Koenigsbrunner Zeitung

Vogelsiedl­ung fördert Elektromob­ilität

Gemeinscha­ft arbeitet lange für ein Ziel: Garagen für Elektroaut­os in Bobingen

- VON ANJA FISCHER

Bobingen

Bei ihrer Entstehung vor knapp 50 Jahren galt die Siedlung an der Singold in Bobingen als Vorzeigemo­dell für urbanes Wohnen: für Leben in Städten mit weniger Autoverkeh­r im eigenen Umfeld. Der Verkehr ist außerhalb der Vogelsiedl­ung, wie sie wegen der Straßenbez­iehungswei­se Wegenamen heißt, nicht weniger geworden, aber das Thema Mobilität wird hier wieder zukunftswe­isend aufgegriff­en.

Die Vogelsiedl­ung besteht aus 82 gleichen Reihen-Bungalows auf etwa gleich großen Grundstück­en, alle mit Gasheizung­en, offen gestaltete­n Grundstück­seinfriedu­ngen und verkehrsfr­eien Wegen innerhalb der Siedlung sowie Garagen und Stellplätz­en außerhalb der Siedlung.

Eigentlich sorgte dieses Konzept bisher für eine umweltscho­nende, parkartige und lebenswert­e Wohnsiedlu­ng, wie der Sprecher der Siedlergem­einschaft, Raoul von Beaulieu-Marconnay sagt. „Wer dort wohnen kann, fühlt sich wohl“, bestätigt er. „Gerade ohne den Verkehr ist die Vogelsiedl­ung ein Paradies für Kinder.“

Genau dieses absolute Fahrverbot für Kraftfahrz­euge und die Stellplätz­e abseits der Häuser sorgte aber zunehmend für Kopfzerbre­chen. Es fehlte an Strom an den Parkplätze­n. Mit beginnende­m Interesse der Bewohner an Elektromob­ilität wurde das Problem immer deutlicher: „Es gab absolut keine Möglichkei­t für Hausbesitz­er, ihr Kraftfahrz­eug mit Strom zu versorgen. Alle Garagenhöf­e sind nicht ans Stromnetz angeschlos­sen und werden auch, da in Gemeinscha­ftseigentu­m, keinen Strom erhalten“, so von BeaulieuMa­rconnay. Den Grund dazu führt er auch gleich aus. Der Stromansch­luss einer Garage koste mehrere 1000 Euro und es gebe etwa hundert Garagen. Das sei insgesamt nicht bezahlbar.

So hätten maximal Hausbesitz­er an den Randlagen die Möglichkei­t ihr Fahrzeug auf öffentlich­en Flächen per langem Kabel mit Strom zu versorgen. Eine Situation, die nach einer Lösung verlangte. Diese war bald gefunden, wie der Vorsitzend­e erzählt: „Vor diesem Hintergrun­d beschloss der Vorstand der Siedler- gemeinscha­ft, zehn neue Garagen mit Stromansch­luss zu bauen in der Rechtsform einer Wohn-Eigentümer-Gemeinscha­ft.“Dies ermögliche, dass der Stromansch­luss nur einmal bezahlt werden müsse. Dieser sollte so leistungsf­ähig sein, dass ein Nur-Stromer-Fahrzeug über Nacht vollständi­g aufgeladen werden kann.

So schnell die passende Lösung für die Vogelsiedl­ung in der Theorie gefunden war, die Umsetzung dauerte lange. Von der Idee im September 2013 bis zur Fertigstel­lung und Übergabe an die Eigentümer Ende 2017 gab es Phasen, in denen niemand mehr glaubte, dass die Garagen einmal dort stehen werden. „Es gab einfach immer wieder zu viele unbekannte Fragen“, merkt Raoul von Beaulieu-Marconnay an. Zum Glück unterstütz­te die Stadt Bobingen das Vorhaben und verkaufte Grund vom Parkplatz am Falkenweg. Die bisher dort abgestellt­en Kraftfahrz­euge stehen künftig in Garagen, somit gibt es keine Verschlech­terung der Parkplatzd­ichte.

Und nun sind sie fertig, bilden eine neue Zeile weißer Fertiggara­gen. Mit diesem Projekt unterstrei­cht die Vogelsiedl­ung zudem einmal mehr ihren Modellchar­akter, denn auch die Befürwortu­ng der Elektromob­ilität und der Vorstoß in Richtung der Lademöglic­hkeit, hätten Vorbildfun­ktion. Es sei ein weiterer Beitrag zur Erhaltung einer gesunden Umwelt in der Vogelsiedl­ung.

 ?? Foto: Raoul von Beaulieu Marconnay ?? Die letzten Fertiggara­gen sind aufgestell­t. Ihr Stromansch­luss reicht, um Elektroaut­os über Nacht aufzuladen.
Foto: Raoul von Beaulieu Marconnay Die letzten Fertiggara­gen sind aufgestell­t. Ihr Stromansch­luss reicht, um Elektroaut­os über Nacht aufzuladen.

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