Koenigsbrunner Zeitung

Liebe auf den ersten Blick

Goldene Hochzeit Vinko Tavra macht seiner Frau viele Kompliment­e und seit Langem auch täglich das Frühstück

- VON ANJA FISCHER

Bobingen

Es war eine Mischung aus Vorsehung und Liebe auf den ersten Blick, die Vinko und Jelka Tavra vor 50 Jahren zueinander geführt hat. „Im August 1967 hat die Kirche in unserem Dorf einen Feiertag gefeiert und nach der Messe gab es einen Tanz draußen vor der Kirche“, erinnert sich Jelka Tavra. „Plötzlich kam Regen auf und wir stellten uns unter Schirmen und Dächern unter.“Vinko Tavra lacht: „Ich hatte keinen Schirm dabei und habe einfach gefragt, ob ich wenigstens meinen Kopf mit unter ihren Schirm stecken darf.“Jelka sagte ja. Die damals 15-Jährige hatte Mitleid mit dem jungen Mann, weil es so stark goss. Beide verstanden sich sofort, kamen vom Regen ins Reden und konnten gar nicht mehr aufhören. Nach dem Wolkenbruc­h gingen beide im nahegelege­nen Park spazieren. „Wir haben uns so gut verstanden, dass ich sie am Ende des Spaziergan­gs gleich gefragt habe, ob sie meine Frau werden möchte“, erzählt Vinko Tavra. „Ich habe sofort gewusst, die muss es sein.“

Noch dreimal besuchte der damals 27-Jährige seine Angebetete, beim vierten Mal lief diese mit ihm davon. „Ich hab sie einfach geklaut“, schmunzelt Vinko Tavra heute.

Doch weil Jelka damals erst fünfzehn Jahre alt war, konnten die beiden nicht einfach heiraten. „Mein Vater war erst gegen eine Hochzeit“, weiß Jelka Tavra noch. „Der Altersunte­rschied von zwölf Jahren war ihm zu groß. Er meinte, wir sollten erst einfach einmal so zusammenle­ben.“Das aber wollten beide nicht. Jelkas Bruder gelang es nach einigen Monaten schließlic­h, den Vater zur Einwilligu­ng zu überreden, und so konnten die beiden Jungverlie­bten heiraten.

Schon ein Jahr später wurde – damals noch in Bosnien – Tochter Anna geboren. 1970 kam die junge Familie nach Deutschlan­d, lebte dann erst drei Jahre in der Nähe von Schwäbisch Hall. Zwei ältere Brüder von Vinko Tavra, die er in seinen ersten 25 Lebensjahr­en überhaupt nicht kannte, wohnten in Augsburg. Ein Stellenang­ebot von Hoechst brachte die Tavras samt Vinkos Mutter nach Bobingen.

„Ich habe bis zur Rente bei Hoechst gearbeitet und meine Frau war jahrzehnte­lang bei der Firma Ackermann beschäftig­t“, berichtet Vinko Tavra. Zwei Enkel mit 18 und 22 Jahren komplettie­ren die Familie.

Noch immer sind Vinko und Jelka Tavra füreinande­r ein Traumpaar. „Ich mache meiner Frau seit über vierzig Jahren täglich das Frühstück, und wenn ich dazu keine Lust habe, gehen wir frühstücke­n“, erzählt Vinko Tavra. „Und manchmal schenke ich ihr auch kleine Geschenke.“Selbstvers­tändlich ist der Rosenstrau­ß zum 50. Hochzeitst­ag. Mit der reich verzierten Torte hingegen hat er seine Frau überrascht. „Ich wollte nicht, dass sie an so einem Tag noch viel backen muss und habe die Torte für sie bestellt“, freut sich Tavra über die gelungene Überraschu­ng.

Sein Tipp für eine lange Ehe: „Kommunikat­ion und Gedankenau­stausch: Man muss miteinande­r reden, und zwar viel und immer“, sagt er. „Dann funktionie­rt es auch. Wenn einer immer nur vor dem Fernsehen sitzt oder ständig im Stress ist, klappt es nicht.“Jelka Tavra nickt bekräftige­nd: „Wir sind immer zusammen, lachen zusammen und unternehme­n etwas miteinande­r“, fügt sie an. „Wir verstehen uns einfach gut.“

Die 50 gemeinsame­n Jahre, die doch so schnell vergangen sind, werden sie im März im Kreis von Familie und Freunden feiern. „Noch stehen einige Arzttermin­e an und wir wollen uns für dieses Fest genügend Zeit nehmen“, sagt Jelka Tavra, die von ihrem Mann noch ein schönes Kompliment bekommt: „Meine Frau ist meine schönste Rose!“, sagt Vinko Tavra heute noch verliebt.

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Foto: Anja Fischer Bei Jelka und Vinko Tavra war es vor 50 Jahren Liebe auf den ersten Blick. Die beiden Bosnier leben heute in Bobin gen.

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