Zwischen Jubel und Krämpfen
Das Jahr 2017 war bei den Bayernliga-Fußballern von Hochs und Tiefs geprägt. Dazu kommt, dass sie vor einer vielleicht sehr weitreichenden Entscheidung stehen
Schwabmünchen
Was für ein Jahr! Das werden die Bayernliga-Fußballer des TSV Schwabmünchen so schnell nicht vergessen. So nah wie diesmal lagen die Hochs und die Tiefs wohl selten zusammen. Und dann ist da ja noch ein besonderer Aspekt, der für die Menkinger Fußballer eventuell noch weit in die Zukunft hineinreichen wird.
Mit dem Jahresauftakt waren die Schwabmünchner gar nicht zufrieden, auch wenn er schon besser war als 2016. Dass sie nicht die allerbesten Hallenspieler sind, das wissen sie schon lange. Nur dreimal erkämpften sie bisher den Titel des Landkreismeisters. Früher traten sie immer mit ihren besten Spielern an, seit Jahren überlassen sie das Hallenterrain immer mehr der zweiten Mannschaft und verstärken sie nur nur mit Bayernliga-Akteuren.
„Es ist wichtig, dass sich die Spieler in der Winterpause auch wirklich erholen, ihre Verletzungen und Wehwehchen auskurieren und sich nicht noch zusätzlich welche auf dem harten und gefährlichen Boden holen“, ist sich der Trainer des Bayernliga-Teams mit seinen Vorgängern mehr oder weniger einig.
So ganz erhörten seine Kicker ihn nicht, denn das Team bei der Landkreismeisterschaft war doch stark Erste-Mannschaft-lastig. Mit Ruhm bekleckerte sie sich trotzdem nicht in Stadtbergen, wo viele Zuschauerränge leer blieben und die Schwabmünchner Fans handverlesen waren.
Trotzdem: Sie gewannen und fuhren zur schwäbischen Meisterschaft nach Günzburg. Doch dort lief es gar nicht. Coach Markus Hanisch beschwerte sich nach der Kurz-vor-Schluss-Niederlage gegen den SC Bubesheim über die zu vielen und unnötigen Fouls, die dann auch die Niederlage brachten. Wie begossene Pudel schlichen die Spieler in die Kabine. Hallensaison beendet. „Die Freiluftsaison ist uns ohnehin wichtiger“, beruhigten sie sich gegenseitig nach der ersten großen Enttäuschung.
Im Februar, als dann draußen auch schon wieder trainiert wurde, installierte die Abteilung mit großem öffentlichen Interesse die Schwabmünchner Fußballschule, im Prinzip ein Bezahlsystem für zusätzliche Trainingsstunden. Es lief im Sommer ganz ordentlich an. Wie es in Zukunft weitergeht? Mal sehen.
Im März begannen die Menkinger da, wo sie im November 2015 aufgehört hatten. Sie standen auf dem siebten Tabellenplatz, etwa ein Mittel dessen, was bisher in der Saison gelaufen war. Ab da ging es mit einem kurzen Ausrutscher nach oben, bis das Tutschka-Team ab dem 24. Spieltag auf Platz vier stagnierte. Doch den Schwabmünchnern genügte das nicht. Sie wollten unbedingt Platz drei erreichen, denn: Der Verein hatte sich in den Kopf gesetzt, das höchste Ziel in der Vereinsgeschichte zu erreichen: die Regionalliga. Mit viel Aufwand die Bewerbung betrieben. Vom 24. bis zum 34. Spieltag hatten sie als Vierter Platz drei immer vor Augen.
Der große Showdown. Gegen Unterföhring hofften Tutschka und Co. auf einen Sieg. Der war zwingend nötig, um das ersehnte Ziel, Platz drei, den Regionalliga-Aufstieg erreichen zu können. Weitere Bedingungen: Pipinsried musste am letzen Spieltag hoch verlieren und Schwabmünchen ebenso hoch gewinnen, um die Sechs-Tore-Differenz aufzuholen. Das Ergebnis all dieser Hoffnungen ist bekannt: Der TSV spielt unentschieden und verpasst das kleine Wunder, das historische Ereignis.
