Tempo 30 in der ganzen Stadt?
Sollte jemand die Absicht haben, die Stadt als Lebensraum attraktiver zu machen, dann gäbe es da durchaus ein paar Ideen. Autofreie Plätze und Straßen; mehr kleine Parks und breite Gehsteige, Pissoirs und öffentliche Toiletten; Auflagen gegen den Bau einfallsloser teuerer Wohnelendstotgeburten; Aufenthaltsqualität, die nicht an Konsum gekoppelt ist; billigen öffentlichen Nahverkehr; Fahrradstraßen statt nur Wegekosmetik; weniger Amtskleinlichkeit gegenüber Bewohnern, Märkten, Existenzgründern, Stadtindianern und kleinen Läden; intelligentes Leerstand-Management … Je kleinteiliger und vitaler das Quartiersleben, desto überflüssiger Autofahrten.
Was dagegen keine gute Idee wäre: Mit der volks- und umweltpädagogischen Generalbremse die ganze Stadt auf Tempo 30 kleinbeglücken zu wollen. Damit würde man nicht nur die Mobilität in Wohngebieten und auf Hauptverkehrsachsen absurd gleichschalten. Sondern auch ein Klima schaffen, das mehr Frust und Blockwartmentalität, mehr Aggressivität und Kontrollwahn auf die Straßen bringt. Denn solange das Auto – und die Elektromobilität und das autonome Fahren werden es auch in Zukunft stadttauglich halten – für den Organismus Stadt schwer verzichtbar ist, muss es auch sinnvoll eingesetzt werden können. Also eher das Gegenteil von Rasenmäherprinzip: Dort, wo Autos stören oder vor Kindergärten gefährlich werden, klare Ansage: Langsam oder am besten gar nicht hier rumfahren. Dort, wo es Straßen hergeben, dem Verkehrsfluss so wenig als möglich in den Weg stellen. Tempo zulassen auf Ring-, Hauptund Umgehungsstraßen, auf Tangenten, in Tunnels – lieber 80 als 50 km/h, solange ausgeschöpft worden ist, was an Entlastung für direkte Anwohner drin ist.