Klinikum denkt über Prämien für Pflegepersonal nach
Nach den Pflegestreiks im Herbst ist etwas Ruhe eingekehrt, doch bis konkrete Verbesserungen greifen, dauert es. 2017 wird das Krankenhaus Gewinn machen – vor einem Jahr hieß es noch, dass gespart werden muss
Augsburg
Operationen mussten abgesagt werden, tageweise waren 200 Betten nicht belegbar: Die PflegeWarnstreiks am Klinikum im Herbst schlugen hohe Wellen. Ende Oktober einigten sich Klinikum und Gewerkschaft Verdi darauf, ein Sofortprogramm zu erarbeiten. Zudem kündigte das Klinikum an, 30 zusätzliche Stellen aufzubauen und eine Million Euro in Maßnahmen zu stecken, die die angespannte Lage verbessern sollen. Inzwischen hat eine interne Arbeitsgruppe mehrmals getagt, um Lösungen zu finden. „Wir schauen uns an, wie Abläufe vereinfacht werden können und wo es mehr oder anderen Arbeitsmaterials bedarf“, sagt Jörg Roehring, stellvertretender Vorstand Pflege am Klinikum. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe, in der auch der Personalrat vertreten ist, flössen nach und nach in die tägliche Arbeitsorganisation ein.
Offenbar ist auch nicht mehr da- ran gedacht, die zeitweise Schließung von Stationen im RochadePrinzip weiterzuverfolgen. Wie berichtet war im Oktober die VIP-Station bis Jahresende dichtgemacht worden, um das dortige Personal an Brennpunkten des Hauses einzusetzen. Statt Stationen reihum für zwei Monate zu schließen, soll nun ein Konzept erarbeitet werden, das für jede Station eine Mindestbesetzung sicherstellt und gegebenenfalls die Sperrung von Betten vorsieht, wo das möglich ist. Im Alltag sind die Entlastungen aber noch nicht richtig spürbar, ist von Pflegenden zu hören. „Man braucht einen langen Atem, um so etwas umzusetzen“, sagt auch Personalratsvorsitzende Hildegard Schwering.
Geplant ist für 2018 neben der Schaffung von 30 Pflegestellen auch die Aufstockung des Personals im Wirtschafts- und Versorgungsbereich. Eine Überlegung dabei ist, dass Pflegende sich so auf die Arbeit am Patienten konzentrieren können. Nach wie vor suche man Perso- nal, sagt Pflege-Vize Roehring. „Es darf nicht verschwiegen werden, dass es nicht einfacher wird, für Gesundheitseinrichtungen qualifiziertes und motiviertes Personal zu finden.“Offenbar wird daran gedacht, eine Art „Werbeprämie“und ein „Begrüßungsgeld“für neue Mitarbeiter einzurichten.
Dass das Klinikum im Herbst aufgrund von Druck aus der Politik eine Million Euro als Sofortpro- gramm locker machte, kam auf den ersten Blick überraschend. Das Haus hatte zuletzt eher mit der Ankündigung von Stellenstreichungen und prognostizierten Verlusten Schlagzeilen gemacht. Die wirtschaftliche Situation scheint aber so schlecht nicht zu sein. Trotz des Sonderprogramms rechnet das Klinikum für 2018 mit rund vier Millionen Euro Gewinn. Das geht aus dem Wirtschaftsplan hervor, den Vorstandsvorsitzender Alexander Schmidtke jetzt vorgelegt hat. Auch für das ablaufende Jahr rechnet das Klinikum mit rund 3,5 Millionen Euro Überschuss. Vor einem Jahr waren für 2017 noch ein Defizit von 1,7 Millionen Euro prognostiziert und die Streichung von insgesamt 30 Stellen angekündigt worden.
„Diese Entwicklung hat vor allem damit zu tun, dass wir in den vergangenen Monaten mehr schwere behandlungsaufwendige Fälle zu versorgen hatten. Denn mit dem Schweregrad der Erkrankung oder Verletzung erhöht sich auch die Vergütung durch die Krankenkassen“, so Schmidtke. Man sei sehr erleichtert, dass man in der Lage sei, Stellen aufzubauen. Für 2018 ist dies nicht nur im pflegerischen Bereich und den Wirtschaftsdiensten wie Reinigung und Servicekräften geplant, sondern auch bei den Ärzten. In einer Langfristplanung ist hingegen speziell bei den Ärzten ein Abschmelzen von Stellen geplant, was in der Vergangenheit zu massivem Protest geführt hatte.
Das Jahresergebnis 2017 sei deutlich besser als das, welches im Sanierungskonzept niedergelegt ist, so Schmidtke. Das Klinikum muss zusehen, keine allzu großen Miesen einzufahren. Das ist der Wunsch der Träger Stadt und Landkreis Augsburg – und Voraussetzung des Freistaats, das Klinikum in einem Jahr zur staatlichen Uniklinik zu machen. Einsparungen werde es 2018 nur bei den Materialkosten geben. Die Qualität solle erhalten bleiben, man setze aber auf Kostenvorteile durch stärkere Standardisierung.