Bremst der Kiebitz den Aufschwung in Mering?
Kuka gibt beim neuen Industrie- und Gewerbepark einen engen Zeitplan vor. Bürgermeister Kandler berichtet von den Problemen, eine Ausgleichsfläche zu schaffen
Mering Der Kiebitz bringt den Zeitplan für den neuen Industrie- und Gewerbepark St. Afra ordentlich durcheinander. Dies erfuhren die anwesenden Bürger beim politischen Dämmerschoppen der Kolpingsfamilie Mering. Rund 50 Besucher ließen sich bei der traditionellen Januarveranstaltung aus erster Hand vom Meringer Gemeindeoberhaupt informieren.
Das Vorbereitungsteam mit dem Vereinsvorsitzenden Klaus-Dieter Ruf hatte wieder einen umfangreichen Katalog an Fragen rund um aktuelle kommunalpolitische Themen erarbeitet. Bürgermeister Hans-Dieter Kandler wurden sie bereits im Vorfeld übergeben. Den Informationsabend moderierte Bernhard Frank, der in der Kolpingsfamilie für Politik und Gesellschaft zuständig ist.
● Gewerbegebiet Der aktuelle Sachstand bei der Realisierung des großen Gewerbegebietes westlich der Bahnlinie war der erste Punkt in fünf Themenblöcken, die Frank ansprach. „Es ist noch alles im Fluss“, gab Kandler Auskunft. Überraschend stand die Naturschutzbehörde auf dem Plan und forderte eine Ausgleichsfläche für den im Lechfeld vorkommenden und auf der Liste der gefährdeten Vogelarten stehenden Kiebitz. Zwar sei es durch die Straßen- und Bahnnähe nahezu unwahrscheinlich, aber rein rechnerisch sei auf dem geplanten Gewerbegebiet ein Brutpaar vorhanden. Der Artenschutz verlangt deshalb eine Ausgleichsfläche. „Es war schon schwierig genug, alle Grundstückseigentümer ins Boot zu bekommen, aber von einem Landwirt für einen nicht vorhandenen Vogel eine Fläche zu erhalten, bedarf guter Überredungskünste“, sagte Kandler. Spätestens bis März müsse die Planreife da sein, damit Kuka seinen zusätzlichen Produktionsstandort realisieren könne. Derzeit werden archäologische Grabungen unternommen.
● Vision 2025 Sieben Stadtplanungsbüros wurden angeschrieben, nur ein einziges Angebot sei zurückgekommen, so informierte HansDieter Kandler zum Stand der aktuellen Planungsentwicklung. Dieses Büro brauche aber Zeit bis Oktober. Festgesetzt war bislang der Mai. Das Ergebnis soll in einer Infoveranstaltung auch den Bürgern präsentiert werden. Dies diene dann als Grundlage für die Ausschreibung zum städtebaulichen Architekturwettbewerb. Die bischöfliche Fi-
nanzkammer hat zwar einen engen Zeitrahmen gesetzt, in dem sie den Betrag zur Verfügung stellt. Kandler ist jedoch zuversichtlich, dass die Diözese bis 2019 bei der Stange bleibt.
● Baulandentwicklung Nach dem neuen Paragraf 13b im Baugesetzbuch können auch in Mering weitere Parzellen entstehen. Der Marktgemeinderat hat bislang dafür vier mögliche Gebiete ins Auge gefasst, zwei davon wurden von Grund-
stückseigentümern vorgeschlagen. Vier Plätze könnten hinter dem neuen Friedhof an der HermannKöhl-Straße entstehen. Mit 15 bis 20 möglichen Bauplätzen rechnet man am Kindergarten Kapellenberg. Erst noch ein Planungsentwurf muss für eine Bebauung am Feldweg zwischen dem Forsthaus und der Hartwaldstraße erstellt werden. Möglich, aber politisch schwierig sei eine zweizeilige Bebauung östlich der Luisenstraße.
Auf 50 Prozent der Grundstücke will die Gemeinde sozialen Wohnungsbau realisieren.
Seit Juni 2016 wegen Statikproblemen gesperrt ist das Bürgerzentrum Schlossmühle. Die Investition von rund einer halben Million Euro zur Sanierung rentiert sich nur bei einer Vertragsverlängerung über die derzeit verbleibenden acht Jahre hinaus. Der Besitzer habe jedoch nicht akzeptable Forderungen gestellt und auch bei einer ● Schlossmühle
Nachverhandlung im April vergangenen Jahres nicht nachgebessert, bedauert Kandler. Ein Grund mehr, mit einem Neubau im Rahmen der Vision 2025 den Vereinen wieder ein Zuhause zu geben.
● Familienfreundlichkeit Drei Millionen Euro lässt sich die Gemeinde die Kinder- und Jugendbetreuung kosten, auch deshalb sei die Marktgemeinde ein beliebtes Zuzugsgebiet für junge Familien, betonte der Bürgermeister. Man entschied sich gegen die offene Ganztagsbetreuung zugunsten einer Hortbetreuung. Auf einem von der Kirche zur Verfügung gestellten Grundstück an der Ambérieustraße entsteht ein vierbis fünfgruppiger Hort. Erst wenn die Hortcontainer an der dortigen Grundschule nicht mehr benötigt werden, dann kann über eine nötige Erweiterung der Ambérieuschule nachgedacht werden. Auch an der Klostergasse wird es einen Neubau für einen viergruppigen Hort geben, und zwar ohne das Alte Kloster antasten zu müssen, wie Kandler betonte. „An dieses Gebäude will keiner ran, aber es kann mir auch niemand sagen, wie es weiterhin genutzt werden könnte“, wunderte er sich.