Weihnachten im Hochsommer
Kürzlich im Internet shoppen gewesen. Gesucht, gefunden, geklickt – und schon war der Warenkorb voll. Geklickt, gezahlt, gekauft – und schon war das Dankesschreiben des Verkäufers im MailEingang. Vielen Dank für die Bestellung hieß es da, in wenigen Tagen bekäme ich Post.
Falls ich es mir dann noch einmal anders überlegen sollte, könnte ich mir dieses Mal etwas mehr Zeit lassen als sonst. Wegen der nahenden Feiertage seien die Rücknahmebedingungen des Unternehmens angepasst worden. Ab sofort hätte ich sechs Wochen Zeit, die Ware wieder zurückzuschicken. Nichtsdestotrotz wünsche man mir schon mal schöne Weihnachten!
Bitte wie? Feiertage? Weihnachten? Im Juli? Gut, bestimmt sind in den Fabriken schon lange die ersten Plätzchen gebacken, Lebkuchen glasiert und Marzipankugeln gerollt. Vermutlich stehen schon Heerscharen von Schoko-Nikoläusen bereit, um endlich die Regale der Supermärkte erobern zu dürfen. Aber ist jetzt auch die KlamottenBranche schon im Hochsommer in Weihnachtsstimmung? Gibt es bald die rot-weiße Weihnachtsmann-Badehose zu kaufen? Das luftige Christkindl-Kleid für den Strand? Oder den glitzernden Bikini aus Lametta-Fransen?
Der voreilige Weihnachtsgruß meines Online-Händlers war jedenfalls nur ein digitales Versehen. Kann ja mal vorkommen. Kein Versehen war die weniger frohe Botschaft, die den Händler wenig später erreichte: Der Großteil der bestellten Ware ging nämlich postwendend zurück. Zu klein, zu groß, nicht schön – so läuft die Einkaufstour im Internet eben manchmal. Um Derartiges zu vermeiden, wird das nächste Mal wieder nicht-digital eingekauft. So ganz klassisch. Mit Anprobe in der Umkleidekabine, Schlangestehen an der Kasse und einer menschlichen Verkäuferin, die einem „Danke für Ihren Einkauf“ein schlichtes „Auf Wiedersehen“folgen lässt – und die Weihnachtsgrüße hoffentlich noch eine Weile für sich behält.