220 000 Liter Wasser lassen Brücke blühen
26 Jahre lang pflegte Elfriede Brem für den Obst- und Gartenbauverein den öffentlichen Blumenschmuck in Bobingen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft
Bobingen Für seinen Blumenschmuck entlang der Brückengeländer ist Bobingen längst bekannt. Alljährlich sorgt der Obst- und Gartenbauverein Bobingen für das Einpflanzen der Kästen. Die Pflege übernehmen Blumenpfleger, die im Verein sehr geschätzt werden. Eine von ihnen ist Elfriede Brem. Seit 1991 hat sie sich um die Kästen entlang der Bahnbrücke an der Lindauer Straße gekümmert. Nun wird ihr die Arbeit zu schwer. Schon im letzten Jahr seien es meist die Söhne Peter und Manfred gewesen, die den Gießdienst übernommen haben. Der Gartenbauverein sucht Ersatz.
Vor 26 Jahren hatte das Ehreamt von Elfriede Brem begonnen: „Als die damalige Blumenpflegerin Luzia Müller aufgehört hat, hat mich unser langjähriger Vorsitzender Karl Schenk gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen will, weil ich in der Nähe wohne“, erinnert sich Brem. Sie sagte zu und kümmerte sich fortan um die Petunien und Geranien. Bis jetzt, denn nun gibt sie ihr Amt ab. „Die vollen Gießkannen werden mir einfach zu schwer“, sagt sie.
An heißen Tagen muss im Sommer täglich gegossen werden. Weil es auf der Brücke keinen Wasserhahn gibt, fuhr Elfriede Brem täglich mit ihrem Leiterwagen und sechs vollen Gießkannen Regenwasser zu den vierzehn Blumenkästen. Fünf Monate im Jahr, also rund 150 Tage, an denen täglich bis zu 60 Liter gebraucht wurden. Insgesamt 220 000 Liter hat Elfriede Brem grob geschätzt in den Jahren ihrer Blumenpflege durch die Straßen gezogen und gegossen. „Ich habe immer abends gegossen, weil ich in der Früh keine Zeit hatte“, meint sie zu der ewigen Gärtnerdiskussion, ob es abends oder am Morgen im Sommer besser sei, zu gießen. „Den Blumen hat das nichts ausgemacht. Meine Kästen waren immer schön.“
Dafür sorgte auch die liebevolle Pflege: Oft eine Stunde lang zupfte Brem die verblühten Blätter ab und schüttelte die hängenden Petunien aus. Und regelmäßig in Abständen von einer Woche bis vierzehn Tage wurde im Sommer gedüngt. Das sorgte für eine Blütenpracht, die weithin bekannt war. „Wenn ich gegossen habe, haben mich immer wieder Menschen angesprochen, wie sehr sie den Blumenschmuck schätzen“, erzählt Elfriede Brem. Sie lacht: „Die meisten wollten wissen, was man bei so einer Arbeit verdient.“Das ist mit wenigen Worten zu sagen, denn die Blumenpflege ist ein Ehrenamt. Menschen wie Elfriede Brem opfern ihre Freizeit, um den Ort, in dem sie leben, ein wenig bunter zu machen.
Umso ärgerlicher fand sie es, wenn Blumenkästen zerstört und Blüten abgerissen werden. Auch das
Auch Ärger ist ihr nicht erspart geblieben
ist der Blumenpflegerin in all den Jahren nicht erspart geblieben. „Manchmal fehlten ganze Pflanzen. Es hat mich jedes Mal geärgert, wenn die Kästen beschädigt waren“, berichtet sie. „Einen Teil, der rausgerissen und auf die Bahngleise hinabgeworfen wurde, habe ich wiedergeholt und wieder eingepflanzt.“Andere wurden ganz mitgenommen und wohl in eigene Blumenkästen verpflanzt. Für diese Blumen holte Elfriede Brem Ersatz bei der Gärtnerei Sirch, die die Blumenkästen des Obst- und Gartenbauvereins jedes Jahr großzügig unterstützt.
Der Verein sucht nun einen Ersatz für Elfriede Brem. Vorsitzender Peter Mannes sagt: „Der Blumenschmuck in Bobingen ist für viele selbstverständlich. Sie sehen nicht, was tatsächlich Arbeit dahinter steckt.“Um den Blumenschmuck weiterhin gewährleisten zu können, bittet der Verein Interessierte, sich per Mail zu melden unter info@gartenbauverein-bobingen.de. Es besteht die Möglichkeit, die Arbeit unter mehreren Blumenpflegern aufzuteilen.