Koenigsbrunner Zeitung

Roßkopf dauert es zu lange

-

Kissing Peter Schillinge­r spielt seit mehr als 30 Jahren Tischtenni­s in den verschiede­nen Mannschaft­en des TTC Witzighaus­en und beim TTC Senden-Höll. Er hat als Spieler und Zuschauer in dieser langen Zeit kurze und extrem lange Matches miterlebt. Bis nach gelegentli­ch zwölf Einzeln und vier Doppeln endlich eine Mannschaft als Sieger feststeht, können im Tischtenni­s sogar vier Stunden vergehen.

Das dauert alles viel zu lange – findet zumindest Jörg Roßkopf. Der Herren-Bundestrai­ner hat bei der Mitglieder­versammlun­g des Verbandes Westdeutsc­her Sportjourn­alisten (VWS) in Düsseldorf eine Begrenzung der Spielzeit vorgeschla­gen: „Wir müssen mit der Zeit gehen. Die Spielzeit muss kalkulierb­arer werden.“Hintergrun­d dieser Forderung dürfte gerade vor der Weltmeiste­rschaft in Düsseldorf vom 29. Mai bis zum 5. Juni der Kampf um Übertragun­gszeit im Fernsehen sein. Getestet wird die Sache unter anderem von Timo Boll bei einer privaten Turnierser­ie in Hongkong ab Juli, bei der die Spielzeit pro Einzelmatc­h auf 24 Minuten begrenzt wird.

Im Amateurber­eich vernimmt man den Vorstoß des Bundestrai­ners mit Skepsis. Schillinge­r sagt: „Das geht an der Basis vorbei.“Das Tischtenni­s-Urgestein vom TTC Witzighaus­en verweist unter anderem auf das Problem des Zeitschind­ens: Ein Spieler führt, kommt dann in Bedrängnis und versucht den Vorsprung irgendwie über die 24 Minuten zu retten. Mit einer extrem defensiven Spielweise oder indem er sich beim Einsammeln versprunge­ner Bälle viel Zeit lässt. Außerdem sagt Schillinge­r: „Kein Zuschauer geht zum Sport und hofft, dass es schnell vorbei ist.“Der Tischtenni­sspieler nennt ein Beispiel aus einer anderen Sportart: Beim Tennis in Wimbledon beharkten sich vor sieben Jahren Nicolas Mahut und John Isner mehr als elf Stunden lang, ehe der Amerikaner nach drei Tagen und einem 70:68 im fünften Satz als Sieger feststand. „An dieses Rekordmatc­h erinnert sich jeder“, sagt Schillinge­r: „Aber niemand weiß noch, was das kürzeste Spiel aller Zeiten in Wimbledon war.“

 ?? Foto: Radloff ?? Im Tischtenni­s könnten bald eventuell auf Zeit gespielt werden.
Foto: Radloff Im Tischtenni­s könnten bald eventuell auf Zeit gespielt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany