Am Perlachturm steht gerade die Zeit still
Die Uhren sind ausgefallen. Warum sie etwas kompliziert sind – und was sich mit der Sanierung ändern soll
Das Empfinden von Zeit ist bekanntermaßen höchst unterschiedlich. Die vier Zifferblätter der Perlachturm-Uhr aber sind sich einig: Es ist kurz vor halb sechs. Die Zeiger stehen seit wenigen Tagen still. Wie lange schon, weiß man bei der Stadt nicht so genau. Gewiss jedoch ist, dass im Rahmen der Sanierung auch die Uhrwerke überholt werden.
Dass die Uhren stehen bleiben, kommt selten vor. Etwa zweimal im Jahr, heißt es aus dem Liegenschaftsamt. Häufiger sei es, dass die Uhrzeit falsch angezeigt werde. Das liege am Alter der Uhren und der etwas komplizierten Kombination aus elektrischem Ansteuerimpuls und mechanischem Laufwerk. „Die Turmuhren werden durch einen elektrischen Impuls gesteuert. Dieser kommt im zweiten Obergeschoß, also im Turamichele-Zimmer, an. Von dort läuft eine Leitung bis zur Turmuhrenwerksteuerung“, wird vonseiten der Behörde erklärt.
Da Elektrik und Mechanik unterschiedliche Reaktionszeiten haben, komme es manchmal zu Störungen. Diesmal ist ein Schutzschalter schuld am Ausfall der Uhren, der wegen Überspannung heraussprang. Warum es dauern kann, bis die Zeiger wieder kreisen, wird auch erklärt. „In Deutschland gibt es nur wenige Firmen, die Turmuhren betreuen. Es ist möglich, dass der für den Perlachturm zuständige Monteur einer Ulmer Firma gerade an einer anderen Turmuhr arbeitet.“
Nicht nur die Zeit steht an Augsburgs Wahrzeichen gerade still, sondern auch der Besucherstrom. Wegen der Schäden an den Treppen verzögert sich die Sanierung, wie berichtet, bis ins Jahr 2019. Der Turm bleibt so lange zu. Zuletzt waren rund 40000 Besucher pro Jahr die 260 Stufen hinaufgestiegen. Ein Rekord. Bei der Regio Augsburg, die den Perlachturm betreut, sieht man die Sanierung als Chance, den Turm innen attraktiver zu gestalten.
„Möglich wäre es, die verschiedenen Ebenen zu nutzen und eine neue Aufenthaltsqualität zu schaffen“, berichtet Regio-Geschäftsführer Götz Beck. Man könnte etwa Ausstellungen integrieren. Dass in den nächsten Jahren die Einnahmen durch Eintritte wegfallen, verschmerze man da gerne, sagt Beck.