Das Krippenvermächtnis der Familie Jaufmann
Dass die Wertachklinik in Bobingen einen Schatz hütet und zeigt, ist einer alten Vereinbarung zu verdanken
Bobingen
Es gibt einige besondere Krippen in Bobingen öffentlich zu sehen: am Rathauseingang oder in St. Felizitas etwa. Ein schönes Ziel für Krippenfreunde könnte in diesen Tagen auch das Foyer der Wertachklinik sein, denn dort gibt es ein ganz besonderes Kleinod der Krippenkunst zu bestaunen. Dass dies so möglich ist, beruht auf der Weitsicht derer, die ihren Wert schon vor 50 Jahren erkannten.
Im Buch von Konrad Bobinger über die Bobinger Krippen heißt es dazu: „Die Krippe im Bobinger Krankenhaus wurde im Jahr 1960 von Ehrenbürger Dr. Jaufmann für das damalige Krankenhaus, jetzt Altenheim, in der Lindauer Straße gestiftet. Sie wurde von den Schwestern liebevoll aufgebaut und wieder verwahrt. Seit dem Bau des neuen Krankenhauses in der Wertachstraße ist die Krippe alljährlich an Weihnachten in der Eingangshalle zu sehen. Die geschnitzten Figuren stammen aus Südtirol. Nach mündlicher Überlieferung der Schwestern malte den Hintergrund eine Patientin in England.“
Der zeitlichen Abfolge gemäß hat aber wohl Dr. Jaufmanns Frau Franziska in dessen Sinn die Krippe gestiftet, denn der geschätzte Ehrenbürger verstarb bereits am 12.
„Es ist aber auch denkbar, dass eines Tages keine Ordensschwestern mehr in Bobingen tätig sind.“
Oktober 1959. Dazu passt auch ein Antwortschreiben von Josef Amann an Franziska Jaufmann, welches sich auf ein Schreiben vom 2. Februar 1965 ihrerseits bezieht. Darin schreibt der damalige Verwaltungschef im Rathaus: „Sie fragen an, wie das Besitzrecht der von Ihnen gestifteten Krippe im Krankenhaus geregelt werden soll. Ich wäre persönlich der Meinung, dass die Krippe von Ihnen an die Marktgemeinde geschenkt würde und deshalb Eigentum des Marktes bleiben und im Krankenhaus aufgestellt werden soll. Die Marktgemeinde würde sich selbstverständlich dazu verpflichten, die Krippe in dem Haus zu belassen, in dem die Ordensschwes- tern untergebracht sind.“Amann gibt im weiteren Text seinen Bedenken Ausdruck, dass die Ordensschwestern zwar in den Neubau des Bobinger Krankenhauses in der Wertachstraße mit umziehen würden, dass aber nicht sicher ist, wie lange die Schwestern so ein großes Haus selbst weiterbetreiben können: „Es ist aber auch denkbar, dass eines Tages keine Ordensschwestern mehr in Bobingen tätig sind. Ich glaube, dass es Ihr und Ihres verstorbenen Gatten Wille ist, dass die Krippe dann in Bobingen bleibt und weiterhin im Krankenhaus aufgestellt wird.“
So wie es Josef Amann in seinem Schreiben am 25. Februar 1965 vorschlug, geschah es. Heute wird die Krippe sorgsam im Keller der heutigen Wertachklinik aufbewahrt und in der Weihnachtszeit aufgebaut. Sie besteht aus acht großen Gebäudeteilen und insgesamt 47 geschnitzten Figuren.
Im Haus der Familie Jaufmann konnte sie wohl früher nicht ganz so großzügig aufgebaut werden, wie ein Foto vom Weihnachtsfest 1955 beweist, das Franziska und Dr. Joseph Jaufmann in ihrem Wohnzimmer vor der Krippe zeigt.
Wenn nun Hubert Geiger, Wolfgang und Manfred Bobinger sie aufbauen, stellen sie alle Teile und Figuren auf einer großen Platte auf, die mit unzähligen Zweigen, großen Steinen, Moos und Sand schön hergerichtet und arrangiert wird. Die Zweige verströmen einen frischen Duft nach Weihnachten und Wald. Leider aber bleibt dieser dem staunenden Betrachter verborgen, wie Wolfgang Bobinger erklärt: „Schon vor Jahren wurde einmal eine der Figuren entführt. Sie wurde erst Monate später beim Rasenmähen draußen im Gebüsch gefunden.“Um diese besondere Krippe vor weiterem Vandalismus zu schützen, wird ihr daher ein Glasdeckel aufgesetzt. Darunter aber zeigt sie sicher noch bis nach Heilig Drei König ein stimmungsvolles Bild vom Weg zum Kindlein im Stall.