Unterwegs im Auftrag der guten Laune
26 Tänzer, 13 Stunden, 6 Auftritte: Für die Aktiven der Hollaria ist die fünfte Jahreszeit nicht nur Spaß, sondern auch Hochleistungssport. Ein Tag mit Schlagermusik, kaputten Strumpfhosen und einem Sturz, der gut ausgeht
Die Faschingsgesellschaft Hollaria erweist sich seit vielen Jahren als Spaß-Exportschlager aus Augsburg. Das liegt vor allem an den spektakulären Showtanz-Auftritten der Truppe. Hinter der scheinbar unbeschwerten Leichtigkeit auf der Bühne steckt harte Arbeit. Damit die knapp 25 Minuten Bühnenzauber perfekt funktionieren, trainieren die Tänzer mindestens zwei Mal pro Woche. Und während des Faschings ist es ehrenamtliche Wochenendarbeit von vormittags bis 3 Uhr nachts, nur um das Publikum für einen Moment die Sorgen des Alltags vergessen zu lassen. „Man muss positiv verrückt sein, um das zu genießen“, sagt Vizepräsident Stephan Rauch. Um Nachwuchs an Verrückten muss man sich bei der Hollaria keine Sorgen machen: Der Verein wird dieses Jahr 50.
13 Uhr, Augsburg, Alpenhof
„Wir wohnen quasi im Alpenhof“, sagt Hofmarschall Christian Weber,
42. Im ehemaligen Personalhaus des Hotels in Oberhausen hat die Faschingsgesellschaft ihr Lager. Der Reisebus wird mit Getränken, Requisiten, Licht- und Tontechnik beladen. „Alle helfen mit, so geht es schneller“, sagt Anja Müller. Die
43-Jährige ist seit dieser Saison die Präsidentin der Hollaria. Busfahrer Mario ist durch die lustige Truppe zum Faschingsfan geworden: „Die Stimmung ist super und wir sind mittlerweile befreundet.“
13.30 Uhr, Langweid
Der erste Stopp: ein Gardetreffen in der Sporthalle Langweid. Die Faschingsgarde „Fun Connection“ist ein neuer Verein. Umso größer ist dort die Freude, mit der Hollaria etablierte Gäste begrüßen zu können. „So haben wir auch angefangen, glaubt an eure Ziele“, rät Vizepräsident Stephan Rauch den Narren. Rund 150 Leute sehen die Show der Hollaria. Die Party geht unterwegs weiter. Schlagermusik macht den Bus zur Disco auf Rädern.
16.15 Uhr, Oberschleißheim
Nach der Ankunft im Bürgerhaus von Oberschleißheim bei München bleibt den Tänzerinnen und Tänzern noch eine Dreiviertelstunde Zeit, bis es los geht. Kuba ist dieses Jahr das Thema der Hollaria. Das Motto lautet „La Fiesta Cubana“. Gardetreffen des Schleißheimer Narrenrats bleiben viele Plätze frei. „Wir tanzen auch für zwei Leute, dann ist es halt eine Exklusivshow“, scherzt Präsidentin Anja Müller. Was das Publikum nicht mitbekommt: Eine Tänzerin fällt bei einer Hebefigur, sie wird aber vom Team sicher aufgefangen. Nach dem Auftritt treffen zwei Königshäuser aufeinander: HollariaFaschingsprinz Chris I. und seine Prinzessin Bianca I. bekommen eine Audienz beim Schleißheimer Prinzenpaar. Auf dem Weg zum nächs- ten Auftritt ist ein Zwischenstopp bei einem Supermarkt nötig. Der Prinzessin ist die Strumpfhose gerissen. „Eine Strumpfhose pro Auftritt“, erklärt Anja Müller die Verschleißrate im Showbusiness.
19 Uhr, Kötz
Es ist eine Prunksitzung, die ihrem Namen alle Ehre macht: Die große Halle in Kötz bei Günzburg ist sehr gut besucht. Die Hollaria-Truppe ist gut in der Zeit. Vor dem Auftritt reicht es sogar noch für eine Runde Kegeln auf der zur Umkleide umBeim funktionierten Kegelbahn. Um 20.15 Uhr sorgen die Tänzer dann mit südamerikanischen Rhythmen für Urlaubsstimmung. Im Bus geht’s danach weiter nach Gundremmingen. An Bord der rollenden Schlagerparty: 26 Tänzerinnen und Tänzer, neun Techniker und 14 Präsidiumsmitglieder. Auf dem Speiseplan: Studentenfutter, kalte Wiener und Schnitzelsemmeln.
21.45 Uhr, Gundremmingen
DasAuwald-SportzentruminGundremmingen hat sich herausgeputzt und dient als mondäne Kulisse für ein elegantes Publikum. Die Busfahrten zwischen den Auftritten dienen nicht nur dem Transport, sondern auch der Regeneration. Kraft tanken, damit auf der Bühne weder die Muskeln noch das Lächeln müde sind. „Sechs bis acht Auftritte an einem Tag, das ist Hochleistungssport“, bestätigt Norbert Hiermüller, den sie alle nur Nobbi nennen. „Der Verein ist wie eine Familie für mich“, schwärmt der 38-Jährige.
22.30 Uhr, Gundelfingen
Eine halbe Stunde ist noch Zeit bis zum großen Auftritt in der voll besetzten Brenzhalle. Um 23 Uhr liegt Gundelfingen nicht mehr an der Donau, sondern in der Karibik. Zumindest für 20 Minuten. Dafür, dass das Fernreisen-Flair auch beim letzten Auftritt authentisch bleibt, sorgt das Kostümteam. Gitti Wiedenbauer beispielsweise hat ihr Nähzeug immer an Bord und repariert die sichtbaren Spuren der akrobatischen Zerreißproben an der Kleidung. „Wir repräsentieren Augsburg weit über die Stadtgrenzen hinaus“, sagt Vizepräsident Stephan Rauch. Jetzt geht es aber erst mal zurück in die Heimat.
0.49 Uhr, Augsburg
„Super Mario!“, feiert die Truppe den Busfahrer im Chor. Ihm ist es dank sportlicher Fahrweise gelungen, die Verspätung auf 19 Minuten zu beschränken. Fremdverschulden, denn die Verzögerung trat durch einen anderen Show-Act auf. Der Kreisverband Augsburg der Banater Schwaben nimmt die Verzögerung gelassen. Man kennt sich und weiß: je später der Abend, desto spektakulärer die Gäste.
2.30 Uhr, zurück am Alpenhof
Es ist das Ende eines langen Arbeitstages, der mit Geld nicht zu bezahlen ist. „Man muss in der Branche froh sein, wenn man bei null rauskommt“, sagt Anja Müller. „Der Applaus und die strahlenden Augen unserer Tänzer und Tänzerinnen sind unser Lohn.“Einige Hartgesottene gehen noch in einen Pub, um den Abend dort ausklingen zu lassen. Bereits am nächsten Tag geht die Hollaria wieder auf Tour.
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