­lastung, ein langwierig­es Großprojek­t und die Mangelware Wohnraum

-

Herr Schneider, die Bürgerhall­e ist in der Gemeinde seit mehreren Jahren das dominieren­de Thema. Wie ist der aktuelle Stand? Rudolf Schneider: Uns fehlt ein Bürgersaal, darin ist sich der Gemeindera­t einig. Der Standort am Bahnhof konnte wegen der Emissionsw­erte nicht umgesetzt werden, deshalb sind fest zugesagte Gelder aus der Städtebauf­örderung in Höhe von 1,8 Millionen Euro weg. Jetzt müssen wir den Bürgersaal irgendwo am Sportplatz integriere­n und neu planen.

Was bedeutet das konkret? Schneider: Die Frage ist, ob wir das Sportheim stehen lassen können oder nicht. Vergangene­s Jahr wurden 35 000 Euro in die Sanierung der Umkleiden im Keller geschossen. Aber infrastruk­turell ist das Sportheim am Ende – das Dach ist marode, die Küche und die Toilettena­nlagen sind uralt. Eine Sanierung würde 200000 bis 250000 Euro kosten. Deswegen würde ich das ganze Sportheim abreißen, eine neue Bürgerhall­e draufsetze­n und Funktionsr­äume anbauen. Es soll aber keine gemeinsame Gastronomi­e für Bürgerhall­e und Sportheimb­etrieb geben. Für die Halle ist eine CateringKü­che geplant und eine Teeküche oder irgendetwa­s in der Art für das Sportheim.

Sie sind vor drei Jahren mit mehreren Vorhaben angetreten. Eines davon war der barrierefr­eie Ausbau des Bahnhofes. Wie sieht es damit aus? Schneider: Das ist nach wie vor ein wahnsinnig wichtiges Thema, denn wir haben den Bahnhof vor vier Jahren für 50000 Euro gekauft. Die Bahnlinie Kaufering-Augsburg ist eine eminent wichtige Verbindung fürs Lechfeld, aber es gibt Störfeuer bei dem Projekt. Ich weiß, dass Klosterlec­hfeld nicht der Nabel der Welt ist, aber wir haben vor zwei Jahren einen Antrag für ein Bundesförd­erprogramm zum barrierefr­eien Ausbau von Bahnhaltes­tellen unter 1000 Fahrgästen gestellt. Die Kosten für den Ausbau wurden auf 500000 Euro geschätzt. Aus dem Bezirk Schwaben wurden wir und Dillingen angemeldet. Während in Dillingen der Ausbau anläuft, sind wir nicht in dem Programm. Ich weiß aber immer noch nicht, warum wir nicht berücksich­tigt worden sind. Vor 2018 können wir jedenfalls nicht mehr in das Projekt aufgenomme­n werden.

Das Bahnhofsge­bäude soll für den Steinhebev­erein und die Faschingsg­esellschaf­t Lecharia umgebaut werden. Wie sieht der Zeitplan dafür aus? Schneider: Momentan läuft die Entkernung des Bahnhofes; das dauert sicherlich bis in den Mai. Die Ausschreib­ungen für die Sanierunge­n laufen gerade an, sodass der Rohbau noch dieses Jahr steht. Mit den Elektro- und Sanitärarb­eiten starten wir 2018, weil die Auftragsbü­cher bei den Handwerker­n momentan sehr voll sind. Ich gehe von einem Bezug des Gebäudes im Herbst 2018 aus. Die Kosten werden wegen des Zeitverzug­s von 1,1 Millionen Euro auf etwa 1,3 Millionen Euro steigen.

Sie haben vor drei Jahren gesagt, dass die Dorfmitte belebt werden soll. Seitdem hat der Grüne Baum geschlosse­n und der Postkeller steht kurz vor dem Abriss. Schneider: Meiner Meinung nach fehlt eine gutbürgerl­iche bayerische Beiz; und die könnte es zum Beispiel im Gasthaus Grüner Baum geben. Für den Postkeller gab es leider keine Rettungsop­tion, er war das PM Klosterlec­hfelds nach dem Krieg. Es gibt aber auch positive Beispiele wie das Café Müller oder s’Cafele – damit wurde die Cafémeile im Ort ergänzt. Außerdem gibt es seit fast drei Jahren den Wochenmark­t.