Abgeschrieben haben die Schwabmünchner ihre in der Öffentlichkeit umstrittenen Regionalliga-Pläne deswegen nicht, nur verschoben. Die finanziellen Voraussetzungen der Abteilung des TSV standen nicht zum Besten.
Dann die neue Saison. Nach einem guten Start ging es bis zum 14. Spieltag beinahe stetig bergab. Es lief einfach nicht. Außerdem kamen Verletzungs- und damit Aufstellungssorgen dazu. Stefan Tutschka, der in der Vorsaison so hochgelobt worden war, geriet immer mehr in die Kritik. Höhepunkt war das 0:6 gegen Heimstetten. Das Abstiegsgespenst kursierte.
Was macht ein Verein, wenn er mit seiner Mannschaft nicht mehr aus der Krise hinaussieht? Richtig: Er entlässt den Trainer. Dieses schon tausend Mal praktizierte Mittel wendete auch der TSV Schwabmünchen an, ohne einen Nachfolger präsentieren zu können.
Was passierte am nächsten Spieltag? Wie entfesselt spielten die Menkinger auf und ließen beim 4:0 auf eigenem Platz den Landsbergern keine Chance. Hatte die Mannschaft zuletzt gegen den eigenen Trainer gespielt? Wer weiß.
Das Rätselraten um den Tutschka-Nachfolger war groß. Viele interessante Namen kursierten, nur einer nicht: Paolo Maiolo, bisher Jugendtrainer beim FC Königsbrunn. Und er wurde es. Und er funktionierte, zumindest momentan. 2:0 gegen Ismaning, 1:1 gegen Dachau. Doch dann folgten wieder zwei Niederlagen. Und schon stiegen Zweifel auf: Ist Maiolo der Richtige? Mit zwei weiteren Siegen, 3:1 gegen Sonthofen, 1:0 gegen Kottern, ließ er seine Kritiker wieder teilweiseverstummen.
Platz elf zur Winterpause. Zufriewurde den sind die Schwabmünchner damit nicht. Und noch etwas passt ihnen nicht: eine Abteilung im großen TSV zu sein. Es werden, zuerst intern und dann öffentlich, Überlegungen angestellt, sich aus der Solidargemeinschaft zu lösen und irgendwie einen eigenen Verein aufzumachen.
Bei der außerordentlichen Generalversammlung des Vereins, wo das Thema eher zufällig auf das Tapet kam, kochten die Emotionen hoch, noch viel mehr bei der Jahreshauptversammlung der Fußballabteilung. Dort wurde ein Millionen-Zukunftskonzept vorgestellt, das ziemlich utopisch anmutete. Nach einer hitzigen Debatte mit vielen gegenseitigen Vorwürfen stimmten die Mitglieder bei nur drei Gegenstimmen für den vorläufigen Verbleib im TSV mit der Hoffnung, dass nach den Neuwahlen im TSV im Frühjahr, bei denen Vorsitzender Hans Nebauer nicht mehr antritt, ein Nachfolger aber noch nicht in Sicht ist, für die Fußballer, die sich unterdrückt fühlen, doch alles besser wird.
Beschlossen wurde auch, dass neben dem TSV- und dem Abteilungsbeitrag probehalber für ein Jahr ein Arbeitsdienst eingeführt wird, der entweder abgeleistet oder finanziell ausgeglichen werden muss. Dadurch kommt auf die Fußballer im TSV in Zukunft ein Maximalbeitrag von etwa 260 Euro zu.
Wie steht die Bayernliga-Mannschaft des TSV Schwabmünchen also am Ende des Jahres 2017 da? Es überwiegt die Ungewissheit. Wo landet sie am Ende der Saison? Wird sie aus dem TSV ausgegliedert? Wie steht es um ihre Finanzen?
„Schau mer mal, dann seh’ mer scho“, um es mit Franz Beckenbauer zu sagen.