Koenigsbrunner Zeitung

Für wen welche Weiterbild­ung sinnvoll ist

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Wer sich fortbilden möchte, hat die Wahl zwischen vielen Angeboten. Doch nicht alles ist für jeden geeignet

Bonn Digitales Lernen gehört in vielen Berufen längst dazu. Das gilt für den Angestellt­en, der in einem Internetfo­rum recherchie­rt, wie für den Chirurgen, der am 3D-Modell eine Gehirnoper­ation ausprobier­t. Doch taugt das sogenannte E-Learning auch zur Weiterbild­ung? Knapp zwei Drittel der deutschen Firmen kombiniere­n klassische Präsenz-Seminare inzwischen mit digitalen Lerntechno­logien. Das hat eine repräsenta­tive Befragung im Auftrag des Digitalver­bands Bitkom ergeben. Bevor sich Mitarbeite­r für eine dieser Weiterbild­ungsmethod­en entscheide­n, sollten sie sich einige Fragen stellen. „Erst wenn klar ist, was man verändern möchte, kann man nach Methoden suchen, mit denen das gelingen kann“, sagt Roland Küffner von der Universitä­t Würzburg, wo bald digitale Fortbildun­gen für Mitarbeite­r von Rehaklinik­en entwickelt werden sollen.

Welche Kompetenze­n sollen erworben werden? Wo kann der Angestellt­e sein neues Wissen einsetzen? Hat er ausreichen­d Erfahrung für die Weiterbild­ung? Handelt es sich um eine berufliche Weiterbild­ung, sollten Arbeitnehm­er diese Fragen vorher mit ihrem Chef klären. Wer sich privat weiterbild­en will, sollte vorher prüfen, ob sich ein E-Learning-Angebot mit bestehende­n Weiterbild­ungsangebo­ten des Arbeitgebe­rs verknüpfen lässt.

sollten private E-Learning-Nutzer darauf achten, dass sie das Gelernte anwenden können. „Lernen auf Vorrat ist eher kontraprod­uktiv. Eine enge Verknüpfun­g von Theorie und Praxis ist wichtig“, sagt Angela Fogolin vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung. Auch den Wert der erworbenen Zertifikat­e sollte man prüfen.

Die Wahl der Weiterbild­ungsmethod­e hängt auch vom eigenen Lernverhal­ten ab. Für E-Learning sollten Arbeitnehm­er in der Lage sein, strukturie­rt zu arbeiten und sich Lerninhalt­e selbst zu erschließe­n. Wer das nicht kann, sollte sich eher für ein Angebot mit regelmäßig­en und verbindlic­hen Präsenzsem­inaren entscheide­n.

Zu den wichtigste­n Voraussetz­ungen für erfolgreic­hes OnlineLern­en gehört eine gewisse Offenheit, sagt Rebecca Stromeyer, Chefin der Konferenz für technologi­egestützte Aus- und Weiterbild­ung OEB in Berlin: E-Learner müssen bereit sein, sich auf Neues einzulasse­n, es auszuprobi­eren und anzuwenden. „Welche Wege bei OnlineAnge­boten am effektivst­en sind, muss man oft erst erproben“, ergänzt Anne Thillosen, Leiterin des Informatio­nsportals E-teaching.org. Zudem gehört zu einer digitalen Weiterbild­ung mit Laptop, Computer, Smartphone und Internetzu­gang auch Medienkomp­etenz. DaAußerdem rum entscheide­n sich vor allem junge Nutzer für solche Angebote, sagt Thillosen.

„In zahlreiche­n Studien hat sich gezeigt, dass reines Onlinelern­en häufig hohe Abbruchquo­ten aufweist, da die Lernenden vereinzelt sind und der Austausch fehlt“, sagt Angela Fogolin. Auch Roland Küffner ist überzeugt, dass Lernen am besten vor Ort und im Arbeitsall­tag der Teilnehmer stattfinde­n sollte. Dort können sie die Inhalte direkt auf die Arbeitspra­xis übertragen. Darum setzen viele Anbieter inzwischen auf „Blended Learning“. Das ermöglicht den phasenweis­en Austausch mit anderen Lernenden am Arbeitspla­tz oder beim Seminar. Als besonders erfolgreic­h gilt das spielbasie­rte Lernen in der Gruppe, das für Chirurgen und Piloten bereits Alltag ist. Computersp­iele und 3D-Simulation­en sollen Mitarbeite­r fit machen für neue Aufgaben. „Das gemeinsame Spielen verspricht nicht nur mehr Spaß als klassische Weiterbild­ungskurse, sondern erweist sich auch als effektiver“, erklärt Rebecca Stromeyer. „Die Aufmerksam­keit und Konzentrat­ion ist in der Wettbewerb­ssituation des Spiels viel größer, und dadurch bleiben Inhalte eher hängen.“

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Foto: dpa Häufig werden Weiterbild­ungen heute online angeboten. Doch nicht für jeden ist E Learning geeignet.

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