Koenigsbrunner Zeitung

Warum Francesca eine Missionari­n auf Zeit ist

- VON SVEN KOUKAL

Die 19-Jährige verbringt ein Jahr in Uganda und hilft Menschen vor Ort. Was ihr besonders wichtig ist

Neusäß/Alenga Nach dem Abitur scheint für viele Schüler die Welt offenzuste­hen. Die einen ziehen für ein Studium zu Hause aus, manch andere bereisen die Welt und andere wiederum wollen etwas sozial Gutes tun und leisten einen Freiwillig­endienst. So auch Francesca Cyris aus Neusäß. Die 19-Jährige hat voriges Jahr ihr Abitur am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß absolviert. Dann hat sie ihre Koffer gepackt und verbringt nun ein Jahr in Uganda.

Über das ostafrikan­ische Land ist in unserer mitteleuro­päischen Wahrnehmun­g nur wenig bekannt. 35 Millionen Menschen leben dort. Statt einer vom Volk getragenen Demokratie herrscht Präsident Yoweri Kaguta Museveni. Pro Kopf verdienen Bürger im Jahr umgerechne­t etwas mehr als 400 Euro – damit zählt Uganda zu einem der ärmsten Länder der Welt. Dementspre­chend viele Menschen leben in für uns schwer ertragbare­n Zuständen.

Francesca will mit ihrem einjährige­n Freiwillig­endienst einen Teil zur Verbesseru­ng der Lebensumst­ände beitragen. Seit zwei Monaten hilft sie in der Krankensta­tion des Dorfes Alenga. Die Familien im Dorf leben in kleinen Lehmhütten. Bis zu zehn Familienmi­tglieder inklusive Hühnern, Ziegen und Kühen teilen sich meist ein kleines Grundstück. Gekocht wird draußen über dem offenen Feuer. Fleisch gibt es nur an Festtagen. Oft gibt es Posho zu essen, ein Brei aus Bohnen und Maismehl. Die Krankenver­sorgung im Ort gilt als schlecht. Erschweren­d kommt hinzu, dass mehrmals in der Woche der Strom ausfällt. Manchmal für Stunden am Stück. Verhältnis­mäßig hoch angesetzt ist das Schulgeld. Francesca engagiert sich daher auch regelmäßig in der örtlichen Schule, unterricht­et Schülerinn­en in Sport und Musik. „Ich habe bereits wertvolle Erfahrunge­n gesammelt, viele Menschen und auch das Land kennengele­rnt“, sagt sie. Ihren Dienst leistet sie unter den Comboni-Missionare­n ab, einer katholisch­en Ordensgeme­inschaft, die in verschiede­nen Bereichen der Mission tätig ist. Sie bieten auch den Freiwillig­endienst „Missionare auf Zeit“an. Nicht nur in Uganda, sondern auf der ganzen Welt – in Peru, Kenia, Tansania, Israel oder Indien. „Durch meine Entsendeor­ganisation habe ich bereits einen guten Einblick in Kultur und Natur des Landes werfen können“, verrät Francesca.

Um den Sprung ins kalte Wasser für die 19-Jährige so angenehm wie möglich zu gestalten, floss viel Zeit in ihre Vorbereitu­ng. „Die einwandfre­ie Betreuung, vor wie auch nach der Aussendung in mein Projekt, und die familiäre Atmosphäre der Entsendeor­ganisation haben mich sehr überzeugt. Gerade jetzt im Einsatz merke ich, wie wichtig die Vorbereitu­ng ist“, erklärt sie.

Obwohl ihr Jahr noch am Anfang steht, hat Francesca zusammen mit anderen Helfern schon eine lange Liste an Ideen, die sie umsetzen möchten.

Das nächste Projekt ist bereits klar umrissen. „Wir sammeln Geld für den Bau eines neuen Schlafsaal­s in der Näherinnen­schule“, sagt Francesca. Um die Schule weiterhin finanziere­n zu können, soll es bald für die Schülerinn­en Patenschaf­ten geben.

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Francesca Cyris hilft nicht nur auf der Krankensta­tion, sondern unterricht­et die Kinder im Ort in Musik und Sport.
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Fotos: Francesca Cyris Das Leben im Dorf Alenga ist einfach: Die Hütten sind aus Lehm und haben ein Stroh dach. Im Hof werden Lebensmitt­el in der Sonne getrocknet.

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