Unfassbare Zustände
Die Schilderungen der Donauwörther Heimkinder über ihre Zeit in der Einrichtung sind erschütternd. Dass die Sitten in den fünfziger und sechziger Jahren rauer waren, ist bekannt. Wenn die Kinder nicht gehorchten, gab es schnell mal eine Tracht Prügel. Was sich aber hinter den Mauern des Donauwörther Kinderheims abspielte, geht weit darüber hinaus.
Erschreckend ist besonders, dass diese Taten eng mit dem Namen eines Pfarrers und einzelner Erzieherinnen verbunden sind. Für beide Berufe sind Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Lebensumstände der Kinder Pflicht. Beides fehlte bei Max Auer und einigen Erzieherinnen offensichtlich vollkommen. Dabei wäre es für die Heimkinder sehr wichtig gewesen, hatten diese im Leben doch schon schlimme Schicksalsschläge hinnehmen müssen: Ihre Eltern waren gestorben oder mit der Erziehung völlig überfordert. Deswegen kamen die Kinder ins Heim.
Doch dort begann für viele das Martyrium erst richtig. Zwar ist von allen ehemaligen Heimkindern, die sich bei unserer Zeitung gemeldet haben, zu hören, dass es auch liebevolle Schwestern in jener Zeit gab. Den Übergriffen durch den Pfarrer und einzelne gewalttätige Kolleginnen hatten aber auch sie offenbar nichts entgegenzusetzen – vielleicht auch aus Angst. Er leitete das Heim „mit strenger Hand“, wie es der frühere Internatsleiter der Knabenrealschule Donauwörth kürzlich formulierte.
Immerhin einen Lichtblick gibt es in dieser Affäre: Die Diözese und die Stiftung, zu der das Kinderheim gehörte, ducken sich nicht weg. Obwohl die Taten juristisch verjährt sind. Sie suchen das Gespräch mit den Betroffenen und sind auch bereit, einen finanziellen Ausgleich für das erfahrene Leid zu bezahlen.