Koenigsbrunner Zeitung

„Manche Einsätze vergesse ich nie“

Der stellvertr­etende Leiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen hat in knapp 42 Dienstjahr­en viel erlebt. Nun geht Rudolf Karl in Pension, einige Erlebnisse lassen ihn nicht los

- VON CARMEN JANZEN

Schwabmünc­hen

Polizeihau­ptkommissa­r Rudolf Karl ist in seiner grünen Uniform in der Region bekannt. Er war in den vergangene­n 42 Jahren in Schwabmünc­hen, Bobingen und Haunstette­n im Einsatz. Heute, am Freitag, wird er 60 Jahre alt und mit seinem Geburtstag beginnt auch der Ruhestand. Ganz traurig scheint er darüber nicht zu sein: „Mehr als vier Jahrzehnte habe ich gearbeitet, 30 Jahre davon im Schichtdie­nst. Ich habe es gerne gemacht, aber jetzt reicht es“, sagt er auf einer kleinen Verabschie­dungsfeier im Büro des Schwabmünc­hner Bürgermeis­ters Lorenz Müller im Rathaus.

Karl startete 1976 bei der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n, war anschließe­nd bei der Polizeiins­pektion (kurz: PI) in Haunstette­n im Einsatz, bevor er als Dienstgrup­penleiter nach Bobingen wechselte. Dort verbrachte er 20 Jahre seines Arbeitsleb­ens. Im August 2011 wechselte er als stellvertr­etender Inspektion­sleiter nach Schwabmünc­hen. Kommissari­sch übernahm er dort sogar acht Monate lang die Leitung, als der damalige Chef Diet- Pascher vor seiner Pension erkrankte und der jetzige Chef Gernot Hasmüller noch nicht da war. Eine gute Erfahrung, sagt Karl: „Das war sicher die anstrengen­dste, aber auch die schönste Zeit meiner Karriere. Unter den Kollegen herrschte trotz Personalma­ngels ein unglaublic­h toller Zusammenha­lt. Das Teamverhal­ten war klasse.“Dann kam Hasmüller, der den Posten übernahm. Rivalitäte­n gab es zwischen beiden aber nicht. Hasmüller lobt seinen Stellvertr­eter über den Klee: „Er hat das super gemacht in den acht Monaten. Da musste ich erst einmal mithalten. Er ist ein erfahrener Polizist, ein menschlich­er Vorgesetzt­er, ein hilfsberei­ter Kollege und ein sehr agiler Typ, den es nicht lange auf dem Bürostuhl hält. Für mich persönlich ist es besonders schade, dass er geht. Wir haben uns immer gut ergänzt.“

Bürgermeis­ter Müller bedauert den Weggang von Rudolf Karl ebenfalls, gönnt ihm aber seinen Ruhestand. Der Polizeidie­nst sei physisch und psychisch sehr fordernd. „Da kann man nach Feierabend nicht einfach abschalten“, sagt Müller und Rudolf Karl gibt ihm recht. Manche Einsätze seien extrem belastend. Besonders schlimm ist die Erinnerung an einen Mordfall in Bobingen vor vielen Jahren: „Die Mutter meines Kollegen wurde ermordet. Ich war gerade genau mit diesem Kollegen auf Streife und als erstes am Tatort. Das vergesse ich nie.“Ins Gedächtnis gebrannt hat sich ihm auch die Situation beim Überbringe­n einer Todesnachr­icht nach einem Unfall. Es war damals Karls zweiter Arbeitstag in Schwabmünc­hen: „Eigentlich ist das Überbringe­n dieser Nachrichte­n für uns nichts Außergewöh­nliches. Doch in den Stauden kam ein Motorradfa­hrer ums Leben. Als wir dann an seiner Haustür klingelten, öffnete eine hochschwan­gere Frau. Sie erwartete Zwillinge und hatte bereits zwei Kinder. Das war richtig traurig.“Mit Schrecken erinnert sich Rudolf Karl auch an einen Lechfelder Familienva­ter. Er wurde 2014 plötzlich vermisst und erst viehard le Wochen später tot in einem Badeweiher bei Langerring­en gefunden. „So manche Einsätze vergesse ich wohl nie“, sagt Karl.

Besonders schöne Einsätze hatte er dagegen auf den Sigoldsand Festivals in Schwabmünc­hen. „Chillige Stimmung, gutes Sicherheit­skonzept der Veranstalt­er und friedliche Gäste“, so seine Bilanz. Auch das Mickhauser Bergrennen zählte zu seinen favorisier­ten Arbeitsein­sätzen.

In Pension möchte er weiterhin viel Sport treiben – schwimmen, laufen und Rennrad fahren. Außerdem will er zusammen mit seiner Frau mit dem Wohnmobil nach Sizilien fahren. Karl hat eine Tochter und einen Sohn, der bereits in seine Fußstapfen getreten ist und bei der PI in Füssen arbeitet. So schnell wird Rudolf Karl den Draht zur Polizei also nicht verlieren, auch weil er am Dienstspor­t jeden Dienstag weiterhin teilnehmen möchte.

Schlimme Erinnerung an einen Mordfall in Bobingen

O

Nachfolger Wer neuer stellvertr­eten der Leiter der PI Schwabmünc­hen wird, ist noch nicht bekannt. Hasmüller geht davon aus, dass dies erst im März feststeht.

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Foto: Carmen Janzen Der stellvertr­etende Leiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen, Rudolf Karl, geht nach knapp 42 Dienstjahr­en in Pension. Unter anderem war er auch 20 Jahre lang in Bobingen im Einsatz.

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