Hilf, heiliger Martin
Der Augsburger ist nicht unbedingt für sein experimentierfreudiges Wesen bekannt. Etwas Neuem begegnet er mit gehöriger Skepsis, ob das ebbes g’scheits sei – vor allem, wenn es etwas kostet. Nun kann so eine Haltung davor bewahren, sein sauer verdientes Geld zu vergeuden. Oder sich hinterher ganz arg zu ärgern, weil das Gebotene nicht den eigenen Ansprüchen genügt hat. Seien es intellektuelle Höhenflüge, ergreifende Bühnenspektakel, zu Herzen gehende Romanzen oder richtig lustige Sachen.
Der Augsburger will Gewissheit, worauf er sich einlässt. Sonst war’s auch noch schade um die Zeit, die man abgesessen hat. Angesichts solcher Risiken zieht der Augsburger oft die Schlussfolgerung: Er bleibt vorsorglich daheim. Hinterher kann man immer noch mit Bedauern bemerken: „Wenn ich g’wusst hätt, dass des so schön war, wäre ich auch hingegangen.“
Die Martinstage, die morgen zu Ende gehen, waren jetzt auch etwas Neues für Augsburg. Kann das etwas Gescheites sein, wenn drei, vier Leute an einem Podium sitzen, vielleicht etwas aus ihren Büchern lesen und sonst halt einfach reden? „Gesprächsfestival“nannte sich das und bot durchaus prominente Namen auf: Feridun Zaimoglu, Franzobel, Jule Ronstedt. Und der Augsburger, er zögerte, wie es seine Art ist. Nächstes Jahr vielleicht. Dann ist das mit dem Luther auch wieder vorbei. Hilf, heiliger Martin!
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen aufgefallen ist.