Wegen Modell 9+2: Kampfansage aus Ettringen
Ettringens Bürgermeister und der Unterallgäuer Landrat gehen auf den Landkreis Augsburg und Untermeitingen los. Landrat Martin Sailer sieht sich persönlich getroffen
Landkreis Ettringens Bürgermeister Robert Sturm ist stocksauer: auf Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp, auf Landrat Martin Sailer. Dieser Wut machte er auch mit deutlichen Worten Luft. Er werde die „Kampfansage“annehmen, erklärte Sturm nach der Sitzung des Schulverbandes Ettringen: „Wir nehmen den Fehdehandschuh auf. Wir haben keine Angst vor Untermeitingen!“
Der Grund für seine Rage: Das Mittelschul-Modell 9+2 wird es ab dem kommenden Schuljahr auch in Untermeitingen geben (wir berichteten). Bisher gab es dieses Angebot in der Region nur in Ettringen. Schüler aus dem südlichen Landkreis fuhren deshalb zur AlbertSchweitzer-Mittelschule ins Unterallgäu. Mit dem Modell können Schüler nach dem qualifizierten Abschluss innerhalb von zwei Jahren die mittlere Reife erreichen. Sie haben somit ein Jahr länger Zeit, um den Lernstoff zu wiederholen und zu vertiefen.
Sturm ist auch deshalb sauer, weil das Modell 9+2 an der Ettringer Mittelschule nicht zuletzt auch auf seine Initiative zurückgeht. In einer Presseerklärung teilte Sturm mit, dass seine Gemeinde diese Schulform in enger Abstimmung mit Schulamt, Regierung und Ministerium mitentwickelt hat. Dass es bald in dem nur wenige Kilometer entfernten Untermeitingen auch das 9+2-Modell gibt, macht Sturm buchstäblich rasend: „Denen ist selbst nichts anderes eingefallen, als unsere Idee zu kopieren.“
Landrat Martin Sailer sieht den Sachverhalt dagegen anders. „Diese Aussage trifft mich persönlich sehr“, sagte er auf Nachfrage. Die Gemeinden und damit die Schüler seines Landkreises hätten in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, den Schulstandort Ettringen zu erhalten. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es zu Veränderungen kommen kann, wenn sich die Schülerzahlen im Augsburger Land und damit das Interesse an dem Schulmodell verändern würden.
Hans-Joachim Weirather, Landrat im Unterallgäu, kritisiert außerdem die Entscheidungsfindung. Er wirft dem Landkreis Augsburg vor, keinerlei Gesprächsbereitschaft gezeigt zu haben. Das Angebot eines runden Tisches hatte Sailer im März ausgeschlagen. Es sei schon alles diskutiert worden, sagte er damals. Sailer erklärte dazu, dass es der ausdrückliche Wunsch der Gemeinden Untermeitingen, Graben und der Stadt Schwabmünchen gewesen sei, das Modell in Untermeitingen anzubieten. Auch Eltern und Schüler hätten sich so geäußert. Er sah deshalb keinen Sinn, einen runden Tisch zu diesem Thema abzuhalten.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Verkehrsanbindung nach Ettringen. Landrat Sailer sagte, die Gemeinde sei verkehrstechnisch nicht gut angebunden. Für Sturm ist dies „ein Affront“, denn das Gegenteil sei der Fall: „Wir haben für jeden Schüler mit viel Mühe einen passgenauen Schülerverkehr gestrickt.“
Es sei eine Verdrehung der Tatsachen, dass Ettringen für die Schülerbeförderung verkehrstechnisch nicht gut angebunden sei: „Wer so etwas behauptet, der lügt“, sagte Sturm vor dem Schulverband. Lediglich in einem Punkt gibt Sturm Sailer aber Recht: Der ÖPNV sei „über beide Landkreise betrachtet wirklich miserabel“. Sailer sagte dazu lediglich, dass die Verkehrsanbindung nur ein Argument neben vielen sei.
Weirather und Sturm erwarten zudem, dass beide Mittelschulen kämpfen müssen, um genügend
Schüler für dieses Modell zu bekommen. Für die Mittelschule Untermeitingen scheint dies nicht zuzutreffen: „Die Schulleiter haben mir gesagt, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte Renate HaaseHeinfeldner, fachliche Leiterin des Staatlichen Schulamtes im Landkreis Augsburg.
Aus Schwabmünchen gebe es bereits neun Interessenten, aus Untermeitingen sechs. An den Schulen in Großaitingen, Bobingen und Königsbrunn sind die Jugendlichen in der vergangenen Woche erst über das neue Angebot an der Mittelschule Untermeitingen informiert worden, erklärte Haase-Heinfeldner.
In Ettringen liegen für das nächste Schuljahr bereits 14 feste Anmeldungen vor. Zwei davon kommen aus Schwabmünchen, berichtete Anna Neumayer, Schulleiterin an der Mittelschule Ettringen. Die Schule hat zudem die Zusage, dass das Modell dort weitergeführt wird. Auch wenn sich weniger als die benötigten 15 Schüler anmelden sollten. Die Zukunft des Modells ist an beiden Schulen somit vorerst gesichert. »Kommentar
Sturm sieht Kritik an Verkehrsanbindung als Affront