Mit 78 voll auf Strom
Eckart Schäffer bezeichnet sich selbst als Freak für die Energiewende. Seit drei Jahren ist er mit seinem Elektroauto in Königsbrunn unterwegs. Für ihn hat das Fahrzeug viele Vorteile, aber auch einen großen Nachteil
Königsbrunn Ein Blick nach links, dann nach rechts: Geräuschlos fährt Eckart Schäffer aus seiner Einfahrt heraus. Drückt aufs Gas und beschleunigt. „Ich bin begeistert von dem Auto. Es ist angenehmer zu fahren und wunderbar leise“, sagt der Königsbrunner.
Seit fast drei Jahren ist er mit einem VW e-up unterwegs, einem Elektroauto. Damit ist er einer von 207 Haltern von Elektrofahrzeugen im Landkreis Augsburg. 2012 waren es noch 20. Laut Landratsamt sind im Landkreis insgesamt 155000 Pkw zugelassen. „Ich bin ein Freak für Energiewende und Umweltschutz“, erklärt Schäffer. In seinem Haus habe er zum Beispiel von Heizöl auf eine Wärmepumpe umgestellt. Der 78-Jährige wollte auch weg von Verbrennungsmotoren. Da sei ein Elektroauto eine „geniale Lösung“gewesen, sagt er. 30 000 Euro hat er für seinen Wagen gezahlt. Als Erstwagen fährt das Ehepaar Schäffer noch ein Auto mit konventionellem Antrieb.
An die verschiedenen Einstellungen im Elektrofahrzeug hat sich Schäffer inzwischen gewöhnt. Als er kurz nach dem Kauf ein Überholmanöver starten wollte, war das noch nicht so: „Ich habe mir gedacht: Komm, den Lkw überholen wir jetzt. Aber plötzlich war Schluss“, sagt der Königsbrunner und lacht. Sein Auto war im „Eco+“-Modus. In dieser Einstellung wird die Beschleunigung gedrosselt und die Höchstgeschwindigkeit auf 100 Stundenkilometer hinabgesetzt. Bis zu 130 Stundenkilometer kann Schäffer mit seinem VW e-up fahren. Das sei aber nicht ratsam, meint er. Man könne dann quasi zuschauen, wie der Wagen Strom verliert.
Neben dem geräuschlosen Fahren hat ein Elektroauto noch viele weitere Vorteile für Schäffer. Es brauche viel weniger Reparaturen, weil es weniger Verschleißteile habe, erklärt er. Ein Elektroauto hat zum Beispiel kein Getriebe und keinen Auspuff. „Und Öl wechseln muss ich auch nicht mehr“, sagt der 78-Jährige und schmunzelt. Außerdem sei sein Wagen emissionsfrei.
Seine bisher längste Strecke ging von Königsbrunn nach Donauwörth und zurück. Ohne Aufladen. „Da mussten wir am Schluss dann ganz langsam fahren, damit der Strom gerade noch gereicht hat“, erinnert sich der Rentner. Das Auto hat eine Anzeige, wie viele Kilometer noch gefahren werden können. Die sei recht genau, sagt Schäffer.
Die Reichweite ist das größte Manko für den Königsbrunner. Sein Fahrzeug könne laut Beschreibung vollständig geladen 150 Kilometer fahren. „Die erreicht man aber nicht“, bilanziert Schäffer. Realistisch wären 100 Kilometer im Sommer und 80 Kilometer im Winter. „Die Heizung verbraucht unendlich viel Strom“, erklärt er. Um längere Strecken fahren zu können, brauche
das Elektroauto eine andere Batterie. Es könne aber noch zehn Jahre dauern, bis sich in diesem Bereich etwas ändert, meint Schäffer.
Die relativ geringe Reichweite ist auch der Grund, warum der Königsbrunner Elektroautos bisher nur als Zweitwagen sieht. Das Fahrzeug könne man als Pendler gut für den Weg zur Arbeit nutzen. Er fordert, Arbeitgeber zu fördern, die Ladestationen für Elektroautos anbieten wollen. So könnten die Fahrer ihre Autos zu Hause und während der Arbeit aufladen. Sein Fahrzeug lädt der Königsbrunner nur bei sich zu Hause auf. In seiner Einfahrt hat er
eine sogenannte Wallbox installiert. Das ist eine Wandladestation für Elektroautos. Damit ist sein Fahrzeug in zwei bis vier Stunden geladen. An einer normalen Steckdose benötige es sechs bis zehn Stunden, je nachdem, wie viel Strom aufgeladen werden muss. Im Landkreis Augsburg gib es außerdem laut Luisa Rauenbusch von der LEW 20 öffentliche Schnellladestationen mit je zwei Ladepunkten. Davon sind neun Ladesäulen im südlichen Landkreis. Je nach Art der Ladestation beträgt die Aufladezeit hier zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden (siehe Infokasten).
Öffentliche Stromtankstellen nutzt Schäffer nicht. Einmal habe er eine Ladestation in Kaufbeuren ausprobiert. Ihn ärgert, dass der Strom bei den Ladestationen teurer ist als sein Hausstrom. In den vergangenen drei Jahren habe er mit seinem Hausstrom durchschnittlich fünf Euro pro 100 Kilometer gezahlt.
„Ich bin mir bewusst, dass es seine Zeit dauert, bis sich das Elektroauto durchsetzt“, sagt Schäffer. Das Fahrzeug könne aber jetzt schon locker mit normalen Autos mithalten, erklärt er und folgt auf der Landstraße problemlos einem „normalen“Fahrzeug.