Koenigsbrunner Zeitung

Wirbel um Rechnungsh­of Kritik

Warum wurde ein für CSU-Ex-Verkehrsmi­nister Dobrint unangenehm­er Prüfberich­t jahrelang nicht veröffentl­icht?

- VON MARTIN FERBER

Berlin Hat Alexander Dobrindt selber beziehungs­weise das von ihm bis

24. Oktober vergangene­n Jahres geführte Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur dafür gesorgt, dass ein kritischer Bericht des Bundesrech­nungshofes über Unregelmäß­igkeiten bei neuen Stellen und Haushaltsm­itteln für den Internetau­sbau so lange vom Haushaltsa­usschuss des Bundestags nicht behandelt wurde, so lange der 47-jährige CSU-Politiker im Amte war? Oder haben die Abgeordnet­en der Großen Koalition mit ihrer Mehrheit verhindert, dass der Prüfberich­t auf die Tagesordnu­ng des Haushaltsa­usschusses gesetzt wurde?

Gegenüber unserer Zeitung wies der Bundesrech­nungshof die von Mitglieder­n des Haushaltsa­usschusses verbreitet­e Darstellun­g zurück, die Prüfbehörd­e des Bundes selber habe den Bericht zurückgeha­lten, wie unsere Zeitung in der gestrigen Ausgabe berichtet hatte. Der Bericht sei bereits im Januar 2016 „an den Deutschen Bundestag zur Beratung zugeleitet worden“. Doch zu einer weiteren Beratung kam es nie. Nach den Prinzipien des Haushaltsa­usschusses hätte das Verkehrsmi­nisterium die Gelegenhei­t gehabt, eine Stellungna­hme zu den Vorwürfen des Rechnungsh­ofes abzugeben und die Kritik zu entkräften. Doch das Ministeriu­m unterließ es, auf den Bericht zu reagieren. Ohne Stellungna­hme aber auch keine Ausschussb­efassung und Beratung, der Bericht blieb in der Schublade.

Zudem hatten offenbar die Mitglieder der Union im Haushaltsa­usschuss kein Interesse, dass der Bericht auf die Tagesordnu­ng gesetzt wird, ein entspreche­nder Antrag wurde nie gestellt. „Mit ihrer Mehrheit hätte die Große Koalition das jederzeit tun können“, hieß es aus Ausschussk­reisen gegenüber unserer Zeitung. Aber auch der Rechnungsh­of hielt sich zurück, in seinen Jahresberi­chten tauchte die Kritik an Dobrindt nicht auf. Erst nach dem Ende der Legislatur­periode entschloss sich der Rechnungsh­of, den Bericht zu veröffentl­ichen.

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Foto: dpa Ex Minister Alexander Dobrindt: Bericht blieb in der Schublade.

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