Was frisst den meisten Strom?
Realschüler aus Bobingen studieren ein Energiespardorf des Bund Naturschutz und finden heraus, dass die kleinsten Dinge im Haushalt auf Dauer die teuersten Verschwender sind. Das sollen sie ihren Eltern sagen
Bobingen Die Tische sind zusammengeschoben und darauf ein großes Modell-Dorf mit Wohnhäusern, Kirche und einer Fabrik im Zentrum des Klassenzimmers der 6b an der Realschule Bobingen. Es ist ein Modell, an dem der Energieverbrauch eines Ortes für Schüler nachvollziehbar simuliert werden kann. Angeleitet von Folkhart Glaser, einem Mitarbeiter des Bund Naturschutz, ermitteln die Buben und Mädchen, was wo verbraucht wird und werten die Ergebnisse dann aus. Und sie suchen nach Möglichkeiten, Energie zu sparen.
Der Besuch des Energiespardorfes ist Teil des Klimaschutzprojektes PEP (Pädagogisches Energiespar Projekt), das vom Landratsamt Augsburg im Jahr 2012 gestartet wurde. Der Betreuer und Energieberater des Projekts, Norbert Endres, sieht in den Teilnehmern Multiplikatoren, die auch ins Elternhaus hineinwirken: „Es geht nicht nur darum, in der Schule Energie zu sparen, sondern auch für den Verbrauch zuhause zu sensibilisieren“, sagt er.
Mit der Anregung zu bedachterem Umgang mit Energie ist bei dem Projekt außerdem ein finanzieller Anreiz für die Schulen verbunden. Über ein Prämienmodell in fünf Kategorien können die Energiespar-Aktivitäten der Schulen mit jeweils 400 Euro belohnt werden.
Nachdem die Verbrauchsdaten im Energiedorf festgestellt und in einer Computersimulation festgehalten wurden, stellt Glaser die entscheidende Frage: „Welches sind die größten Stromfresser?“Im Haushalt haben Geräte, die mit Wärme arbeiten, einen hohen Verbrauch: der Herd, die Wasch- und Spülmaschine.
Der Großteil der Schüler ist mit Interesse bei der Sache. Viele wissen bereits, wie Strom erzeugt wird und was das Problematische an der Ver- brennung fossiler Rohstoffe ist, nämlich das dabei frei werdende Kohlenstoffdioxid. Für viele der Schüler war es wohl auch eine Überraschung zu erfahren, dass der höchste Energieverbrauch im Haus aber bei Unterhaltungs- und Kommunikationsgeräten, wie Fernseher, Computer oder Handys, Tablets und Smartphones liegt. Glaser dazu: „Die Geräte sind eigentlich energiesparend. Aber entscheidend ist die Menge der Geräte, die mittlerweile in jedem Haushalt sind und die Dauer, mit der sie genutzt werden oder auf Standby sind.“Hier gibt es jede Menge Sparmöglichkeiten.
Schülerin Letizia beispielsweise macht dieser Verbrauch nachdenklich: „Ich wußte nicht, dass es so viel ist. Ab jetzt werde ich aber mehr darauf achten“, sagt sie. Eine ihrer Mitschülerinnen hingegen kann diese Besorgnis nicht nachvollziehen und hat nicht vor, sparsamer mit der Energie umzugehen. Man brauche diese Dinge schließlich ja auch alle.