Kräftig pusten alleine macht noch keinen Ton
Vier Musiker stellen an Grundschulen in Königsbrunn Blasinstrumente vor. Damit wollen sie die Kinder für die Bläserklassen begeistern, die in der dritten und vierten Klasse angeboten werden. Und die Zweitklässer sind mit Eifer dabei
Königsbrunn Es ist aber auch ein Kreuz mit der Trompete: Man kann die Backen aufpusten, wie man will, doch dem Stück Blech ist das egal. Es kommt kein Ton heraus. Für einige Zweitklässer der Königsbrunner Grundschule Süd ist ihr allererster Kontakt mit einem Blasinstrument ein frustrierender. Doch spätestens beim zweiten Versuch erleben die Kinder, wie das Instrument einen Ton von sich gibt. Denn mit kleinen Tipps von Ulf Kiesewetter und seinen Kollegen vom Königsbrunner Blasorchester bekommen die Schüler die widerspenstigen Gesellen in den Griff.
Die Musiker stellten in den Grundschulen Nord und Süd verschiedene Blasinstrumente vor: Trompete, Posaune, Klarinette Querflöte und Saxofon kennen viele der etwa 120 Kinder, die sich in der Turnhalle versammelt haben. Aber ein Waldhorn oder gar ein Euphonium? Da wird es schon schwierig. Und dass man bei dem Metallungetüm mit dem griechischen Namen Luft durch bis zu fünf Meter Rohr pusten muss, das löst bei den Kindern Erstaunen aus. Aber die meisten zeigen gleich mit kräftigem Pusten, dass sie ordentlich Kraft in den Lungen haben – nur halt ohne Euphonium an den Lippen.
Die musikalische Begeisterung wird an den beiden Grundschulen speziell gefördert. In der dritten und vierten Jahrgangsstufe gibt es ein Angebot, bei speziellen Bläserklassen mitzumachen. Dabei lernen die Kinder in zwei Schulstunden pro Woche, wie man ein Instrument nicht nur zum Klingen bringt, sondern auch, wie man in der Gruppe so schön spielen kann, wie es Ulf Kiesewetter, seine Frau Dorothee, Lena Hentschel und Markus MeyrLischka bei ein paar Kostproben in der Turnhalle vormachen. Und um die Kinder und ihre Eltern – zu der Vorstellung sind auch einige Mütter und Väter gekommen – zu begeistern, gibt es für die Zweitklässler jedes Jahr so eine Kennenlernstunde.
Wer sich dafür entscheidet, ab der dritten Klasse mit zu musizieren, bekommt dann zwei Schulstunden Unterricht pro Woche am Instrument. Eine Stunde findet in Kleingruppen statt, eine als Orchester. Die Kinder müssen vorher auswählen, welches Instrument sie erlernen möchten: „Ein Orchester kann nicht nur aus Trompeten bestehen. Deshalb darf jeder zwei Wunschinstrumente angeben. Meistens können wir jedem eines davon geben und bekommen ein harmonisches Orchester zusammen“, sagt Ulf Kiesewetter. Damit die Auswahl nicht so schwerfällt, dürfen die Kinder bei der Vorstellung an vier Stationen Instrumente ausprobieren.
Die Musiker hoffen auch, dass die Kinder nicht nur während der zwei Jahre Bläserklasse bei der Musik bleiben, sondern auch danach. Nach der vierten Klasse können sie dann im Blasorchester ihre Ausbildung am Instrument fortsetzen und aus dem Schulfach ein Hobby machen. „In den vergangenen Jahren hatten wir immer eine relativ gute Quote – im Schnitt machen acht Kinder pro Jahrgang weiter“, sagt Ulf Kiesewetter. Durch mehr Einzelunterricht oder kleinere Gruppen seien dann auch schnellere Fortschritte möglich. Bei den Bläserklassen ist das vorrangige Ziel, den Kindern Spaß an der Musik und die Sozialkompetenzen zu vermitteln, die es braucht, um in einem Orchester zu spielen. Denn musikalisches Interesse haben die Kinder schon reichlich: Als die vier Musiker bei der Vorstellung das Lied „Hit the Road Jack“anstimmen, singt eine Klasse den Refrain gleich lautstark und mit Begeisterung mit.