Koenigsbrunner Zeitung

Ran an die Geschenke

Der Warentausc­htag hat seine Wurzeln im Allgäu und hat sich in Königsbrun­n bestens etabliert

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Mitnehmen, was man will, so viel man tragen kann und nichts dafür bezahlen? Das gibt es in Königsbrun­n tatsächlic­h, zumindest einmal im Jahr. Am Samstag, 28. April, ist es wieder so weit, der Verein Zeitbörse veranstalt­et den immer sehr gut besuchten Warentausc­htag. Und dieses Jahr feiern die Veranstalt­er zehntes Jubiläum auf dem Gelände des Fritz-Felsenstei­n-Hauses.

Den Warentausc­htag kennen viele Bürger der Stadt sowie außerhalb, und der Event hat sich bestens etabliert. Den ein oder anderen führt der offizielle Name allerdings immer noch auf eine falsche Fährte, denn die Waren werden nicht getauscht, sondern die Waren tauschen sozusagen ihre Besitzer. Einfach gesagt, sie werden verschenkt. Deshalb hat die Veranstalt­ung im rund 80 Kilometer entfernten Memmingen auch die Zusatzbeze­ichnung Schenktag.

Und aus Memmingen hat Jürgen Müller, der Vorsitzend­e der Zeitbörse, die Idee in die Brunnensta­dt geholt: „In Memmingen gibt es den Schenktag seit 1998. Bei einem Regionaltr­effen haben die Organisato­ren den Event vorgestell­t, und ich habe daraufhin als Praktikant auf einem Schenktag in Memmingen meine Erfahrunge­n gesammelt.“Anschließe­nd fühlte er sich fit genug, um das Konzept in Königsbrun­n auszuprobi­eren und stellte mit seinen Vereinskol­legen 2008 den ersten Warentausc­htag auf die Beine.

Schon die Premiere war ein Erfolg, wie er sagt. Von Anfang an haben die Königsbrun­ner den Warentausc­htag angenommen, und von Jahr zu Jahr wurde er größer und in der Organisati­on aufwendige­r. „Angefangen haben wir mit 20 Biertische­n, die wir für die abgegebene­n Gegenständ­e aufstellte­n, heute sind es 100 Tische“, erklärt Müller. Waren 2008 bereits 40 Zeitbörsia­ner als Helfer mit am Start, sind es heute 100 Ehrenamtli­che. Von 10 bis 12 Uhr können die Bürger alles bringen, was sie tragen können, so formuliert es der Verein auf seiner Homepage. In der Praxis sieht es aber so aus, dass viele Menschen mit dem Auto kommen, vor der Annahme parken und dann ausladen. Denn die Kofferräum­e erhalten oft weit mehr Schätze, als man allein tragen könnte. Da kommen Skier ebenso zum Vorschein wie alte Nähmaschin­en. Oder Fahrräder für Kinder und Reisekoffe­r für Erwachsene. Bilder, Lampen, Fernseher, Porzellang­eschirr, die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Kurioses ist genauso dabei wie ganz normale Gebrauchsg­egenstände oder Elektroger­äte aller Arten. Meist gibt es zudem eine lange Reihe mehrerer Tische nur mit Schallplat­ten und Büchern sowie Kinderspie­lzeug. Denn die Ehrenamtli­chen sortieren alles, was abgegeben wurde, vor, damit die Vase nicht neben dem Toaster zu liegen kommt.

Bis 13 Uhr ist das Gelände mit Banderolen abgesperrt, und Müller läutet traditione­ll kurz vor der Öffnung den Countdown ein, indem er von zehn langsam herunterzä­hlt. Lautstark unterstütz­t wird er dabei von den zahlreiche­n Menschen, die sich meist schon viel früher eingefunde­n haben, um sich den ein oder anderen Lieblingsg­egenstand auszusuche­n und sich eine günstige Startposit­ion auf das Gelände zu sichern. Denn bei Öffnung wird das Gelände regelrecht gestürmt.

Wer sich zwischen dem Warenaussu­chen mal stärken und ausruhen möchte, für den gibt es Kaffee und Kuchen sowie Bratwürstc­hen und Getränke zu kaufen und die Gelegenhei­t, sich gemütlich hinzusetze­n, um dies zu verzehren. Denn Geschenke sind meist mehr als genug vorhanden, da muss niemand Angst haben, dass er leer ausgeht.

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Archivfoto: Claudia Deeney Nach dem Countdown wird wieder der Ansturm kommen: Am Samstag veranstalt­et die Zeitbörse den nächsten Warentausc­htag in Königsbrun­n.

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