Die Verwendung des Kraftwagens im Kriege
Eine Neuerung ganz eigener Art stellen die automobilen Feldkappellen dar, deren hinterer Teil als Wohnraum für den Geistlichen ausgebildet ist. Unter dem Altar ist ein schrankartiger Kasten für die heiligen Geräte angebracht, darüber ist das mit Panzerplatten ausgelegte Tabernakel eingebaut. Die Türflügel, die aufgeklappt als Altarflügel dienen, sind gleichfalls gepanzert. Der mit elektrischer Beleuchtung, Auspuffheizung und einem breiten Fenster versehene Wohnraum enthält außer einem Tisch mehrere Schränke und einen gepolsterten Sessel, der durch Ausziehen in ein Feldbett verwandelt werden kann. Besondere Einrichtungen gestatten, den Wagen zugleich als Beichtstuhl zu benutzen.
Eine andere Neuerung, die auch erst im Verlauf des Krieges entstanden ist, bilden die automobilen Dampfwäschereien, die von der Firma Gebrüder Poensgen A.-G. konstruiert worden sind. Es handelt sich um einen aus einem Kraftwagen und drei Anhängern bestehenden Lastzug, der dazu dient, die schmutzige Wäsche der Soldaten und besonders der in Feldlazaretten untergebrachten Verwundeten zu reingen und zu desinfizieren. Der Kraftwagen trägt außer dem Motor eine Dampfmangel. Auf dem ersten Anhänger sind ein Dampfkessel, ein Trockenschrank und ein Desinfektionsfaß angeordnet. Der zweite Anhänger enthält eine Waschmaschine, eine Pumpe für kaltes und warmes Wasser, eine Trockenschleuder und eine Anlage zum Enthärten des Waschwassers. Der letzte Wagen dient als Magazin für die Vorräte an Seife, Soda, Kohlen, Benzin, Werkzeuge usw. Der Zug, der von 12 Mann bedient wird, vermag täglich 12-15 Tonnen Wäsche zu säubern. Er stellt zweifellos eine der wertvollsten Einrichtungen dar, die der gegenwärtige Krieg auf dem Gebiet des Kraftwagenbaus geschaffen hat.
Aus: Allgäuer Kriegschronik über die Ereignisse des Weltkrieges 1914/18, Lieferung 104, herausgegeben vom Verlage der Jos. Kösel’schen Buchhandlung in Kempten und München; einzusehen unter Foto: Viktor Bu anderem unter: www.leiprecht.de