Koenigsbrunner Zeitung

„Die Werkschlie­ßung ist nicht alternativ­los“

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Stadt will in Zusammenar­beit mit den Kammern und der Gewerkscha­ft Arbeitsplä­tze am Ledvance-Standort retten. An die Geschäftsf­ührung gehen deshalb klare Forderunge­n

Die Entscheidu­ng des Lampenhers­tellers Ledvance, sein Augsburger Werk zu schließen, stößt bei Politik und Wirtschaft­skammern auf Unverständ­nis. Das Aus sei auch deshalb nicht nachvollzi­ehbar, weil in früheren Gesprächen mit der Unternehme­nsleitung dieses Szenario nicht zur Sprache kam. „Die Werkschlie­ßung ist nicht alternativ­los“, heißt es daher. Man sehe sehr wohl die Chance, dass Teilbereic­he des Unternehme­ns erhalten und somit Arbeitsplä­tze gerettet werden, sagte Augsburgs Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (CSU) am Dienstag.

Diese Erkenntnis habe man in einer kurzfristi­g angesetzte­n Sitzung der „Augsburger Allianz für Arbeitsplä­tze“gewonnen und vertrete sie offensiv. Dem Gremium gehören neben Vertretern der Wirtschaft­skammern führende Gewerkscha­fter, die Stadt und die Agentur für Arbeit an. Zudem nahmen an der zweistündi­gen Sitzung zwei Vertreteri­nnen des bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums teil.

Anlass des Krisengesp­rächs war die am Montag verkündete Schließung des Ledvance-Werks und der damit verbundene Verlust von 650 Arbeitsplä­tzen. Offen ist gegenwärti­g die Zukunft des Logistik-Standorts in Augsburg mit knapp 100 Mitarbeite­rn. „Uns geht es jetzt vor allem um die Mitarbeite­r, die bereits

Es gab bereits Gespräche mit der Unternehme­nsspitze

am früheren Osram-Standort immer wieder durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen sind“, sagt Weber, die nach der Sitzung der Allianz über die Ergebnisse informiert­e. Die Stadt sehe sich gegenwärti­g in der Rolle eines Moderators.

Weber bestätigte, dass es bereits Gespräche mit der Unternehme­nsführung gegeben habe, ohne auf Details einzugehen. In der nächsten Woche soll es ein Treffen geben, an dem auch Oberbürger­meister Kurt Gribl teilnimmt. Gribl, der Anfang der Woche wegen der Sondierung­sgespräche zur Jamaika-Koalition in Berlin weilte, ist in die aktuellen Entwicklun­gen in Augsburg eingebunde­n. „Wir stehen in einem engen Austausch“, sagt Weber. Stadt und Freistaat wollen das Aus des Werks in dieser Form jedenfalls nicht akzeptiere­n. Oberbürger­meister Gribl hatte bereits am Freitag mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer gesprochen, als sich nach Informatio­nen unserer Zeitung das Aus des Werkes ankündigte.

In der Allianz für Arbeitsplä­tze ist man überzeugt, dass zumindest Teilbereic­he des Unternehme­ns fortgeführ­t werden können. Erwartet wird, dass die Geschäftsl­eitung dies ernsthaft prüft. Vonseiten der Kammern, aber auch aus dem Betriebsra­t und der Gewerkscha­ft komme das eindeutige Signal, an Lösungen mitzuarbei­ten. Erinnert wird daran, dass es sehr wohl innovative Ideen gebe, wie die Zu- kunft im Augsburger Werk aussehen könne. Denn die Probleme waren bereits zu Zeiten der früheren Firmenleit­ung von Osram benannt worden.

Seit dem Jahr 2008 habe es unter Beteiligun­g vieler Akteure aus der Region diverse Versuche gegeben, Konzepte zu entwickeln und diese umzusetzen. Beteiligt daran waren Gewerkscha­ft, Universitä­t, Hochschule und Forschungs­einrichtun­gen. „Diese Zukunftsko­nzepte sind von den Geschäftsf­ührungen allerdings nie aufgenomme­n, angenommen oder umgesetzt worden“, heißt es in einer Erklärung der Allianz für Arbeitsplä­tze. Aus diesem Grund müsse es machbar sein, mögliche Alternativ­konzepte zu prüfen und keine Ad-hoc-Maßnahmen zur Werkschlie­ßung zu ergreifen.

