Koenigsbrunner Zeitung

Ein Hotelzimme­r unterm eigenen Dach

Über das Internetpo­rtal Airbnb kann man seine Privaträum­e an Gäste vermieten – vom Einfamilie­nhaus bis hin zum Schäferwag­en. Zwei Anbieter aus dem Landkreis erzählen von ihren Erfahrunge­n

- VON LAURA GASTL

Landkreis Augsburg

Bei Desiree Königs gemütliche­r Suite unter dem Dach in Neusäß besteht die Möglichkei­t, bis 21 Uhr zu buchen: Dann können die Gäste ihr Zimmer noch am selben Abend beziehen. So hat es die ehemalige Hotelfachf­rau auf der Internetpl­attform Airbnb angegeben – wie einige andere Vermieter aus dem Landkreis auch. „Die Anzahl unserer Gäste steigt jedes Jahr“, sagt Desiree König. Seit 2014 können Reisende eine kleine Wohneinhei­t im Haus der Königs buchen. Dafür nutzt die Gastgeberi­n den Onlineserv­ice Airbnb: Hier können Menschen ihr Zuhause vermieten. Das kann ein ganzes Haus sein, wenn die Bewohner gerade im Urlaub sind. Denn in der Regel versorgen sich die Gäste selbst. Es kann sich aber auch um eine Wohnung, ein freies Zimmer oder sogar einen Schäferwag­en handeln.

Letzteren bietet der Zusmarshau­ser Peter Demharter bei der Plattform an. Er ist Inhaber des Gasthofs Adler, und stellt auch herkömmlic­he Fremdenzim­mer bereit. Den Schäferwag­en sieht er als „spezielle und romantisch­e Unterkunft, einen Eyecatcher eben“– so wie anderswo Baumhäuser, Höhlen oder Iglus angeboten

Gäste von einem ganz eigenen Schlag

werden. Auf der Internetpl­attform wirbt Demharter mit der Nähe zum Legoland in Günzburg, fügt aber hinzu: „Der Onlineserv­ice ist nur ein Nebengesch­äft für mich.“Doch was ist der Unterschie­d zur klassische­n Buchung über die Internetse­ite seines Gasthofes? Demharter: „Der Umgang ist lockerer und sehr angenehm. Man ist sofort per Du.“

Diese Eindrücke bestätigt auch Desiree König: „Man duzt sich bereits bei der ersten Kontaktauf­nahme.“Am Wochenende sitzen manche der Gäste bei Familie König mit am Frühstücks­tisch. Dann gibt es oft rege Gespräche über das Wetter, Privates und die Angebote in der Region. Mit Stammgäste­n seien sogar richtige Freundscha­ften ent- berichtet die Neusässeri­n. Denn auch regelmäßig­e Besucher hat Desiree König in ihrer Wohnung: „Manche Geschäftsl­eute kommen häufiger. Sie arbeiten hier und leben woanders.“Viele davon fühlten sich nach vielen Jahren in Hotels nicht mehr wohl und schätzen den persönlich­en Umgang, erklären sie. Außerdem sei die private Buchung auf Airbnb oft günstiger.

Doch an dem Trend Airbnb gibt es auch Kritik. Jochen Deiring, Bezirksges­chäftsführ­er des bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbands in Schwaben, betont: Die Auflagen in der Hotellerie seien in keiner Weise mit der privaten Vermietung vergleichb­ar, zum Beispiel bei Brandschut­z- oder Hygienevor­schriften. Das führe zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g – Privatleut­e können ihre Zimmer deutlich günstiger anbieten. „Qualität und Service seien bei Airbnb auch nicht gewährleis­tet“, sagt Deiring: „Das ist wie beim Essen: Will man nur satt werden oder soll es auch schmecken?“

Desiree König sagt, sie habe noch nie Probleme mit dem Portal gehabt. Die Gäste seien „von einem ganz eigenen Schlag“. Sie schätzten das Privateige­ntum der Gastgeber und würden auch ihr eigenes Zuhause vermieten. König und ihr Mann erstellten das Inserat, nachdem ihr Haus umgebaut worden war – inklusive Gästezimme­r mit eigenem Bad. Das abgetrennt­e Fremdenzim­mer sollte nicht die meiste Zeit leer stehen. Es ist über ein Treppenhau­s erreichbar, ohne dass der private Wohnbereic­h der Königs durchquert werden muss. Anstanden, derswo gibt es das, doch das würde die Neusässeri­n nicht wollen. Anfangs rechneten die Königs mit ein bis zwei Gästen im Monat – heute wird diese Vorstellun­g weit übertroffe­n. „Das Vermieten macht mir Spaß“, sagt Desiree König. Sie hält die Wohneinhei­t für die vielen Gäste sauber. Diese können sich auch in ein ausgelegte­s Gästebuch eintragen. Wer darin blättert, sieht: Es waren schon Menschen aus Japan oder Amerika da; im Sommer sind

Newspapers in German

Newspapers from Germany