Entwicklungshilfe aus Malaysia
Beim Regionalligisten TSG Augsburg setzt Teammanager Kim Mayer auf Akmal Rumsani als Spielertrainer. Mit Erfolg. Doch der Doppelspezialist aus Südostasien leistet nicht nur hier Aufbauarbeit
Als Teammanager Kim Mayer am Sonntag um kurz vor 11.30 Uhr etwas verspätet in die Halle der TSG Augsburg kam, hatten seine Badmintonspieler den ersten Punkt in der Partie gegen den TSV Neubiberg-Ottobrunn II schon eingefahren. Das erste Männerdoppel mit Michael Pollner und Akmal Rumsani hatte unerwartet 21:18 und 21:19 gesiegt. Am Ende gewann die TSG mit 6:2 gegen die ZweitligaReserve aus dem Münchner Vorort. Nach der 3:5-Niederlage gegen den Favoriten TuS Geretsried am Samstag steht die TSG nach fünf Spieltagen mit 7:3 Punkten auf Platz zwei in der Südstaffel der Regionalliga Süd-Ost.
„Das ist sehr erfreulich. Jetzt haben wir schon so viele Punkte wie nach der gesamten letzten Saison“, freute sich Mayer. Damals gelang der Klassenerhalt quasi erst in letzter Minute. Doch die Wandlung vom Kellerkind zum Top-Team kommt nicht von ungefähr. Sie ist eng mit einem Namen verbunden: Akmal Rumsani. In seiner Heimat Malaysia hat der 27-Jährige schon in der Purple League gespielt. Sie gilt als eine der stärksten Badminton-Ligen der Welt. In Augsburg und Schwaben ist er nun als Badminton-Entwicklungshelfer unterwegs.
Möglich gemacht hat das Kim Mayer. Der ist nicht nur Teammanager und Kassenwart der Badmintonabteilung, sondern auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirks 2014 hatte er einen Badminton-Austausch zwischen der Uni Augsburg und der Uni Malaya aus Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, organisiert. Rumsani war mit dabei. Seitdem riss der Kontakt nicht ab.
Nachdem Rumsani in diesem Jahr sein Sport-Studium beendet hatte und im Ausland neue Kulturen kennenlernen wollte, griff Mayer zu. „Ich habe ihn eingeladen, hier als Spieler und Trainer Erfahrungen zu sammeln.“Auf drei Monate – so lange kann Rumsani in Deutschland als Tourist bleiben – ist sein Aufenthalt befristet. Seit Mitte September fungiert er nun unentgeltlich als Spielertrainer bei der TSG, als Hauptverantwortlicher des Jugendtrainings und als Trainer für den Bezirk Schwaben. Mayer hat ihm und seiner Frau seine Wohnung in Augsburg zur Verfügung gestellt.
Rumsani kommt zu den Vereinen vor Ort, gibt Lehrgänge in AugsSchwaben. burg. „Es ist eine Win-win-Situation“, schwärmt Mayer, „gerade für die schwäbischen Vereine und deren Nachwuchs ist es eine tolle Möglichkeit, einen Trainer mit dieser Leistungsstärke mal zu erleben“, sagt der 31-Jährige.
Was ein Training auf diesem Niveau bewirken kann, ist bei der TSG zu sehen. Die TSG hatte nach dem enttäuschenden Saisonverlauf im Vorjahr auf einen Neuanfang gesetzt, Spieler mit wenig Motivation durch eigene Talente ersetzt. Mit Jakob Schilling, Marco Pousada, Tobias Geißenberger und Vanessa Paquee baute man gleich vier Spieler im Alter von 17 bis 19 Jahren in das Regionalliga-Team ein. „Normalerweise bedeutet so etwas den sicheren Abstieg“, sagt Mannschaftsführer Robin Fiedler. „Aber dadurch, dass Akmal an Nummer eins regelmäßig punktet und ich an Position zwei auch, können die Jungen ohne Druck spielen.“Das zahlt sich aus.
Zwar hat Doppelspezialist Rumsani nur eine 3:2-Bilanz an Nummer eins, aber Fiedler und das erste Männerdoppel haben bisher die optimale Ausbeute von fünf Siegen in fünf Spielen eingefahren. Doch was noch viel wichtiger ist: Das Trainingsniveau ist enorm gestiegen. „Die Intensität ist Wahnsinn“, sagt Fiedler. Der 25-Jährige hat immerhin schon 2. Liga gespielt. Fiedler weiter: „Wenn wir normalerweise eine Übung drei Minuten gemacht haben, machen wir sie jetzt zehn Minuten. Und wenn du dreimal in der Woche so einen starken Trainingspartner hast, zahlt sich das auch aus.“Und so punkten auch die jungen Talente in der dritthöchsten deutschen Spielklasse unerwartet oft.
Sportlich läuft es bei der TSG. Vor drei Jahren hatte Mayer mit seinen Kollegen das Ziel ausgegeben, 2020 Bundesliga zu spielen. Dann will man auch dem schwäbischen Rivalen, dem Zweitligisten TV Dillingen, wieder auf Augenhöhe begegnen. „Wir sehen uns da auf einem guten Weg“, sagt Mayer. Sein Vorbild ist die SG Schorndorf aus seiner württembergischen Heimat. In der Kleinstadt, zwischen Schwäbisch Gmünd und Stuttgart gelegen, ist Badminton die Sportart Nummer eins. 230 Mitglieder hat die Abteilung, sechs Mannschaften sind im Ligabetrieb. Ein Förderverein sorgt für einen guten Nährboden für den Nachwuchs, Leistungssport wird dort großgeschrieben.
Von solchen Bedingungen kann Mayer bei der TSG nur träumen. Dort ist die Badminton-Abteilung nur eine von 16. Breitensport geht in Lechhausen vor Leistungssport. Mayer stößt mit seinen Plänen für eine weitere Professionalisierung auf wenig Gegenliebe. Er zeigt Verständnis, zufrieden gibt er sich damit nicht. Er sagt: „Die TSG hat über 1700 Mitglieder, unsere Abteilung ist mit 120 bei weitem nicht die größte. Aber die Situation ist unbefriedigend. Ein Beispiel: In der vergangenen Saison konnten wir aus Termingründen nur zwei von sieben Heimspielen hier in der Halle austragen.“Es scheint, als würden sich die Wege der ambitionierten Badmintonspieler und der TSG bald trennen. Mayer will dazu nichts sagen. Doch er ist gewillt, Badminton in Augsburg voranzutreiben. Und das auch weiter mithilfe aus Malaysia. „Ich bin überzeugt, dass nicht nur wir, sondern alle im Bezirk davon profitieren können. Wir hatten ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber wir lernen jeden Tag dazu.“
Mitte Dezember werden Rumsani und seine Frau zurückkehren. Sein Nachfolger steht aber schon fest. Es ist sein früherer Doppelpartner Thanesh Veerappan. Die TSG setzt auch in Zukunft weiter auf Entwicklungshilfe aus Malaysia.