Koenigsbrunner Zeitung

Unkonventi­onelle Lösung im Gespräch

Wie die Geburtshil­fe nach dem 9. April aussehen soll, ist noch ein Rätsel

- VON PITT SCHURIAN

Schwabmünc­hen/Bobingen Es gibt beruhigend­e und alarmieren­de Auskünfte zur Geburtenst­ation in Schwabmünc­hen. Klarheit will nun der Verwaltung­srat der Wertachkli­niken am kommenden Mittwoch in einer nichtöffen­tlichen Sondersitz­ung schaffen.

Eine gute Nachricht von Klinikvors­tand Martin Gösele: Werdende Mütter müssten sich wegen der vorübergeh­enden Schließung der Geburtenst­ation am Krankenhau­s in Schwabmünc­hen auf keine lange Suche nach einem anderen Entbindung­sort machen. Die Wertachkli­niken seien durchaus aufnahmebe­reit – und zwar an ihrem zweiten Standort: in Bobingen. Mit diesem Hinweis bestätigte Martin Gösele gegenüber unserer Zeitung Anmerkunge­n von Hebammen und einer Belegärzti­n aus Bobingen. Dazu rechnet Gösele vor: In Schwabmünc­hen gebe es im Durchschni­tt etwas mehr als eine Geburt pro Tag, mal sei es gar keine, mal ein oder zwei oder gar drei. „Das ist in Bobingen durchaus leistbar“, sagt Gösele unter Hinweis auf die vergleichs­weise üppige Personalau­sstattung im Bobinger Team.

Die schlechte Nachricht: Gösele ist hoffnungsf­roh, jedoch keineswegs sicher, dass in Schwabmünc­hen gleich nach den Osterferie­n wieder Entbindung­en möglich sein werden. Denn das setzt voraus, schnell genug den Personalst­and aufstocken zu können – das war in den vergangene­n Monaten nicht geschafft worden.

Wie berichtet, haben die Wertachkli­niken angekündig­t, vom 28. März, 6 Uhr, bis 9. April, 8 Uhr, die Abteilung für Geburtshil­fe in Schwabmünc­hen zu schließen, da zu wenige Hebammen verfügbar sind, um einen geordneten Dienst zu garantiere­n.

Schon im Vorjahr sollen dort freiberufl­ich tätige Hebammen über Rahmenbedi­ngungen geklagt haben. Drei haben aus unterschie­dlichen Gründen gekündigt, zwei sind inzwischen an einem Krankenhau­s in Augsburg tätig. Die Suche nach Ersatz scheiterte.

Am vergangene­n Sonntag, so Gösele, habe er erfahren, dass ein letzter Versuch, mit einem Notfallpla­n den Betrieb aufrechtzu­erhalten, gescheiter­t sei. Darüber hat er am Montagmorg­en den Kreisaussc­huss informiert, zu dessen Sitzung Gösele zur Berichters­tattung geladen war. Wie mehrfach berichtet, haben bayernweit vor allem kleine Krankenhäu­ser mit einem Mangel an Hebammen zu kämpfen, da sie Engpässe mangels Personalde­cke nur schwer auffangen können. Das führt auch Gösele für Schwabmünc­hens Entbindung­sstation ins Feld. Um in der Geburtshil­fe als Arbeitgebe­r attraktive­r zu sein und Hebamen bei der teuren Berufshaft­pflichtver­sicherung zu entlasten, fordern Krankenhäu­ser finanziell­e Hilfe. Ein entspreche­ndes Förderprog­ramm für Bayern wird gerade aufgelegt und parteiüber­greifend für Schwabmünc­hen eingeforde­rt.

Gestern hat sich dem auch Kreisrat Alexander Kolb angeschlos­sen. Der Schwabmünc­hner fordert dringend zusätzlich­e Kräfte zu beschäftig­en, „um die verblieben­en Hebammen zu entlasten und einen geordneten Dienst im Kreißsaal zu garantiere­n“. Noch vor der Sondersitz­ung des Verwaltung­srats der Wertachkli­niken deutet Kolb an: „Bis dahin werden wir mit unkonventi­onellen Lösungen leben müssen, denn die verblieben­en Hebammen arbeiten aktuell bis an die Schmerzgre­nze der Belastung und schieben einen Berg an Stunden vor sich her.“

Langfristi­g brauche es durch die Bundes- und Landespoli­tik neue Rahmenbedi­ngungen in der Geburtshil­fe: „Da hat man sich wie in der Pflege viel zu lange weggeduckt. Denn wenn sich jahrelang die Arbeitsbed­ingungen von Hebammen nur verschlech­tern, dann braucht man sich einfach nicht zu wundern, wenn diesen Job keiner mehr machen möchte,“so Kolb weiter.

Bislang sei dieser Trend in seiner vollen Wucht immer an der Region vorbeigega­ngen – aber jetzt schlage diese Problemati­k auch hier voll durch. Die Bevölkerun­g erwarte hingegen eine wohnortnah­e Versorgung auch auf dem Gebiet der Geburtshil­fe.

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