Damit das Öl nicht von der Kette fliegt
Das Fahrrad erfreut sich nicht nur als alltägliches Fortbewegungsmittel großer Beliebtheit. Profis aus Schwabmünchen geben Tipps für ungetrübten Fahrspaß im Frühjahr
Schwabmünchen Zu den Ostertagen hätten viele wieder nur allzu gerne ihr Fahrrad aus Kellern und Schuppen geholt. Doch die Wetterlage war nicht sehr einladend. Nun könnte es ab Sonntag wieder ein wenig wärmer werden und vor allem trocken bleiben. Doch sich einfach in den Sattel zu schwingen, wäre falsch. Denn: Die teilweise zu HighTech-Geräten mutierten Fortbewegungsmittel bedürfen im Frühjahr einem besonderen Augenmerk. Wir haben die Schwabmünchner Fahrradprofis Heinz Härle (Rittmayr & Härle), Gerd Spindler (Gerd’s Bikeshop) und Steffi Heidler (Bikeoholix) nach Tipps und Ratschlägen zu Reparaturund Pflegemaßnahmen für das Fahrrad befragt.
„Der Laie kann schon einige Arbeiten durchführen, jedoch sollten Arbeiten an sicherheitsrelevanten Funktionen wie den Bremsen nur durch Fachleute durchgeführt werden“, betont Härle. „Auch mit unsachgemäßen Arbeiten an Gangschaltungen ist mehr kaputt zu machen, als dass es nützt“, gibt Spindler zu bedenken. „Bei E-Bikes gehört natürlich auch die Akkupflege dazu. Im Winter gehören die Kraftspender ins Warme“, ergänzt Heidler.
Vorbereitung Die beste Vorbereitung beginnt schon im Herbst oder Winter, darin sind sich alle drei Experten einig. Das Fahrrad sollte mit einem leicht feuchten Wolloder Baumwolltuch gründlich gereinigt werden. Auf keinen Fall darf ein Dampfstrahler oder heißes Wasser benutzt werden, da sonst Öle abgespült werden oder Dreckpartikel in die Lager gelangen können. Gelagert werden sollte das Rad in einem belüfteten Schuppen. Kellerfeuchte fördert beim Rad und seinen Anbauteilen den Rostansatz erheblich. Auf jeden Fall muss das Rad vor der Einlagerung trocken sein.
Frühjahrsputz Ebenso wie zur Überwinterung ist das Rad vor Gebrauch zu reinigen. Auch hier seien dieselben Richtlinien wie bei der Einlagerung zu beachten, betonen alle drei.
Funktionsprüfung Alle Funktionen wie Bremswirkung, Licht, schleifende Räder, Kettenlauf und Funktion der Gangschaltungen sollten vor der ersten Nutzung geprüft werden. Sind auftretende Mängel nicht mit einfachen Mitteln zu beheben, sollte die Fachwerkstatt aufgesucht werden.
Dies erhalte nicht nur die Sicherheit, sondern erhalte auch den Wert des Fortbewegungsmittels, erklären alle drei Fachleute.
Kette Für die Kette gelten besondere Pflegehinweise. „Die Kette darf nicht mit Benzin gereinigt werden. Dies entfernt alle Schutzschichten. Zur Schmierung empfehle ich Kettenöl, da es besser haftet und nicht wie andere Öle durch die Bewegung weggeschleudert wird“, rät Heinz Härle. Dabei reicht ein Auftrag in der Mitte der Kette und das Verteilen mit einem Baumwolltuch in der Bewegung, ergänzt Heidler.
Felge Zur Reinigung der Felgen empfiehlt Härle einen mit Spiritus benetztes Tuch, womit besonders die Flanken gut von Feinpartikeln zu säubern sind. „Spiritus greift das Gummi der Mäntel nicht an“, erläutert er. Die Prüfung der Schnellspanner der Räder, wenn vorhanden der Bremsscheiben und der Speichen auf Bruch oder Festigkeit soll- ten zum Standardprogramm gehören, stellt Heidler fest.
Reifen Nicht erschrecken solle der Fahrradbesitzer, wenn die Reifen über Winter Luft verlieren. „Dies ist völlig normal“, sagt Gerd Spindler. Aus diesem Grunde sei sowieso monatlich der Reifendruck zu prüfen. Der Innendruck richte sich nach den Angaben auf dem Mantel und dem eigenen Körpergewicht. In der Regel liege man beim Mittelwert des angegebenen Drucks richtig, ergänzt Spindler. Wichtig sei nach Ansicht von Heinz Härle der Abstellplatz. „Die Reifen sollten keinen direkten Kontakt zu Beton haben, da der Baustoff den Gummi aushärtet und zu Reifenschäden führt“, erläutert er. Eine Unterlage an der Berührungsstelle beispielsweise aus Karton reiche da schon aus.
Bremse „Kann die Handbremse weiter als die Hälfte des Hebelweges betätigt werden, ist diese nachzustellen“, erläutert Härle. Schwergängige Seilzüge oder leckende Hydraulikleitungen seien ebenfalls ein absolutes Warnsignal wie metallische Geräusche bei Scheibenbremsen, fügen Spindler und Heidler hinzu. In allen Fällen sei hier für den Laien der Weg in die Fachwerkstatt erforderlich.
Fahrwerk Gerade bei den technisch aufwendigeren Rädern wie Mountainbikes solle das Fahrwerk auf das aktuelle Gewicht abgestimmt werden, empfiehlt Steffi Heidler. „Über den Winter legen die meisten Fahrer an Gewicht zu. Fünf Kilogramm mehr machen bei der Federung schon was aus“, sagt sie. Wer keine Erfahrung mit der Abstimmung hat, solle auf jeden Fall die Fachwerkstatt aufsuchen.
Ausrüstung Nicht nur das Fahrrad, sondern auch die Ausrüstung bedürfe der Beachtung. „Hierbei spielt die Überprüfung der Helme auf Beschädigungen im Außen- und Innenbereich sowie der Polsterungen eine wesentliche Rolle“, erläutert Steffi Heidler.