Rollt der D Zug wieder so schnell?
Nordische Kombination Trainer Hermann Weinbuch warnt Staffel vor zu viel Selbstsicherheit
Pyeongchang Wer führt da im Hintergrund eigentlich Regie? Lässt sich Erfolg wirklich so exakt in einen Kalender eintragen? Und: Warum kommt zur eigenen Stärke auch noch immer die Schwäche der anderen dazu? Der Dreifach-Erfolg der Nordischen Kombinierer im Wettbewerb von der Großschanze hat alle zum Staunen gebracht.
Mit welcher Geschwindigkeit der deutsche D-Zug mit Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel da am Dienstagabend koreanischer Zeit in den Bahnhof Alpensia einfuhr, war nach der Vorgeschichte in den vergangenen Wochen nicht zu erwarten. Doch Bundestrainer Hermann Weinbuch hat anscheinend wieder mal den Lokomotivführer gespielt und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Weichen gestellt, ein paar verrostete Schrauben geölt und Dampf in den Kessel gebracht.
In der Pressekonferenz als Superstar-Trainer angekündigt, machte der 57-jährige Weinbuch seinem Ruf alle Ehre. Er kämpfte mit den Tränen, als er erst einmal seine Protagonisten lobte: „Die Jungs haben etwas Einmaliges geschafft. Sie sind ein Team der Superlative.“Dabei sei seine Mannschaft – anders als bei der überragenden WM vor einem Jahr in Lahti – in Pyeongchang unter ganz anderen Voraussetzungen gestartet.
„Sie sind von hinten gekommen, haben sich in eine große Form reingesprungen und -gelaufen. Ein Riesenkompliment, wie jeder gearbeitet und an sich geglaubt hat“, umriss der Oberbayer die Herausforderungen des Trainerteams, aus dem er seine Co-Trainer Ronny Ackermann und Kai Bracht besonders hervorhob: „Auch bei denen greift jedes Rädchen ineinander.“
Vor dem Teamwettbewerb heute ab 8.30 Uhr warnt Weinbuch. Das sei „kein Selbstläufer, die Norweger haben uns in dieser Saison stets geschlagen.“Doch mit einem wiedererstarkten Johannes Rydzek und Zweifach-Medaillengewinner Frenzel zählt das deutsche Team so oder so als Top-Favorit. Rydzek hat bei der kurzen, aber intensiven GoldParty im Deutschen Haus von „Emotionen für die Ewigkeit“gesprochen und in seiner Euphorie auch seinen Vereinskollegen vom Skiclub Oberstdorf, Vinzenz Geiger, nicht vergessen.
Der 20-Jährige habe bei seinen ersten Spielen „geniale Auftritte hingelegt“und sich die Nominierung als Neunter und Siebter für die Staffel redlich verdient. Gespannt darf man sein, ob Weinbuch den Mut hat, den Jüngsten im Team gleich in die Rolle des Schlussläufers zu drängen. Aber klar ist auch: Wenn er es tut, wird der Bundestrainer die richtigen Worte finden.