Maria Reichenauer schaut wieder „um’s Eck“
Schwabmünchner Grafikerin erzählt in ihrem zweiten Band nicht nur Geschichten aus Schwabmünchen. Erstmals ist das Lechfeld in dem Buch vertreten und auch die Stauden kommen nicht zu kurz
Schwabmünchen Zwei Jahre lang war Maria Reichenauer wieder unterwegs auf Spurensuche in der Heimat. Dabei geht es ganz bewusst nicht um die großen Dinge der Welt, nicht um Koalitionsverhandlungen, Klimaschutz oder Katastrophen. Maria Reichenauer sucht bewusst die kleinen Dinge des Lebens. Magische Momente, die sich vor der Haustüre abspielen oder Begegnungen mit interessanten Menschen. Dabei hat die Grafikerin in ihrem zweiten Band „Bei uns um’s Eck“dieses Mal ihren imaginären Spaziergang nicht nur durch Schwabmünchen und die Stauden unternommen, sondern auch auf das Lechfeld ausgeweitet.
Wer Reichenauer kennt, der weiß, dass ein geliebtes Stück Heimat nicht fehlen darf: der Luitpoldpark. So hat die Grafikerin bereits im Februar ein eigenes Werk über ihr „zweites Wohnzimmer“vorgestellt. Sechs Jahre lang hat sie auf 200 Seiten die Geschichte des früheren Sumpfgeländes unter die Lupe genommen. Passend dazu trägt das Büchlein den Titel „Spurensuche im Schwabmünchner Luitpoldpark“. Und auch in ihrem zweiten Band aus der Reihe „Bei uns um‘s Eck“wird der grünen Oase wieder ein üppiges Stück Geschichte gewidmet.
So spannt die Autorin einen Bogen vom 5. Februar 1875 „so fing alles an“bis hin zu den aktuellen Wetterkapriolen der Neuzeit, die auch im Luitpoldpark ihre Spuren hinterlassen haben. Ganz nebenbei erfährt der Leser aber auch, welche Rolle Maulwürfe im Luitpoldpark spielten und warum der Pelz der Tiere damals recht begehrt war.
Reichenauers Spurensucher blickt aber auch auf einen der kurzlebigsten und dennoch sehr aktiven Verein Schwabmünchens zurück. Den Veloziped-Club in Schwabmünchen. Das Fortbewegungsmittel, das heute schlicht und ergreifend Fahrrad heißt, fand bereits 1884 so viele Anhänger, dass der Marktmagistrat Gefahr für Leib und Leben der Fußgänger vermutete. Er schickte daher ein Rundschreiben an die zehn Fahrradfahrer mit folgendem Inhalt: (...) „Aus diesem Anlasse untersagen wir anmit den Besit- zern solcher Fahrgerähte die Benüt- zung der Trottoirs und Fußwege zu ge- dachtem Zwecke mit dem Beigefügten, daß wir im Nichtbeachtungsfalle auf Grund des § 8 der H. Ministerial-Bekanntmachung vom 4. Januar 1872 Strafeinschreitung gegen die Contragenannten veranlassen werden (...)!“
Fahrradfahrer auf dem Bürgersteig sind zwar auch heute noch nicht gerne gesehen, den Klub allerdings gibt es trotz eines geselligen und sportlichen Vereinslebens seit 1909 nicht mehr. Der Leser erfährt bei der Lektüre jedoch viel mehr. So hat Reichenauer unter anderem re- was der heutige Alpenzeiger mit der damaligen Auflösung des Veloziped-Clubs zu tun hat.
Ausführlich beschreitet Maria Reichenauer in ihrem neuesten Werk auch den Besinnungsweg in den Stauden. Neben einer anschaulichen Beschreibung der Routen trifft die Autorin aber auch auf die Steinmetzmeisterin Christiane Hellmich. Der Leser erfährt dabei unter anderem, mit welchen Werkstoffen die Künstlerin am liebsten arbeitet und aus welchem Grund sie ihren ursprünglichen Plan, Lehrerin zu werden, nicht weiter verfolgte.
Nicht zu kurz kommt auch die Geschichte der Fugger und was die berühmte Familie mit der Gemeinde Graben verbindet. Das Lechfeld ist erstmals in einem Band aus der Reihe „Bei uns um‘s Eck“thematisiert. Und diese inhaltliche Ausweitung ist gelungen. So findet sich ebenso ein würdiger Abschied auf das Gasthaus Zum Husaren in Graben, das im vorigen Jahr geschlossen wurde, wie auch ein Abriss über die militärische Geschichte des Lechfelds.
Reichenauers Spurensuche führte aber auch zu ungewöhnlichen Orten. Dabei entdeckte sie beispielscherchiert,
weise den Gestalter eines Graffito, das sich unter der Lechbrücke bei Schwabstadl befindet. Gefunden wurde letztendlich ein bekannter Künstler, dessen Werke einst sogar die Bayerische Staatsgemäldesammlung erwarb.
ODas Buch „Bei uns um’s Eck“umfasst 176 Seiten, teilweise mit ganzformati gen Fotos. Erhältlich ist es unter anderem in der Buchhandlung Schmid oder di rekt bei der Autorin per E Mail an reichen auer@grafiseria.eu. Vorgestellt wird es zudem am Samstag, 2. Dezember, beim Weihnachtsmarkt in Mickhausen.