Daumen drücken für Rot Grün Weiß
Fans, auch bei Schnee und Regen Der Fanclub Stauden aus Mittelneufnach hat sich als Hobby dem FCA verschrieben. Er feuert die Augsburger Profikicker mit viel Enthusiasmus an. Am Anfang stand eine Niederlage
Mittelneufnach Wenn der FCA am heutigen Samstag in Augsburg seinen Klassenerhalt ausgerechnet gegenüber dem starken BVB verteidigen muss, drücken ihm auch Fans aus den Stauden die Daumen. Der FCA-Fanclub Stauden ist mehr als nur eine reine Interessensgemeinschaft Gleichgesinnter.
Ihre Mitglieder drücken hier eigene Identität und Überzeugung aus „Wir nutzen unsere Bindung zum FC Augsburg als Basis unserer eigenen Gemeinschaft“, sagt Harald Glas vom Organisationsteam des Fanclubs. Damit werde dem sportlichen Aspekt eine soziale Komponente hinzugefügt.
Demzufolge werden Kameradschaft und Miteinander beim Fanclub großgeschrieben. Der Verein will das Fußballinteresse im Profibereich in der Region erhalten und den FCA mit Stimmgewalt und Leidenschaft unterstützen. Ob Jung oder Alt, ob männlich oder weiblich, spielt dabei keine Rolle. Wichtig sei die tatkräftige Hilfe, betont Werner Wech, ein weiteres Mitglied des Organisationsteams, zu dem unter anderem auch Gudrun Glas gehört.
„Wir sind Fans, die dem FCA auch bei Regen und Schnee oder nach Gegentoren unsere Stimme geben“, erklärt Wech. Um dies optisch zu unterstreichen, treten die Fans in den Stadien mit Fußballtrikots, T-Shirts und Schals auf, die deutlich die Verbundenheit mit den Rot-Grün-Weißen signalisieren. Harald Glas betont aber, dass der Fanklub nicht automatisch alles toll findet, was der FCA macht. „Wir haben schon unsere eigene Meinung und sind nicht die Willigen und Unkritischen eines Fußballvereins.“Er sieht den Fanklub als „einen kleinen, aber aktiven und feinen Haufen FCA-Fans“, die bei möglichst vielen Heim- und Auswärtsspielen ihren Verein unterstützen.
Der Fanclub Stauden wurde am 6. Mai 2006 in Mittelneufnach aus der Taufe gehoben. Das war nach dem gemeinsamen Besuch der Regionalliga-Süd-Partie FCA gegen TuS Koblenz im Rosenaustadion. Das Match gewannen zwar die Koblenzer mit 1:0, doch die Fuggerstädter standen bereits als Aufsteiger in die Zweite Bundesliga fest. Der Stauden-Verein ist einer von heute insgesamt 79 offiziell regis- trierten FCA-Fanklubs. Was treibt das Organisationsteam an, das in der jetzigen personellen Form seit Herbst 2016 tätig ist? „Wir sind alle fußballbegeistert, kennen das Feuer, das der Fußball entfacht, teilweise aus eigener aktiver Zeit“, so Harald Glas.
Davon angesteckt ist auch seine Schwester Gudrun Glas. „Ich habe fußballverrückte Brüder.“Ein Anziehungspunkt seien früher auch die hochklassigen und oft emotionalen Derbys gegen den TSV 1860 München gewesen. Hinzu komme die Aufbruchsstimmung, die der damalige FCA-Präsident Walther Seinsch entfacht habe. Der Fanclub Stauden hat derzeit rund 50 Mitglieder. Fa- natiker und Hooligans sind kein Thema. „Wir sind ein friedlicher Verein und weit weg vom Ultra-Bereich“, bilanziert Gudrun Glas. Gewalt habe beim Fanclub Stauden nichts verloren. Höhepunkt in der bisherigen Fanclub-Geschichte sei das FCA-Spiel in Liverpool in der Europa League gewesen. „Da stellt sich mir heute noch die Gänsehaut auf“, umreißt Harald Glas die damalige Situation.
Die Fans fiebern aber nicht nur bei den Spielen mit. Sie befassen sich auch intensiv mit dem FCA-Umfeld und hinterfragen die eine oder andere Vereinsentscheidung. Eine schlechte Spielereinkaufspolitik will Werner Wech dem Verein, bei dem viele Neulinge nur auf der Bank sitzen, nicht unterstellen. „Eine derartige Diskussion kommt immer nur in Zeiten des sportlichen Misserfolgs auf“, meint er. Nicht verstehen konnte er allerdings die Verkäufe der Innenverteidiger Ragnar Klavan und Marcel de Jong. Hier habe keine Not bestanden.
Positiv sieht das Organisationsteam die Heranführung von Eigengewächsen an den Profikader. „Ich freue mich über eine neue Generation von FCA-Talenten, denen der Sprung in die erste Mannschaft zugetraut wird“, sagt Harald Glas. Als Beispiel dafür nennt er den 18-jährigen Innenverteidiger Kevin Danso.
Allgemeines Thema sind auch die Ablösesummen, die oft die Vorstellungskraft der normal verdienenden Menschen übersteigen. „In der breiten Masse wird im Fußball zu viel verdient“, so Glas. „Stars, mit denen die Klubs identifiziert werden, haben schon Anspruch auf mehr Geld. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Bundesliga eine Unterhaltungsbranche ist.“
Nicht nachvollziehbar ist bei den Fans, dass sich der FCA noch im Abstiegskampf befindet. Schließlich komme er von weiter vorne. Das tue natürlich sehr weh. Dennoch ist sich das Organisationsteam einig: Ein Abstieg in die Zweite Bundesliga wäre keine Katastrophe. Auch dort werde attraktiver Fußball gespielt.