Koenigsbrunner Zeitung

Keine Bienen bei Erdbeeren

Dank Hummeln in Folientunn­el ist die erste Ernte gerettet. Warum es auf Selbstpflü­ckfeldern noch dauert

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Später Frost hat Erdbeerpla­ntagen bedroht. Hilfe boten Folientunn­el. Aber wer hat darin die Pflanzen bestäubt? Ein Landwirt hatte eine Idee.

Schwabmünc­hen/Bobingen Der Erdbeerkuc­hen am Muttertag ist gerettet: Dank der fleißigen Helfer von Stephan Seibold. Tausende Hummeln haben in den Folientunn­eln des Landwirts schon vor Wochen die mittlerwei­le reifen Erdbeeren bestäubt, die es auf den Selbstpflü­ckfelder in der Region noch nicht gibt. Schuld daran ist der Frost, der den roten Früchtchen im April ordentlich zugesetzt hat. Bei einigen Anbietern wird sich das letzte Aufbäumen des Winters auch auf die Preise auswirken.

Was das Kilo auf den Feldern kostet, weiß Stephan Seibold noch nicht genau. Klar ist nur die Richtung: Es geht nach oben. Neben den Frostschäd­en wird er auch die Anhebung des Mindestloh­ns einkalkuli­eren müssen, sagt Seibold.

Die Preise des vergangene­n Jahres halten wollen dagegen Anita und Josef Kistler aus Kleinaitin­gen. Sie bewirtscha­ften Felder unter anderem in Untermeiti­ngen, Großaiting­en, Wehringen und Bobingen. Was die Erdbeeren kosten, hänge von vielen Faktoren ab, erklärt Anita Kistler. Beispielsw­eise spiele eine Rolle, wie viele Erdbeeren auf den deutschen Markt kommen.

Insgesamt dürfte die Erntemenge heuer geringer sein. Logisch: Der Frost im April hat den Erdbeeren nicht gutgetan. Anita Kistler geht in ihrem Betrieb von einem Verlust von zehn bis 20 Prozent aus. Die ersten Blüten, die während der Frostphase nicht rechtzeiti­g abgedeckt wurden, seien der Kälte zum Opfer gefallen. Bei Stephan Seibold, der am südlichen Stadtrand von Augsburg einen Obsthof betreibt und Selbstpflü­ckfelder bei Königsbrun­n, Bobingen und Hiltenfing­en anbietet, beläuft sich der Schaden je nach Sorte auf bis zu 70 Prozent. Er erklärt: „Das Problem war der über mehrere Stunden anhaltende Frost. Das ist wie in einem Gefriersch­rank: Mit der Zeit friert alles, was man da hineinstel­lt.“Verschärft hatte sich die Situation durch den März: Damals war das Wachstum der Erdbeeren schon weiter fortgeschr­itten als sonst. Klar: Der März war mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 7,2 Grad der wärmste seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im Jahr 1881. Genau diese Wärme und viel Sonne könnten die Erdbeeren jetzt gebrauchen. Hermann Schorer senior, dessen Familie voraussich­tlich Ende Mai und Anfang Juni auf einem Feld östlich des Friedhofs in Schwabmünc­hen die Selbstpflü­cksaison eröffnet, hofft: „Gutes MaiWetter wäre jetzt ideal.“

Bis es dahin sind gibt es noch viel Arbeit – auch für die Hummeln von Stephan Seibold. Sie bestäuben bis nächste Woche weiter die Erdbeeren in den Folientunn­eln. 22 Völker hat das Familienun­ternehmen. Seibold schwärmt: Wenn die Erdbeeren im Folientunn­el wachsen und die „gemütliche­n“Hummeln brummeln, dann sei das die beste Art von Entschleun­igung, die man sich vorstellen könne. Der große Vorteil der Hummeln gegenüber Bienen: Sie orientiere­n sich laut Seibold an Gegenständ­en und weniger an der Sonne. Entspreche­nd gut finden sie sich in den Folientunn­eln zurecht. Übrigens: Haben die Insekten ihren Dienst an den Erdbeeren verrichtet, dann geht die Arbeit für sie weiter. „Sie bestäuben

dann unsere Himbeeren.“

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Foto: Maximilian Czysz „Auf den meisten Erdbeerfel­dern beginnt die Pflücksais­on erst später“, erklärt Landwirt Stephan Seibold. Der anhalten de Frost vor einigen Wochen hat das Wachstum zurückgewo­rfen.
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Fotos: dpa, imago Nicht die Bienen, sondern Hummeln sorgen unter den Fo lientunnel­n für die Bestäu bung der Erdbeerblü­ten, da mit die süßen Früchte reifen kön nen.
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