Zwischen Ärgernis und Sonnenschein
Ich bin ein wahres Lachgesicht, denn ich lache meinen Ärger oft weg. Dabei entsteht ein Schatten um mich herum, der mich beeinflusst. Denn verdrängte Gefühle bilden nun mal Schatten. Zunächst sind es kleine Wölkchen, die sich zusammenrotten und mit jeder angestauten Energie dunkler werden. Irgendwann entladen sie sich, es blitzt und donnert. Zwar ist die Last dann weg, aber im Regen stehen so leider die Falschen: diejenigen, die durch eine kleine Reaktion das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Und was mache ich? Lache munter weiter bis zum nächsten Hagel. Weil ich viel verdrängt habe, sind es mittlerweile richtig dicke Hagelkörner.
Oh, du armes unschuldiges Haupt, das es trifft. Kannst ja nichts dafür. In deiner Beule liegt mein Schmerz. Richtig leid tut es mir, wenn ich sehe, was ich angerichtet habe. Was mir bleibt, ist nur eine Entschuldigung. Ja seht ihr, ich habe erkannt, was ich falsch mache, und trotzdem tue ich es doch immer wieder. Es ist nicht einfach, sich zu ändern, denn ich bin ein Gewohnheitstier und trage auch noch Hörner wie ein Stier. Wie gehst du mit deinen ungelösten Sorgen um? Hast du eine Vertrauensperson? Ich renne immer wieder zu meiner lieben Pro-FamiliaBeratung. Erzähle vieles auch meinen Assistentinnen.
Außenstehende hören anders zu als Familienmitglieder. Sie sind frei, unbelastet und sehen oft klarer, was mit mir los ist. Leider habe ich keine gute Freundin, die ich mal schnell besuchen kann. Denn als behinderter Mensch braucht man Helfer, die sind nicht immer so spontan da, wie ich es bräuchte.
So zu leben ist mein Los. Nicht gerade ein Glückstreffer, oder? Dabei bin ich innerlich aber oft auch glücklich. Mir reicht schon ein kleiner Witz, eine lustige Begebenheit, um schallend zu lachen. Innerlich bin ich sonnig. Vielleicht sonniger als manch nicht behinderter Mensch. Franziska Ottlik ist 23 Jahre alt und von Geburt an schwerbehindert. Sie ist halbseitig gelähmt und kann nicht spre chen, sondern nur Laute von sich ge ben. In unserer Kolumne schreibt Franzis ka über ihren Alltag mit Behinderung. Wer mehr über sie erfahren will, schaut auf ihren Blog: www.franziskaott lik.wordpress.com.