Horvath hat Zukunft
Deutschland versucht sich mit Mut am Mode-Genre der düsteren Utopie
Nur Erfolg und Effizienz zählen, Konkurrenz und Klassen bestimmen die Gesellschaft. Die Jugendlichen Zach, Nadesh und Titus gehören bereits zur Elite. In einem ZeltCamp sollen sie ihre Fähigkeiten beweisen und möglichst viele Punkte sammeln, um für die Uni ausgewählt zu werden. Ein gnadenloser Wettkampf mit Showdown und Mord beginnt.
Nacheinander wird der Film aus Sicht der drei Protagonisten erzählt. Eine Schlüsselrolle kommt einem Lehrer zu (Fahri Yardim), der die bösen Dinge zwar durchschaut, aber trotzdem mitmacht. Der Film „Jugend ohne Gott“des Schweizer Regisseurs Alain Gsponer („Heidi“) entwirft eine düstere Vision. Zugleich ist er ein Krimi mit nur einem kleinen Funken Hoffnung. Der Plot beruht auf dem Antikriegsroman von Ödön von Horváth (1901 1938).
„Jugend ohne Gott“ist hochkarätig besetzt, die Schauspieler (Alicia von Rittberg, Jannis Niewöhner, Emilia Schüle, Anna Maria Mühe, Jannik Schümann) überzeugen, ebenso die Ästhetik. Dem fast zweistündigen Film hätte aber eine gewisse Straffung gutgetan. Die aufgeworfenen Fragen sind von zeitloser Aktualität: Wer wird in der Gesellschaft akzeptiert? Kommt es nur auf Leistung und Erfolg an? Was ist wirklich wichtig?
Allzu weit in der Zukunft finde die erzählte Geschichte gar nicht statt, meint Regisseur Gsponer zu seinem Streifen, „dort haben wir inzwischen eine ganz klare Verliererund Gewinner-Gesellschaft. Der Mittelstand existiert quasi nicht mehr, und entweder man schafft es oder man schafft es nicht. Das Herunterfallen ist sehr leicht, das Aufsteigen hingegen sehr schwierig. Das sind durchaus gesellschaftliche Vorgänge, die schon jetzt stattfinden.“
Jugend ohne Gott (1 Std. 54 Min.), Drama, Deutschland, 2017 Wertung **** *