Lieber auf den Minister hören
Als Politiker hat man es nicht leicht, als Minister schon gar nicht. Erst recht, wenn man neu im Amt ist. Schon erstaunlich, zu welchen Themen man sich da plötzlich äußern, zu was man eine Meinung haben und welche Fragen man beantworten muss. So stand jüngst auch Bernd Sibler vor einer kniffligen Aufgabe. Als neuer bayerischer Kultusminister hatte der CSU-Politiker die Ehre, den Abiturprüflingen im Freistaat ein paar wegweisende Worte mitzugeben.
Was sagt man also einem finalpubertierenden Nervenbündel kurz vor der größten Hürde des schulischen Lebens? Möglichkeiten gibt es mehrere. Der Purist wünscht viel Erfolg. Der Traditionalist spricht von einem Schritt auf dem Weg zum Ernst des Lebens, zitiert Philosophen und hat einen passenden Vers von Goethe auf den Lippen. Und der Verständnisvolle rät: „Immer cremig bleiben! Chillt einfach mal!“Minister Sibler wählte die pragmatische Variante. Er kramte tief in der Schublade mit Prüfungstipps und empfahl den Schülern: ausschlafen und gut frühstücken.
Ob er damit prüfungsgeplagten Jugendlichen wirklich helfen konnte, bleibt dahin gestellt. Am Mittwoch zeigte sich aber, dass der ministeriale Rat zumindest kein schlechter war. Weil in Niedersachsen Unbekannte auf die vorabiturielle Nachtruhe pfiffen und in ein Gymnasium einstiegen, brach in einigen Bundesländern – auch in Bayern – Hektik aus. Aus Angst, dass die in der Schule gelagerten Abiturprüfungen kopiert wurden, mussten am frühen Morgen für zigtausende Schüler sämtliche Mathe-Aufgaben ausgetauscht werden. Wohl dem, der bei all dem Stress gut gefrühstückt hatte. Und Pech für die Einbrecher – wenn es denn Abiturienten waren: Da hätten sie mal lieber ausgeschlafen.