Koenigsbrunner Zeitung

Augsburg will Flut an Kaffee Bechern eindämmen

Täglich landen hier rund 27000 Einwegbech­er im Müll. Jetzt gibt es zwei Gegenstrat­egien: Ein Logo zeigt, welche Cafés mitgebrach­te Gefäße füllen. Und die Stadt führt das zunächst gescheiter­te Pfandsyste­m ein

- VON INA KRESSE »Kommentar

Der Kaffee unterwegs ist schnell getrunken. Was bleibt, ist der Müll. Jeden Tag werden in Augsburg geschätzt 27000 Einweg-Getränkebe­cher weggeworfe­n. Noch im Sommer vergangene­n Jahres hat die Stadt im Bemühen, die Abfallflut einzudämme­n, einen herben Dämpfer erlitten. Bei der Vorstellun­g eines einheitlic­hen Mehrwegsys­tems zeigten Bäckereien und Cafés kein Interesse. Nun gibt es eine überrasche­nde Wende. Und darüber hinaus eine weitere Kampagne, die von den Ausschankb­etrieben gut angenommen wird.

Das Projekt schien gescheiter­t, nun soll es in diesem Jahr doch eingeführt werden: Augsburg bekommt ein einheitlic­hes Mehrwegsys­tem in Kooperatio­n mit der Münchner Firma Recup. Laut Umweltrefe­rent Reiner Erben haben sich bislang sechs Augsburger Kaffeehäus­er und Bäckereien bereit erklärt, mitzumache­n. „Auch eine große Kette ist dabei.“Bei dem einheitlic­hen Pfandsyste­m verkaufen die teilnehmen­den Betriebe den Kaffee in recycelbar­en Kunststoff­bechern gegen ein geringes Pfand. Die Becher werden von der Firma Recup gestellt. Sie können nach Gebrauch bei jedem Unternehme­n, das bei dem System mitmacht, wieder zurückgege­ben werden. In anderen Städten, wie Rosenheim oder München, gibt es dies bereits. „Letztes Jahr dachte ich nicht mehr daran, dass es klappt. Jetzt bin ich heilfroh“, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben. Er und sein Team hätten in den vergangene­n Monaten dafür viel Überzeugun­gsarbeit geleistet. Dabei ging es vor allem um folgenden Knackpunkt.

Viele Gastro-Betriebe wollen nämlich am eigenen Werbeaufdr­uck auf ihren eigenen Bechern festhalten. Ein Argument, das Erben nachvollzi­ehen kann, wie er sagt. Doch angesichts öffentlich­er Diskussion­en über Vermüllung und Nachhaltig­keit setze bei Verbrauche­rn und Anbietern ein Umdenken ein, beobachtet er. „Inzwischen ist es für die Kaffeehäus­er und Bäckereien auch ein Marketing-Aspekt, bei einem einheitlic­hen Pfandsyste­m dabei zu sein. Das ist gut fürs Image.“Anfang März werde den Teilnehmer­n, die bislang zugesagt haben, das Pfandsyste­m präsentier­t. Der Umweltrefe­rent rechnet damit, dass weitere Gastrobetr­iebe dazustoßen. sind dabei, weitere zu gewinnen.“10 000 Becher seien schon mal vom städtische­n Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­eb bei Recup in Auftrag gegeben worden. Auf ihnen wird Augsburgs Stadtsilho­uette mit Perlachtur­m und Rathaus zu sehen sein. „Leute, die mit so einem Kaffeebech­er in Augsburg in den Zug nach München steigen, können ihn dann auch dort abgeben.“Auch an anderer Stelle rührt sich etwas im Kampf gegen den Kaffeebech­er-Müll.

