Spring im Quadrat!
Kein alter (Cowboy-)Hut: So lebendig ist die Square Dance-Szene in Augsburg. Ein Besuch beim Club Running Turtles, den rennenden Schildkröten
nicht, aber langärmelige Hemden sind bei den Herren lieber gesehen als kurzärmelige. Damen tragen gern Pettycoat und Bluse. Weniger nostalgisch ist die Musikauswahl: Im modernen Square Dance ist erlaubt, was gefällt – von CountryMusik bis zu AC/DC. Hauptsache der Takt passt. In der Regel liegt das Tempo bei 126 Beats (Schläge) pro Minute. „Je nach tänzerischem Niveau kann man die Geschwindigkeit auch drosseln oder anheben“, verrät der 52-jährige Caller Gregor Stock, Square Dance fördert nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Fitness: Weil die Tänzer nicht wissen, welche Kommandos gerufen werden, hilft der Tanz nachgewiesenermaßen gegen Demenz.
Die Running Turtles wurden 2006 ins Leben gerufen. Mittlerweile zählen die rasanten Schildkröten 62 Mitglieder. Als Konkurrenz empfinden sich die Clubs untereinander nicht. Im Gegenteil: Alle drei Monate finden gemeinsame Treffen statt, bei denen reihum jeder Club als Gastgeber fungiert. Das Durchschnittsalter in den Augsburger Square Dance Clubs liegt bei etwa 40 Jahren. Es gibt aber auch achtjährige Tänzer. Mit 78 Jahren ist Thea Moritz die älteste Dame bei den Running Turtles. Wegen eines Wirbelsäulen-Schadens darf sie seit einem Jahr nicht mehr aktiv mitmachen. Für sie bedeutet der Club nicht nur Tanz, sondern gemeinsames Feiern und Reisen.
Die Running Turtles haben schon Gleichgesinnte von Hamburg über Wien bis nach Dänemark und Frankreich besucht. 2009 ging es ins Mutterland des Square Dance. „Schade, dass es in Augsburg nicht noch mehr Square Dance-Fans gibt“, findet Thea Moritz. Im Rheinland sei viel mehr los, berichtet die Seniorin. Auch in München oder Stuttgart ist mit jeweils etwa 30 Clubs in Sachen Square Dance mehr geboten. Weitere Hochburgen des Square Dance in Deutschland sind das Ruhrgebiet und der hohe Norden. „Augsburg liegt dennoch im guten Durchschnitt“, weiß Wolfgang Daiss vom Dachverband EAASDC (European Association of American Square Dancing Clubs). „Es gibt in der Region Augsburg sehr aktive Clubs, die großen Einfluss darauf haben, dass die Szene lebendig bleibt.“
Und Tänzer, wie die 13-jährige Veronika Pöhlmann. Gemeinsam mit der ganzen Familie begann sie 2012 mit dem Square Dance. Zu ihren Tanzpartnern zählt auch ihr Papa Michael. Was die Familie am meisten schätzt, sind die Freundschaften, die dabei entstehen. Das alljährliche Square Dance ClubTreffen „Turtle Run“, initiiert von den Running Turtles, ist mit einigen hundert Teilnehmern die größte Square Dance-Veranstaltung in Schwaben.
Die rüstige „Oma Susi“ist extra aus Stuttgart gekommen, um mitzufeiern. Selbst Gäste aus dem benachbarten Ausland wie Dänemark und Frankreich sind angereist, um das zehnte Jubiläum der Veranstaltung zu würdigen. Jürg Iten, der mit seiner Frau Daphne aus der Schweiz vorbeischaute, sagt: „Wir sind hier, um gute Freunde zu besuchen. Die Reise nach Augsburg ist kein Muss, sondern eine Ehre.“
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Clubabende der Running Turtles SDC Augsburg: jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr in der Sportallee 12, Gersthofen. Gäste sind nach vorheriger Anmeldung willkommen. Näheres auch im Internet unter www.runningturtles.de.