Männer nutzen Freundinnen für Falschgeld Geschäfte aus
Ein 25-Jähriger besorgt sich über dunkle Kanäle Blüten. Dann geht es darum, daraus echtes Geld zu machen
Es gibt Bereiche im Internet, die sind für Ermittler nur schwer zu durchdringen. Das sogenannte Darknet (englisch für: dunkles Netz) ist ein solcher Tummelplatz krimineller Geschäfte. Es handelt sich um nach außen gut abgeschirmte Netzwerke. In München steht derzeit Philipp K. vor Gericht, der über das Darknet zwölf Waffen verkauft hatte. Eine Pistole kaufte der Attentäter, der im Juli vorigen Jahres vor dem Münchner Olympia Einkaufszentrum neun Menschen erschoss. In Augsburg sind jetzt zwei junge Männer vom Landgericht wegen Geldwäsche zu Haftstrafen verurteilt worden – auch sie nutzten das Darknet für ihre Geschäfte.
Die geständigen Täter waren mit gefälschten 50-Euro-Scheinen, die sie im Internet erworben hatten, bayernweit auf Einkaufstour gegangen. Aus Vorsicht betraten jedoch nicht sie selbst die Geschäfte, sondern schickten ihre Freundinnen vor. Die Frauen kauften für wenig Geld in Bäckereien, Supermärkten, Apotheken, Metzgereien ein und bezahlten die Rechnungen mit falschen Fünfzigern. Auch in Eisdielen, an Imbissständen und in Gast- stätten. Ihre Begleiter warteten draußen in Sichtweite und nahmen ihnen anschließend das echte Wechselgeld und die Ware ab. „Ich war dumm. Ich habe alles für ihn getan. Ich war ihm hörig“, hatte eine 21-Jährige über ihren Freund ausgesagt. Beide Frauen hatten sich bereits im Juli in Augsburg vor Gericht verantworten müssen. Sie wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Die junge Frau hatte sich auf Wunsch des 25-Jährigen auch einen sexistischen Text auf ihren Körper tätowieren lassen.
Bevor sie die falschen Euroscheine eintauschen ließen, hatten die Täter sie mit Haarspray besprüht. Sie wussten, dass sich so Prüfstifte zur Falschgelderkennung ausschalten lassen. Das Quartett ergaunerte in mehr als 40 Städten und Gemeinden rund 13 000 Euro an Wechselgeld. Mit dem Geschäftsmodell war es am 4. Juni vorigen Jahres vorbei. Ausgerechnet in Augsburg, wo die Täter einen Monat zuvor ihre ersten „Blüten“in Umlauf gebracht hatten. In einem Café in der Maximilianstraße wurde eine der Frauen von der Polizei festgenommen. Eine Bedienung hatte die 21-Jährige erkannt, die zuvor schon zwei Mal mit Falschgeld bezahlt hatte.
Die Jugendkammer des Landgerichts hat gegen die Täter jetzt deutlich härtere Strafen verhängt, als die Strafen, zu denen die Helferinnen verurteilt worden sind. Der Hauptangeklagte, ein mehrfach vorbestrafter 25-Jähriger, muss für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Er hatte, als die Polizei den Tätern bereits auf den Fersen war, sich nach Thailand abgesetzt, wo er aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen und ausgeliefert wurde. Vor seiner Flucht hatte er noch einem Ladeninhaber in Landshut 10 000 Euro Falschgeld verkauft. Wie der Angeklagte im Prozess gestand, hatte er 6700 Euro be- zahlt, um im Darknet an 258 000 Euro Falschgeld zu kommen. Er sei zur Übergabe eigens aus Landshut nach Mannheim gereist, berichtete der Niederbayer. Am verabredeten Treffpunkt sei ihm das Geld von einem Mann gegeben worden. Experten des Landeskriminalamtes gehen davon aus, dass die Scheine aus einer Fälscherwerkstatt im Raum Neapel stammen.
Der Mitangeklagte will sich auf das Falschgeldgeschäft nur eingelassen haben, weil ihm sein Freund 2000 Euro schuldete. Das Gericht würdigte im Urteil, dass der Täter den Ermittlern „Aufklärungshilfe“geleistet hat. Da der 26-Jährige zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt ist, dürfte er schon bald auf Bewährung entlassen werden. Beide Angeklagte nahmen noch im Gerichtssaal das Urteil an. Es verpflichtet sie, die betrogenen Geschäftsleute in voller Höhe zu entschädigen.