Wilder Westen auf Griechisch
Wem der dreifach chemisch gereinigte deutsche Bundesliga-Fußball zu steril ist, der sollte sich die griechische erste Liga mal genauer ansehen. In der Super League scheint man es mit manchen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht so genau zu nehmen. Die Folge: jede Menge Wilder Westen auf den Plätzen der Hellenen.
Regelmäßig ergießt sich zum Beispiel eine Springflut aus Feuerzeugen, vollen Bierbechern und sonstigen Wurfgeschossen auf Schiedsrichter, Trainer und Spieler. Wegen drohender Fan-Ausschreitungen war der Liga-Start 2016 schon einmal um einige Wochen verschoben worden. Vor knapp einem Monat sorgte der Besitzer von Paok Saloniki für authentisches WesternFlair: Iwan Savvidis war während des Spitzenspiels gegen den AEK Athen mit einem Revolver am Gürtel aufs Spielfeld gerannt, um gegen die Annullierung eines Tores seiner Mannschaft wegen Abseits zu protestieren. Das Spiel wurde abgebrochen. Die humorlose Reaktion der griechischen Regierung: Die Meisterschaft wurde unterbrochen. Erst am Wochenende rollte der Ball nun wieder.
Das, was auf dem Rasen passierte, erregte aber wiederum den Unmut von Evangelos Marinakis. Der 50-jährige Reeder ist Besitzer von Olympiakos Piräus und war etwas enttäuscht von dem Auftritt seiner Mannschaft beim 1:1 gegen Levadiakos. Marinakis, gegen den eine Anklage wegen Spielmanipulation vorliegt, reagierte, wie es sich für einen griechischen Klub-Boss gehört: Der 50-Jährige mit dem Aussehen eines sizilianischen Mafiapaten kündigte an, die komplette Stammmannschaft rauszuschmeißen und durch Nachwuchsspieler zu ersetzen. Außerdem muss das Team wegen schlechter Leistungen 400 000 Euro Strafe an den Klub zahlen. Klar: Immerhin beträgt der Abstand auf Tabellenführer AEK schon satte drei Punkte.
Leider scheinen Uefa und Fifa dem Wilden Westen auf dem Inselstaat den Garaus machen zu wollen. Ein „Fußball-Grexit“, ein Ausschluss des Landes vom internationalen Fußballgeschehen, sei nicht mehr weit entfernt, warnte ein Sondergesandter kürzlich. So weit kommt es hoffentlich nicht.
Gerade Uefa und Fifa müssten ein Herz für ehrbare Geschäftsmänner wie Marinakis haben.