Hätte die Telematik diesen Unfall verhindert?
Auch die Autobahnpolizei wünscht sich die gesteuerten Anzeigetafeln, die jetzt an der B17 aufgestellt werden. Das Innenministerium sieht ebenfalls Bedarf – in Kürze werden erste Ergebnisse einer Nutzen-Kosten-Analyse erwartet
Landkreis Augsburg/Adelsried
Vielleicht hätten sich die Unfälle am Dienstagabend auf der A 8 zwischen Adelsried und Zusmarshausen mit einer sogenannten Verkehrsbeeinflussungsanlage verhindern lassen. Das System, das gerade an der B17 südlich von Augsburg entsteht, passt die allgemein erlaubte Geschwindigkeit auf Streckenabschnitten dem Wetter oder auch dem Aufkommen an, und sorgt so für mehr Sicherheit und einen störungsfreien Verkehrsfluss. Am Dienstagabend wäre die Anzeige klar gewesen: Runter vom Gas. Schließlich sorgten Nässe und teilweise Schnee für schwierige Straßenverhältnisse. Einem Fahrer wurden sie bei Zusmarshausen zum Verhängnis.
Der Mann wollte in Fahrtrichtung Stuttgart von der mittleren auf die rechte Spur wechseln, als sein Fahrzeug auf der leicht schneebedeckten Betonpiste plötzlich nach rechts ausbrach. Der Wagen schlitterte in Richtung Wald. Der Mann hinterm Steuer blieb unverletzt.
Weniger Glück hatten drei Fahrer an der Auffahrt Adelsried. Sie wurden bei einem Unfall gegen 19.30 Uhr leicht verletzt und mussten ins Klinikum. Das war passiert: Zwei Mercedes-Fahrer benutzten gleichzeitig die Einfädelspur, um anschließend auf den rechten Fahrstreifen zu wechseln. Dabei verlor einer der beiden, laut Polizei vermutlich aufgrund zu hoher Ge- schwindigkeit, die Kontrolle über seinen Wagen und schleuderte über alle drei Streifen nach links. Ein BMW-Fahrer konnte nicht mehr ausweichen, prallte gegen den schleudernden Mercedes und rammte anschließend den anderen Mercedes. Dieser wurde laut Polizei nach links geschleudert, stieß dann frontal in die Betongleitwand und rutschte zuletzt über alle drei Fahr- streifen zurück in die Außenschutzplanke. Teile der Autos verteilten sich über alle Fahrspuren. Drei Stunden lang waren die Feuerwehren aus Adelsried und Horgau mit der Verkehrsabsicherung und Aufräumarbeiten beschäftigt. Der Autobahnbetreiber Pansuevia musste mit einer Kehrmaschine die Fahrbahn auf einer Länge von etwa 250 Metern reinigen. Die Autobahn war r etwa eine Stunde komplett gesperrt, der Verkehr staute sich auf rund 15 Kilometern, was zu einem weiteren Auffahrunfall führte.
Mit einer Telematik, die den Verkehr steuert, hätten am Dienstag viele Autofahrer rechtzeitig auf den Stau hingewiesen werden können. „So eine Anlage ist unser großer Wunsch“, sagt der Chef der Autobahnpolizei, Josef Sitterer. „Auf der Autobahn gibt es jegliche Möglichkeit zur Geschwindigkeitsbegrenzung.“Das Bayerische Innenministerium hat beim Bund für die gesamte A8 West zwischen München und Ulm Streckenbeeinflussungsanlagen angemeldet. Maßstab für die Beurteilung der angemeldeten Anlagen sei nach Auskunft des Ministeriums das Nutzen-Kosten-Verhältnis, das sich aus der Kosteneinsparung durch vermiedene Unfälle und Staus und den Herstellungsund Betriebskosten ergibt. Die Autobahndirektion Südbayern hat bereits ein Büro mit einer Untersuchung beauftragt.
Die Ergebnisse einschließlich der Bewertungen für die Streckenbeeinflussungsanlagen auf der A 8 zwischen der Anschlussstelle MünchenObermenzing bis zum Autobahnkreuz Ulm/Elchingen werden in Kürze erwartet. Dann könne im Einvernehmen mit dem Bundesverkehrsministerium festgelegt werden, wie Telematik-Anlagen auf der A8 West am besten zu realisieren sind, und wie sie die Verkehrssicherheit am besten erhöhen können.
Im vergangenen Jahr hatten auch Bürgermeister der an der A 8 liegenden Kommunen zwischen Sulzemoos und Neu-Ulm das Verkehrsmanagement-System gefordert. Fachliche Unterstützung gibt es von der Autobahndirektion Südbayern und dem Polizeipräsidium Schwaben-Nord in Augsburg, die die Anlagen als besten Weg sehen, um Unfälle zu vermeiden.