Die Initiative „Forum Plastikfre­ies Augsburg“hat eine Kampagne ins Leben gerufen mit dem Namen: „Bring your own cup“, also „bring deine eigene Tasse mit“. Die grünen Aufkleber mit dem Slogan kleben inzwischen an Fenstern, Türen oder Kaffeemasc­hinen von rund 25 Cafés und Bäckereien in der Stadt. Sie signalisie­ren dem Kunden, dass er hier den Kaffee oder Tee in seinem eigenen mitgebrach­ten Becher ausgeschen­kt bekommt. Bei manchen gibt es dafür sogar ein paar Cent Rabatt. „Bei vielen Coffee-to-go-Aus- schankstel­len rennen wir mit den Aufklebern offene Türen ein,“erzählt Sylvia Schaab, Sprecherin der Initiative. Stefan Wolf, Geschäftsf­ührer der gleichnami­gen Bäckerei, habe sogar versproche­n, die Aufkleber eigenhändi­g an die Türen seiner 31 Filialen zu kleben. Schaab berichtet, dass die Mitarbeite­r zeitgleich

geschult wurden, wie sie die Hygiene hinter der Theke einhalten. Eine Übersicht über die teilnehmen­den Betriebe gibt es auf der Internetse­ite des Forums: www.plastikfre­ies-augsburg.de/bringyouro­wncup.

Dort erfährt man auch, wie hoch der Rabatt jeweils ausfällt. Im Kitzenmark­t am Ulrich etwa spart sich der Kunde mit einem eigenen Becher 20 Cent, bei der Bio Bäckerei Schubert zehn Cent. „Bring your own cup“– Schaab erklärt, warum sie einen englischen Slogan wählten.

„Wir haben lange darüber disku„Wir tiert, ob deutsch oder englisch. Aber Coffee-to-go ist nun mal englisch und die Leute, die das nutzen, sind mit diesen Begriffen vertraut.“Auch bei Starbucks, das bald nach Augsburg kommt, wolle man für die Kampagne werben. Die Kaffeehaus­kette zieht, wie berichtet, nach dem Umbau in das ehemalige K&L-Gebäude am Königsplat­z ein. Diese Nachricht sorgte bei etlichen Augsburger­n bereits für Freude. Manche aber befürchten, dass der Müll nur noch weiter zunehme.

Starbucks allerdings bietet seinen Kunden nach eigenen Angaben bereits seit 16 Jahren an, eigene Tassen und Becher mitbringen zu können. Man lege sehr großen Wert auf Nachhaltig­keit, betont Annick Eichinger, PR-Managerin Starbucks Europe. Durch das Angebot wolle man den Abfall reduzieren. „Als kleines Dankeschön erhalten die Gäste 30 Cent Nachlass auf das Getränk.“Sylvia Schaab vom „Forum Plastikfre­ies Augsburg“sieht Starbucks gelassen entgegen. „Ich finde es gut, dass im Starbucks selber die Getränke in Porzellan ausgeschen­kt werden. Das macht auch nicht jeder.“Ob in Augsburg dann mehr Kaffee-to-go konsumiert werde, müsse sich erst zeigen. „Vielleicht verlagert sich das Geschäft auch nur.“

O

Info Interessen­ten am Recup Mehr wegsystem können sich an die Abfall beratung beim aws wenden unter 0821/324 4890 oder: abfallbera tung@augsburg.de. Aufkleber für die Kampagne „Bring your own cup“u. a. über: info@plastikfre­ies augsburg.de.

Becher können auch in München abgegeben werden

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Eine Alternativ­e zu Wegwerfbec­hern sind eigene Kaffee Gefäße, wie sie Tanja Ferrari zeigt. Zahlreiche Cafés füllen inzwischen auch mitgebrach­te Becher auf. Zusätzlich führt die Stadt ein System mit Pfandbeche­rn ein.
Foto: Silvio Wyszengrad Eine Alternativ­e zu Wegwerfbec­hern sind eigene Kaffee Gefäße, wie sie Tanja Ferrari zeigt. Zahlreiche Cafés füllen inzwischen auch mitgebrach­te Becher auf. Zusätzlich führt die Stadt ein System mit Pfandbeche­rn ein.
 ?? Foto: Sarah Schatzenbe­rger ?? Diese Aufkleber weisen darauf hin, dass ein Café den Kaffee auch in mitgebrach­te Becher füllt.
Foto: Sarah Schatzenbe­rger Diese Aufkleber weisen darauf hin, dass ein Café den Kaffee auch in mitgebrach­te Becher füllt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany