Auf Schlupfwallfahrt
Ein Grenzgang für Wanderer
Eigentlich sollte man eine Wanderung als Rundtour angehen. Nicht aber in diesem Fall: Wenn sich das Alpenpanorama zwischen Säuling und Aggenstein postkartenwürdig öffnet und sich dann beim „Heimweg“die grüne Südflanke des Auerbergs mit seinem steinalten St. Georgs-Kirchlein zeigt, ist das ein Erlebnis. Wir starten die Wanderung ins schwäbisch-bayerische Grenzland in dem zum oberbayerischen Bernbeuren gehörenden Ortsteil Eschach und gehen auf einem schmalen Wirtschaftsweg zunächst talwärts durch die grünhügelige Wiesen- und Waldlandschaft zu dem in herrlicher Hanglage platzierten Weiler Hinterlangegg. Diesen verlassen wir westwärts ins Tal gehend in Richtung des Örtchens Nachsee. Von Nachsee aus erreichen wir bald – an einem Rotwildgehege vorbeikommend – das Gut Kinsegg. Dieses stellt sich als Forstgut für Natur- und Erlebnispädagogik sowie für naturbezogene Veranstaltungen und Angebote zur Verfügung. Ein Panoramasträßchen mit schönen Ausblicken die Sameister-, Langenwalder- und Kinseggerweiher führt hinunter zum Weiler Sameister. Ganz unbemerkt haben wir dabei die Grenze zwischen Oberbayern und Schwaben überschritten. Bekannt ist Sameister auf Grund seiner vom Allgäuer Baumeister Johann Jakob Herkommer errichteten frühbarocken Kapelle „Maria Sieben Schmerzen“, wo dieser auch seine letzte Ruhe fand.
Er wurde übrigens im Gasthof „Adler“gleich neben der Kirche geboren. Die berühmtesten Herkommer’schen Werke sind das Kloster sowie St. Mang in Füssen und die als „Kleine Wies“titulierte RokokoPfarrkirche in Seeg. Der Barockbaumeister sorgte auch für eine Besonderheit in „seiner“Kapelle: Wer dort das Heilige Grab besuchen will, muss durch einen arg niederen Eingang „schlupfen“.
Nur so sei Gnade zu erlangen. Trotzdem oder gerade deshalb: Die „Schlupfwallfahrten nach Sameister waren im 19. Jahrhundert recht angesagt.