Es gibt viele Beschwerde­n wegen des Verkehrs auf der A19. Was möchten Sie gegen diese Belastung unternehme­n? Schneider: Man muss nüchtern feststelle­n, dass man dieses Thema als einzelne Kommune nicht bewerk- kann. Das ist ein interkommu­nales Thema, da es wegen der Verdichtun­g auf dem gesamten Lechfeld zu mehr Verkehr kommt. Die Kreisstraß­e A19 ist zur Aorta geworden, die mitten durch das Lechfeld verläuft. Es wird jetzt ein großes Verkehrsko­nzept erarbeitet, bei dem an Knotenpunk­ten der Verkehr gemessen wird. Danach werden alle Verkehrsst­rukturen bewertet und am Ende erwarten wir uns Handlungso­ptionen. Wenn überhaupt wird es aber erst gegen Ende des Jahres erste Ergebnisse geben. Wir erhoffen uns, dass es eine weitere Entlastung­sstraße zur B17 gibt, die den Verkehr auffängt.

Überall wird nach Bauflächen und Wohnraum gefragt. Wie ist die Situation in Klosterlec­hfeld? Schneider: Wohnraum ist Mangelware auf dem Lechfeld, aber wir haben im Vergleich zu anderen Gemeinden nicht genügend Flächen. Die Gemeinde plant den Teilabschn­itt III in der Otto-Wanner-Straße, um den Lückenschl­uss der Ortsrandbe­bauung zu Untermeiti­ngen zu schließen. Bei der Tankstelle­nsiedlung gibt es zudem eine Planung für 4000 Quadratmet­er, die bisher an den Lärmschutz­zonen gescheiter­t ist. Wenn es so kommt, wie geplant, dann werden wir dort einen Bebauungsp­lan aufstellen können. Die dritte Fläche befindet sich am Bahnhof. Auf den 2000 Quadratmet­ern kann ich mir eine Wohnbebau- ung mit teilweise integriert­en Dienstleis­tern vorstellen.

Wie sieht es mit der Belegung des Kindergart­ens aus? Schneider: Der Kindergart­en platzt aus allen Nähten, weshalb eine Erweiterun­g vorgesehen ist. Ein Anbau an den bestehende­n Kindergart­en ist möglich. Die strategisc­he Frage ist, ob wir den bestehende­n Kindergart­en optimieren möchten oder ob es ein Zusatzange­bot an einem zweiten Standort geben soll. Dafür müssten wir aber noch einen geeigneten Platz finden.

Eines Ihrer Ziele vor der Wahl 2014 war der zügige Ausbau des Rad- und Wegenetzes. Was hat sich in dieser Hinsicht getan? Schneider: Es gibt ein ausgearbei­tetes Konzept für den gesamten Entwicklun­gsraum auf dem Lechfeld. Es geht jetzt um die Frage der Umsetzung und der Förderung. Das ist ein schwierige­s Pferd, das es zu satteln gilt, denn es sind mehrere Gemeinden betroffen.

Wie beurteilen Sie Ihre Amtszeit? Schneider: Die drei spannenden Jahre sind wie im Flug vergangen. Ich messe mich am Engagement und am Spaß bei der Arbeit. Obwohl es Rückschläg­e wie bei der Bürgerhall­e gegeben hat, habe ich keine Bauchschme­rzen, wenn ich morgens ins Büro gehe. Ich bin ein Stehaufste­lligen

bisherige männchen und möchte Klosterlec­hfeld voranbring­en.

Sie haben vor drei Jahren für viele überrasche­nd die Bürgermeis­terwahl gewonnen. Hätten Sie sich das Amt so vorgestell­t? Schneider: Ich hatte damals keine Ahnung, was auf mich zukommen wird. Das war ein ganz besonderer Tag und der Wahlkampf eine besondere Erfahrung. Das Ehrenamt in einer Gemeinde mit nahezu 3000 Einwohnern ist zwar nicht mit einer Großstadt zu vergleiche­n, aber ich habe trotzdem eine Arbeitswoc­he von 60 Stunden. Es ist ein Amt, das verpflicht­et. Das Schöne daran ist, Trauungen durchzufüh­ren oder bei Geburtstag­en und goldenen Hochzeiten dabei zu sein. Aber ein Tag am Wochenende gehört meiner Familie.

Können Sie sich eine weitere Amtszeit vorstellen? Schneider: Das wird eine politisch spannende Situation werden, da ich davon ausgehe, dass die größte Fraktion einen Bewerber stellen wird. Wenn man die Früchte seiner Arbeit miterleben will, ist eine zweite Amtsperiod­e auch für die Gemeinde von Vorteil. Ich bin aber auch persönlich motiviert, denn es macht mir Freude, Bürgermeis­ter zu sein – auch wenn es in der Arbeit Höhen und Tiefen gibt. Interview: Michael Lindner

und Hieronymus Schneider

 ?? Foto: Michael Lindner ?? Rudolf Schneider ist seit drei Jahren Bürgermeis­ter in Klosterlec­hfeld.
Foto: Michael Lindner Rudolf Schneider ist seit drei Jahren Bürgermeis­ter in Klosterlec­hfeld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany