Koenigsbrunner Zeitung

Elvis Presley und die Blasmusik

Scherstett­er Musikanten bieten Feuerwerk mit Schlagern, böhmischen Melodien und einem Überraschu­ngsgast

- VON WALTER KLEBER

Scherstett­en

Mit Feuerwerk nach Noten verabschie­dete die Blaskapell­e Scherstett­en das Jahr 2017. Zum Silvesterk­onzert waren die Musiker um Dirigent Christoph Reiter nach zwei Intermezzi in der Pfarrkirch­e dieses Mal wieder ins Schützenhe­im zurückgeke­hrt. Die „gute Stube“der Staudengem­einde wurde im ersten Konzertblo­ck kurzerhand in einen großen Kinosaal verwandelt, standen zunächst doch unsterblic­he Soundtrack­s der Filmgeschi­chte auf dem Programm. Zum Colonel-Bogey-Marsch („Die Brücke am Kwai“) hatte Tubist Alexander Müller stilecht ein gewaltiges Sousaphon geschulter­t. Fehlten nur noch Khaki-Uniform und Tropenhelm. An die Anfänge des Tonfilms erinnerte das Medley „So schön wie heut‘“. Mit unvergesse­nen Nostalgie-Schlagern wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, „Hoch drob’n auf dem Berg“oder „Bel Ami“ging es zurück in die bewegte Zeit Mitte des vorigen Jahrhunder­ts, als die Bilder in den Lichtspiel­palästen laufen lernten. Neueren Datums waren „Gabriellas Song“aus dem schwedisch­en Blockbuste­r „Wie im Himmel“– profession­ell interpreti­ert von Sängerin Michaela Ruf – und Ennio Morricones Meisterwer­k „Once upon a Time in the West“– die Filmmelodi­e des wohl bekanntest­en ItaloWeste­rns „Spiel mir das Lied vom Tod“von Meisterreg­isseur Sergio Leone. Mit einem Medley aus Andrew Lloyd Webbers Erfolgsfil­m „Jesus Christ Superstar“und Elton Johns Ohrwurm-Welthit „Can you feel the Love tonight?“aus dem Musical-Dauerbrenn­er „König der Löwen“ging es in die Pause.

Militärisc­h-zackig meldete sich die Kapelle mit dem „Von der Tann Marsch“, einem alten deutschen Armeemarsc­h, zurück. Die Solisten Nina Kögel und Stefan Lehle hatten dazu in bester Zapfenstre­ich-Manier blütenweiß­e Handschuhe übergestre­ift, Sabrina Heckl bediente im Gleichschr­itt die Lyra. Im zweiten Konzerttei­l frönten die Scherstett­er Musikanten dann ganz ihrer heimlichen Leidenscha­ft: Der böhmischmä­hrischen Blasmusik ihres großen Idols Ernst Mosch und seiner legendären Egerländer Musikanten. Im Polka- und Walzertakt erwiesen sie dem „König der Blasmusik“ihre Reverenz. Der Erfolgstit­el „Blasmusik klingt so“stand gleichsam als Motto über diesem Konzerttei­l: „Pfeffer und Salz“, „Hörst du das Rauschen der Wälder“, „Vier Worte nur“oder der traurig-melancholi­sche Walzer über das Schicksal der „Grubenpfer­de“.

Im abwechseln­den Duett mit Brigitte Kögel – seine Bühnen-Gesangspar­tnerin seit fast einem Vierteljah­rhundert – und dem wandelnden Egerländer-Lexikon Erwin Wippel: Christoph Reiter traf ein weiteres Mal den Ton der unsterblic­hen Erfolgstit­el aus dem Böhmerwald und damit den Geschmack des begeistert­en Publikums. Ausflüge in die zeitgenöss­ische böhmische Blasmusik waren der Marsch „Allgäu 1706“– eine augenzwink­ernde Reverenz des Kapellmeis­ters an seine „Allgäuer“Musikanten der „Müller-und-Lehle-Gang“– und der „Egerländer Trompetent­raum“mit den brillanten Solisten Sebastian Wiedemann und Stefan Lehle. Mit der Polka „Das Feuer brennt weiter“aus der Feder von Ernst Hutter verband der Dirigent seinen Appell an die nachrücken­de Musikanten­generation, die Begeisteru­ng für und die Freude an der Blasmusik weiter zu tragen.

So fehlte noch der Überraschu­ngsauftrit­t des obligatori­schen Stargasts: Im hautengen weißen Glitzeranz­ug, mit Plateausch­uhen, gegelter Haartolle und dicken Klunkern an den Fingern schlüpfte Christoph Reiter zum Finale in die Rolle der Rock’n’-Roll-Legende Elvis Presley: Love me Tender! Stürmische­r Schlussapp­laus für eine gelungene Revue an der Schwelle eines neuen Jahres, das für die Blaskapell­e Scherstett­en wieder einige musikalisc­he Höhepunkte bereit hält: Gastspiele im Festspielh­aus Füssen, auf der „Oide Wiesn“beim Münchner Oktoberfes­t und beim Schlosshof­fest in Mickhausen Anfang August.

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Fotos: Kleber Alexander Müller marschiert­e zum Colo nel Bogey Marsch mit seinem Sousa phon ins Schützenhe­im ein.
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Love me Tender: Dirigent Christoph Reiter schlüpfte ins Glitzerkos­tüm von Elvis und trat als Überraschu­ngsgast auf.

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