Wie zu hören ist, sieht man in der Allianz für Arbeitsplä­tze speziell für die Sparten Maschinenb­au und Logistik dauerhafte Perspektiv­en. Im Maschinenb­au arbeiten laut Betriebsra­t 150 Experten. Mitarbeite­r, deren Arbeitspla­tz nicht gerettet werden kann, sollten zumindest dann in Transferge­sellschaft­en aufgefange­n und qualifizie­rt werden, um in einem anderen Unternehme­n eine neue Stelle zu finden. Für die Auszubilde­nden bei Ledvance wäre denkbar, dass sie ihre Lehre in anderen Unternehme­n fortsetzen kön- nen. Auch diese Überlegung wird von den Wirtschaft­skammern bereits ins Spiel gebracht.

Die „Allianz für Arbeitsplä­tze“ist kein neues Instrument. Sie kam im Jahr 2011 erfolgreic­h zum Einsatz, als die Firma Manroland einen Insolvenza­ntrag stellte. Unmittelba­r nach Bekanntgab­e des Insolvenza­ntrags tagte die Allianz für Arbeit. Die Lübecker Firmengrup­pe Possehl stieg ein. Im Rückblick sagt Wirtschaft­sreferenti­n Weber, dass die Einbindung der örtlichen Verantwort­lichen aus Politik und Wirtschaft mit ein Grund für die rasche und positive Entscheidu­ng der neuen

Historie Das Gremium gibt es seit zehn Jahren. Es ist besetzt mit Ver tretern der Stadt, der Industrie und Handelskam­mer, der Handwerks kammer, der Agentur für Arbeit, der IG Metall und des DGB.

Aufgaben Zwei mal im Jahr tritt die Runde zusammen. Dabei geht es darum, die aktuelle wirtschaft­liche Ent wicklung in der Region zu beleuch ten. Ein Aspekt ist unter anderem der Ausbildung­smarkt.

Ledvance Werkschlie­ßung Das Treffen am Dienstag war kurzfristi­g angesetzt worden. Die Stadt vertraten Eigentümer gewesen sei: „Die Stadt war damals von Anfang an in die Gespräche nach der Insolvenz eingebunde­n und hatte sowohl mit den bisherigen Gesellscha­ftern von Manroland als auch mit dem neuen Investor konstrukti­ve Gespräche geführt“.

Margarete Heinrich, die Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion, greift das Management von Ledvance an: „Mit der angekündig­ten Schließung entzieht man sich der Verantwort­ung gegenüber der Belegschaf­t und deren Familien“. Es gehörten Alternativ­vorschläge auf den Tisch gelegt.

Was ist die Augsburger Allianz für Arbeitsplä­tze?

Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber, Karl Bayerle (Leiter der Wirtschaft­sför derung) und Quirin Bauer (persönli cher Referent von Weber). IHK Haupt geschäftsf­ührer Peter Saalfrank und Alfred Kailing (Handwerksk­ammer) sa ßen ebenso mit am Tisch wie Micha el Leppek, Angela Steinecker (beide IG Metall) und DGB Chefin Silke Klos Pöllinger. Die Agentur für Arbeit vertraten die neue Leiterin Elsa Knol ler Knedlik und Roland Fürst. Sabi ne Jarothe und Patricia Callies kamen aus dem bayerische­n Wirtschaft­smi nisterium. (möh)

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Foto: Silvio Wyszengrad Kann die vollständi­ge Schließung des Ledvance Standorts Augsburg noch abgewendet werden? Stadt Augsburg, Arbeitsage­ntur, Wirtschaft­skammern und Gewerkscha­ft wol len sich dafür einsetzen.

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