Schreibe dein Buch!
Schreibe dein Buch!“, so lautete die Überschrift auf einem Plakat an einer Tram-Haltestelle. Ein Verlag suchte Hobby-Schriftsteller und deren Memoiren. Vielleicht eine gute Masche, um zu Geld zu kommen. Ich meine, für die Verlage. Aber auch ich dachte gleich: „Schreib doch ein Buch“, nach dem Motto: „Wer schreibt, der bleibt.“Erst stellte ich mir eine Autobiografie vor mit dem Titel „Aufgewachsen in Oberhausen, heute in Neusäß. Gemäß der Überzeugung, wer es schaffen will, der schafft es auch!“
Eine Kindheit zwischen einer Freibank und einer „Negerboiz“(sorry, so nannte man damals Wirtschaften, die von schwarzen GIs besucht wurden). Erste Schwimmversuche im Hettenbach, Waffelund Schokoladenbruch bei der großartigen Eisdiele „Eiskraus“, der „Bolla“zehn Pfennig.
Vielleicht schreibe ich auch gleich mein Hauptwerk: „77 Gründe Augschburg nicht zu verlassen“– mit den Kapiteln „Plärrer“, „Donauwörther Straße“, „Strassaba“.
Oder ich versuche es mit etwas Ernstem – „Nur eine Videokamera war Zeuge!“Der Plot: Ein Ehepaar, das sich vegan ernährt, bewegt sich immer auf Liegefahrrädern durch die Stadt. Die beiden bereiten sich exotische Speisen wie Bachblütenstrudl zu. Ihre Kinder Dalai und Lama leiden darunter, dass sie nie zuckerhaltige Süßigkeiten bekommen, sondern höchstens Salbei-Lutscher. Sie würden alles dafür tun, sich mit Schokolade satt zu essen.
Dann passiert es. Ein Lkw übersieht die Eltern, nur eine Videokamera war Zeuge. Die Kinder werden Vollwaisen und kommen zu den Großeltern. Diese versuchen alles, die Kinder glücklich zu machen: Sie kaufen ihnen Handys, zum Frühstück gibt es Schokocreme, zweimal in der Woche essen sie Fast Food, aber den Kindern ist die Lust auf das Verbotene vergangen. Was soll aus ihnen werden? – Oh je, das ist ziemlich tragisch. Vielleicht doch besser kein Buch?
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.