Christen Konferenz mit Besucherrekord
Zu der Veranstaltung „Mehr“des Augsburger Gebetshauses kommen am Wochenende rund 11 000 Menschen. Das Angebot findet vor allem unter jungen Leuten Zustimmung und Resonanz
Es fallen große Worte auf der „Mehr“-Konferenz, vielleicht gehört das dazu. Am Freitagabend etwa steht Johannes Hartl auf der Bühne, Gründer und Leiter des Gebetshauses, das die Veranstaltung ausrichtet. Er spricht davon, dass man hier gleich eine „Bombe“präsentieren werde. Die Bühne befindet sich in Halle 5 der Augsburger Messe, der Saal ist voller Leute, es sind vielleicht 10000 Menschen da. Die „Bombe“, die Hartl meint, ist ein Buch namens „Mission Manifest“. Katholiken haben darin zehn Thesen „für das Comeback der Kirche“aufgestellt.
Einer der Autoren neben Hartl ist Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich. Er sagt am Vormittag auf einer Pressekonferenz in Bezug auf die Kirche: „Wer nicht wirbt, der stirbt.“Am Abend kommen schließlich dutzende katholische Initiativen auf die Bühne, in einer späteren Pressemitteilung ist von einem „sensationellen Akt“die Rede.
Die Mehr-Konferenz ist mittlerweile auch eine ziemlich große Sache, so viel ist klar. Was vor zehn Jahren mit etwas über 100 Besuchern begann, ist im Laufe der Jahre ein beachtliches ökumenisches Glaubens-Event geworden. Am Wochenende waren nach Auskunft der Veranstalter etwa 11000 Besucher da, eine neue Höchstmarke. Bis Sonntagmittag gab es unter anderem Konzerte und Vorträge zu hören; wer sich umschaute, sah Familien über das Messegelände schlendern, sah Christen, die sich in eine ruhige Ecke zurückgezogen hatten, um zu beten, sah vor allem viele junge Menschen. Madeleine Jahnke, eine 24-jährige Studentin, war zum ersten Mal da. Die Katholikin ist extra aus der Schweiz angereist. Was sie an der „Mehr“mag? „Die Masse an jungen Leuten, die gemeinsam beten und lobpreisen“, sagt sie.
Sie ist wahrlich nicht die Einzige, der das Event gefällt. Viola Kielmann aus Heilbronn sagt, es gehe um das Verbindende des christlichen Glaubens, nicht um die konfessionellen Unterschiede. Kielmann ist selbst evangelisch-freikirchlich und zum wiederholten Male hier. Joachim Orth, ein 66-Jähriger aus Österreich, findet wiederum die Vorträge von Johannes Hartl „gut durchdacht“.
Das Gebetshaus zählt zur Strömung der „charismatischen Erneuerung“in der katholischen Kirche, eine Bewegung, die eine Ähnlichkeit mit evangelischen Freikirchen besitzt. Das Konzept kommt offenbar an. Der Ton, der auf der „Mehr“getroffen wird, ist oftmals jugendlich. Einer der Hauptredner beispielsweise ist Leo Bigger, Leiter des ICF Zürich, eine große Freikirche in der Schweiz, und TV-Prediger. Bigger trägt auf der Bühne gerne Lederjacke und redet locker, das ICF aber vertritt sehr konservative Haltungen. Sex gehöre ausschließlich in die Ehe, Homosexualität nicht in die Ehe.
Neben den Hauptrednern stehen auf der „Mehr“auch Bands auf der Bühne, christliche Lieder werden mit E-Gitarren und Schlagzeug begleitet, Sound und Lichttechnik sind von hoher Qualität. Der Livestream, der online angeboten wird, funktioniert tadellos. Am Ende verzeichnen die Veranstalter 192 000 Aufrufe. Der Aufwand des Events ist hoch, die Preise sind es auch. Bis zu 169 Euro haben Besucher dieses Mal hingeblättert, auch wenn es viele Vergünstigungen gibt – für Teil- nehmer aus Osteuropa etwa, für Kinder, für Jugendliche. Die Eintrittspreise seien notwendig, sagen die Veranstalter, um überhaupt die Kosten zu decken. Auch Hartl sagt das noch einmal, als er am Freitagabend auf der Bühne steht und um Spenden wirbt. Man mache mit der „Mehr“keinen Gewinn. Besucher äußern Verständnis für die Preise. Es gebe heuer ja schließlich auch ein breiteres Angebot, sagt ein Mann. Eine zweite Halle etwa. Einen gewissen kommerziellen Charakter kann man dem Event allerdings nicht absprechen, das insofern nicht nur ein Treffen Christen verschiedener Konfessionen, sondern auch eine klassische Messe ist. In einer Halle stellen christliche Initiativen ihre Angebote vor, der CVJM etwa, auch Verlage und Buchhandlungen, Medien und Hilfswerke. Unweit davon liegt der Gebetshaus-Shop mit breitem Angebot: CDs und Bücher unter anderem, T-Shirts und Plastik-Trinkflaschen für zwölf Euro.
Angesichts des Interesses an der Konferenz stößt die „Mehr“jedenfalls langsam an ihre Grenzen, sagen die Veranstalter. Möglich ist deshalb, dass es künftig zusätzliche Konferenzen gibt.