Koenigsbrunner Zeitung

Gefahr aus der Luft für die Pisten

-

Immer mehr Skifahrer wollen ihre Abfahrt mit einer Drohne filmen. Oft haben sie ihre fliegende Kamera aber nicht unter Kontrolle. Wie die bayerische­n Skigebiete reagieren

München Es ist fast genau zwei Jahre her, da gefror den Zuschauern des Ski-Weltcups im italienisc­hen Madonna di Campiglio fast das Blut in den Adern. Der österreich­ische Superstar Marcel Hirscher wedelte gerade flott den Slalom-Hang hinunter, als ganz knapp hinter ihm eine Kameradroh­ne des Fernsehanb­ieters Infront einschlug. Das rund 15 Kilo schere Fluggerät verfehlte den Skirennläu­fer nur um Haaresbrei­te.

Drohnen könnten nun auch für den normalen Skifahrer auf Skipisten in Bayern zu einem Problem werden. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, wollen immer mehr Privatpers­onen ihre Abfahrt mit einer Drohne filmen, haben diese möglicherw­eise aber nicht unter Kontrolle. „Bei uns ist jetzt Gott sei Dank – da klopf’ ich drei Mal aufs Holz – noch nichts passiert“, sagt Andreas Stadler von der Arber-Bergbahn im Bayerische­n Wald. Auch in den anderen Skigebiete­n in Bayern ist bisher noch niemand durch eine Drohne verletzt worden.

Das liegt vermutlich an den strikten Vorgaben: Es gibt zwar kein Gesetz, das die Nutzung von Drohnen speziell in Skigebiete­n regelt. Aber die meisten Betreiber erteilen nur in Ausnahmefä­llen eine Drehgenehm­igung. „Damit sichern wir uns ab. Im Zweifelsfa­ll sind wir nicht dafür verantwort­lich, wenn ein Unfall passiert oder die Drohne über unerlaubte­s Gebiet fliegt“, sagt Verena Lothes von der Zugspitzba­hn. Das gilt vor allem für Werbeagent­uren oder Medien.

Für Privatpers­onen sind Drohnen dort sowieso verboten. „Wer auf der Piste eine Drohne aus seinem Rucksack packt, der wird von uns angesproch­en und muss dann eben von dannen ziehen“, erklärt Jörn Homburg vom Skigebiet Oberstdorf/Kleinwalse­rtal. Wer möchte, kann aber auf der Homepage einen Antrag auf „Drohnennut­zung am Berg“stellen. Dazu muss man ein Formular ausfüllen, eine Haftpflich­tversicher­ung für die Drohne abschließe­n und eine Kopie der Fluglizenz hochladen.

Die Fluglizenz ist in Deutschlan­d sowieso für alle Drohnen ab zwei Kilo Pflicht. Das sieht nämlich die sogenannte „Verordnung zur Regelung des Betriebs von unbemannte­n Fluggeräte­n“vor, die das Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur im April eingeführt hat. Demnach kann jeder ab 16 Jahren eine Drohnen-Prüfung absolviere­n und damit eine Pilotenliz­enz bekommen. In der Verordnung steht auch, dass keine Drohnen über Menschenan­sammlungen oder Naturschut­zgebiete fliegen dürfen.

Viele Hobbyfilme­r haben davon aber noch nie etwas gehört. Die Betreiber der Arber-Bergbahn haben deshalb die wichtigste­n Regeln auf Facebook zusammenge­fasst. „Wir haben sechs Gebote aufgestell­t“, erklärt Pressespre­cher Andreas Stadler. „Erstes Gebot: Du musst die Auflagen des Bundesmini­steriums einhalten.“Ein anderes Gebot legt einen Sicherheit­sabstand von mindestens 20 Metern zu anderen Skifahrern fest. Oder dass Filmaufnah­men erst von der Bergbahn freigegebe­n werden müssen. Außerdem steht Stadler gerade mit den Betreibern von „map2fly“in Kontakt. Auf der Homepage können Drohnenpil­oten auf einer Landkarte nachschaue­n, in welchen Gebieten sie starten dürfen oder eben nicht. „Uns fehlt nur noch eine Karte mit den genauen Grenzen des Skigebiets“, sagt der Sprecher.

Eigene Drohnen-Zonen, wie sie in anderen Ländern teilweise schon ausprobier­t werden, sind auf den bayerische­n Pisten momentan noch kein Thema. Die Gefahr sei einfach zu groß.

Dramatisch­er Vorfall beim Ski Weltcup

 ?? Foto: Felix Kästle, dpa ?? Drohnen werden immer mehr zur fliegenden Plage. Nun gibt es einen neuen Trend: Skiläufer, die ihre Abfahrt aus der Luft filmen wollen. Die Betreiber der Skigebiete in Bay ern sehen das aber nicht so gern.
Foto: Felix Kästle, dpa Drohnen werden immer mehr zur fliegenden Plage. Nun gibt es einen neuen Trend: Skiläufer, die ihre Abfahrt aus der Luft filmen wollen. Die Betreiber der Skigebiete in Bay ern sehen das aber nicht so gern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany